Kino:Klimakrise im Kamerafokus

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Im Rahmen des Filmfestivals läuft im Starnberger Breitwandkino "Der Rosengarten" von Madame Vernet. (Foto: Georgine Treybal)

Das Fünfseen-Filmfestival zeigt 150 Produktionen und zieht 14 000 Besucher an

Von Gerhard summer, Starnberg

Weniger Filme? Einen Teil streamen? Oder gleich ganz auf online setzen? Nicht mit Matthias Helwig. Im August startet der Chef des Fünfseen-Filmfestivals wieder durch - und die Jubiläumsausgabe erreicht fast schon vorpandemische Fülle: 150 Produktionen vor allem aus Mitteleuropa stehen auf dem Programm des 15. Kinoevents, also deutlich mehr als auf dem Münchner Filmfest 2021. An die 100 Schauspieler, Regisseure und Produzenten kommen nach Gauting, Starnberg, Seefeld und Weßling; darunter die Stars Senta Berger, Michael Bully Herbig, Kameramann Benedict Neuenfels und Birgit Minichmayr, die mit dem Hannelore-Elsner-Schauspielpreis ausgezeichnet wird. Sogar das Cinemamobile von Wolf Gaudlitz, das zwölf Tonnen schwere Lichtspielhaus auf Rädern, reist wieder an.

So sehr Helwig an alten Strukturen festhält, so sehr geht er auch mit der Zeit. Denn er rückt ein Thema in den Fokus, das die Politik viel zu lange ignoriert und verschlafen hat: die existenzbedrohenden Folgen des Klimawandels. Das Ehepaar Anne und Alex Eichberger hat die neue Reihe samt Vorträgen und Podiumsdiskussion ersonnen und finanziert, und was die Besucher zu sehen bekommen, sind keineswegs bloß gut gemeinte Filmchen. Franz Böhms "Dear Future Children" zum Beispiel erweist sich als absolut sehenswerte und aufrüttelnde Dokumentation über junge Aktivistinnen auf drei Kontinenten.

Die Zuschauer bleiben Helwigs Festival treu, rund 14 000 Besucher kommen insgesamt zu den Vorstellungen. Doch mit den Open-Airs hat der Kinobetreiber aus Gilching dieses Mal Pech: Erst geht ein Regenguss nach dem anderen auf die Cineasten nieder, und danach ist es zu kalt für ein Filmerlebnis unter freiem Himmel.

Kurz vor Festivalende passiert noch eine Katastrophe: Das Wüstenkino, mit dem Gaudlitz von Vilgertshofen nach Weßling unterwegs ist, brennt komplett aus. Der Filmemacher und Autor kann das rauchende Cinemamobile gerade noch auf einem Feldweg vor einem Maisfeld bei Finning abstellen und seinen Projektor und wenige andere Habseligkeiten retten. Der Grund für das Feuer: ein Kabelbrand in der Fahrerkabine. Doch Gaudlitz ist nicht zu bremsen: Notfalls würde er mit geborgter Leinwand und gemietetem Wagen weiterziehen. Wenig später ersteigert er einen alten Laster der Bundeswehr.

© SZ vom 30.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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