Anruf im All:"I hear you loud and clear"

Oberpfaffenhofen: DLR: Kinder befragen Astronauten Matthias Maurer

Schüler sind über das Kontrollzentrum Oberpfaffenhofen mit dem Astronauten Matthias Maurer verbunden.

(Foto: Nila Thiel)

Matthias Maurer fliegt in 90 Minuten einmal um die Erde, Grundschüler aus ganz Deutschland unterhalten sich mit dem Astronauten auf der ISS.

Von Patrizia Steipe

"Wundert euch nicht, wenn Matthias Maurer nicht gleich antwortet. Es dauert ein bisschen, bis der Ton bei uns ankommt", erklärte Sina Kürtz. Die DLR-Moderatorin (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) probte gemeinsam mit ihrer Co-Moderatorin Lisa Schüttler den Live-Call mit dem Astronauten, für den sich sieben Klassen aus ganz Deutschland auf den Bildschirm ins Oberpfaffenhofener Kontrollzentrum zugeschaltet hatten. Eine Verbindung ins All sei mit enormen Vorbereitungsaufwand verbunden.

Vor Jahren schon sei der aktuelle Anruf bereits geplant worden, erklärte DLR-Wissenschaftler Thomas Uhlig. Auf großen Monitoren war die "Timeline" des Astronauten zu erkennen. "Der Stundenplan ist bis auf fünf Minuten genau getaktet", sagte Uhlig. Die Funkverbindung sendet von der Internationalen Raumstation ISS über ein Satellitennetzwerk zuerst an die NASA-Bodenstation in New Mexico, von dort nach Houston und dann nach Oberpfaffenhofen. Damit alles funktioniere, übten die Moderatorinnen vorab mit den Kindern. Dazwischen schaltete sich die NASA zum "Voice-Check" ein. Dann war es soweit: Auf dem Bildschirm erschien Maurer. Er schwebte in einem mit vielen Kabeln und Geräten ausgestatteten Raum und rief durchs Mikro: "I hear you loud and clear".

Oberpfaffenhofen: DLR: Kinder befragen Astronauten Matthias Maurer

Kinder befragen den Astronauten Matthias Maurer.

(Foto: Nila Thiel)

Gut gelaunt erzählte er vom Leben auf der ISS. Lange habe er für seinen Traum ins Weltall zu fliegen gearbeitet, und als er endlich auf der ISS angekommen sei, habe er von einem Ohr zum anderen gegrinst. Jetzt noch müsse er sich manchmal selbst kneifen, um zu realisieren, dass er tatsächlich im All sei und es sich nicht um einen Traum handele. Wenn er aus dem Fenster schaue, erkenne er einen "superschönen Planeten" mit Ozeanen, Wolken und in der Nacht seien die großen Städte als Lichtflecken zu erkennen. Besorgt sei er über graue Wolken über dem Regenwald, wenn dort brandgerodet werde. Mit 28 000 Stundenkilometern fliegt die ISS in 90 Minuten einmal um die Erde. Da werde ihm bewusst, dass unser Planet doch recht klein sei, "alles hängt zusammen. Wir sollten Probleme auf der anderen Seite der Erde nicht ausblenden", mahnte er.

Was er am meisten vermisse? "Frisches Obst, Salat, frische Luft, durch den Wald laufen, ins Wasser springen", sagte Maurer. Auf der Raumstation hätten sie zwar in einem Gewächshaus Salat gezüchtet, doch der wurde für wissenschaftliche Zwecke zurück auf die Erde geschickt. "Super entspannend und angenehm" sei die Schwerelosigkeit, antwortete der Astronaut auf eine Schülerfrage. Er fühle sich "frei wie ein Vogel", sagte Maurer, und schlug zur Demonstration einen Purzelbaum in der Schwerelosigkeit. Sie ist ein Schwerpunkt seiner Experimente. Zum Beispiel wird der Werkstoffwissenschaftler Beton mischen. Bei der Herstellung auf Erden entstehe hierbei viel CO2. Maurer forscht in der Schwerelosigkeit daran, den Prozess zu optimieren. "Als Maurer bin ich zum Betonmischen auf der ISS prädestiniert", lachte er.

Höhepunkt des Live-Calls: Maurer holte einen kleinen Behälter hervor und entrollte eine zehn Meter lange Banderole. Schwerelos schwebte das schmale Band durch die Raumstation und ringelte sich um den Astronauten. Unter dem Motto "Hand in Hand um die Welt" hatten sich 1000 Grundschüler aus ganz Deutschland selbst gezeichnet. 30 Klassen-Selfies wurden auf Spezialstoff gedruckt, der Rest auf einem USB-Stick gespeichert und ins All geschickt. Immer wieder hielt der Astronaut Bilder der händehaltenden Kinder in die Kamera. Darauf könnte sich auch die Klasse 3a aus der Gilchinger James-Krüss-Schule entdeckt haben: Sie war eine der 30 ausgewählten Klassen.

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