Neubauprojekt:Wie Kinder sich ihre Schule wünschen

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So stellen sich (v.li) Lenni (9), Julika (7), Luis (8), Valentina (7) ihre neue Schule vor und zeigen es (v. li. o.) Florian Zarbo, Maria Streifinger, Michael Sturm, Rasso von Rebay. (Foto: Nila Thiel)

230 Grundschüler in Weßling haben ihre Ideen zu Papier gebracht. Ein Teil davon ziert jetzt das Banner am Bauzaun.

Von Patrizia Steipe, Weßling

Über eine Rutsche können die Kinder auf dem Bild von Zweitklässlerin Valentina ihr Klassenzimmer verlassen, für Luis aus der dritten Klasse ist ein Pausenhof ohne Fußballplatz undenkbar, und aus einem bunten Schulhaus winken auf einem anderen Bild Kinder aus den Fenstern, während der Rauch aus dem Schornstein die Worte bildet "Schule ist schön".

Im vergangenen Schuljahr hatten die 230 Mädchen und Buben, die derzeit noch auf die Grundschulhäuser in Weßling und Oberpfaffenhofen verteilt sind, gemalt wie sie sich ihre neue Schule vorstellen. Diese befindet sich derzeit nämlich erst in der Rohbauphase und wird neben dem Sportplatz in Weßling errichtet. 35 ausgewählte Bilder wurden jetzt auf Banner gedruckt und von Schülern gemeinsam mit Rektorin Maria Streifinger, Bürgermeister Michael Sturm, Gemeinderat Rasso von Rebay (FW) und Florian Zarbo vom Kommunalunternehmen der Gemeinde an Bauzäune gehängt. Die Bilder-Idee hatte Rebay. Mit ihnen soll der Bauzaun, der die nächsten Monate entlang des Meilinger Wegs steht, verschönert werden. Die restlichen Bilder werden in den beiden alten Schulhäusern aufgehängt.

Bei den meisten Bildern ist das Schulhaus sehr bunt, warme Farben wie rot und orange überwiegen. "Kinder lieben energievolle Farben", weiß Streifinger. Während Valentina ein Kino aufs Schulgelände platzierte, malten andere Kinder einen Kiosk, der teilweise größer als der Schulbau war und von einem Schüler sogar mit einem Cola-Automaten getoppt wurde.

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Bei vielen Bildern rückte das Schulgebäude in den Hintergrund. Hier dominierten die Freiflächen mit tollen Sportmöglichkeiten. Neben dem obligatorischen Fußballplatz sieht man Skaterplätze, Kletterwände, Riesentrampolins, Pools, in einen kann man direkt aus dem Klassenzimmer rutschen, sogar einen Formel-1-Parcours und ein Froschteich, in dem wohl die Amphibien von der benachbarten Umgehungsstraße Zuflucht finden können, wurden gemalt. Schmetterlinge und Vögel umschwirren so manches Schulhausbild und auf einer Koppel steht bei einem weiteren Bild ein Pferd neben der Schule.

Die siebenjährige Julika hat einen Bach mit Mühlrad durch das Schulgelände fließen lassen. "Damit könnte Strom erzeugt werden", erklärte das Mädchen. Drittklässler Lenni hat sich Gedanken über einen sicheren Schulweg gemacht. Eine lange Treppe, die einem Zebrastreifen ähnelt, ist auf seinem Bild über die Straßen gelegt. Bei Luis ist die Schule ebenfalls eher in den Hintergrund gerückt. Es dominieren die Außenanlagen mit einem riesigen Fußballfeld, denn der Achtjährige ist ein leidenschaftlicher Kicker und spielt auch schon im Verein.

Der Schulneubau ist mit 15 Millionen Euro das größte Bauvorhaben der Gemeinde. Im Frühjahr 2021 haben die Baumaßnahmen begonnen, und wenn alles gut geht, dann könnte die Schule zum Schuljahresbeginn 2023 fertig sein. Die älteren Grundschüler werden den Umzug nicht mehr erleben. Ein wenig schade findet er das schon, gestand der neunjährige Lenni. Aber anschauen wird er sich die neue Grundschule. Vielleicht sind einige der Schülerideen aufgegriffen worden, hofft er.

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Grundschüler malen die neue Schule

Jahrelang haben die Gemeinderäte gemeinsam mit den Lehrkräften und den Architekten an den Schulplänen gefeilt. Aber auch die Schüler waren daran beteiligt. "Im Sommer bin ich mit dem Modell durch alle Klassen gegangen. Die Kinder waren total begeistert", erinnert sich Streifinger. Wie ein Puppenhaus kam den Kindern das Modell vor, bei dem man das Dach abnehmen und in das Innere der neuen Schule schauen konnte.

Insgesamt wird die dreizügige Schule in zwölf Klassenzimmern Platz für 300 Kinder bieten. Dabei werden die Klassen in "Lernhäusern" zusammen gefasst. Die Klassenräume gruppieren sich um multifunktionale "Marktplätze". Den Cola-Automaten wird es wohl in der neuen Schule nicht geben, und auch das Schwimmbad ist nicht geplant. "Wir haben uns aber für einen Theater- und Musikraum eingesetzt", erklärt Streifinger. Außerdem haben die Lehrkräfte durchgesetzt, dass es vier größere Klassenzimmer gibt, für eine "größere Klasse oder wenn ein Integrationskind einen Schulbegleiter mitbringt", so Streifinger.

Auch die Anzahl der Toiletten wurde erhöht. "Die Lehrkräfte wurden bei den Planungen intensiv einbezogen und haben gute Kompromisse gefunden", freut sie sich.

Auf der Bautafel sieht man bereits das Bild eines lang gezogenen Gebäudes mit einem flachen Satteldach und vielen Holzelementen. Im Vergleich zu den Kinderbildern wirkt es recht nüchtern. Über den Fassadenanstrich könnten sich die Architekten aber noch von den Kinderzeichnungen inspirieren lassen.

© SZ vom 17.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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