Jubiläum:Herzensangelegenheit

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Helena, 6, übt sich beim Snowboarden ohne Schnee. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Klinik Höhenried feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit einem bewegungsreichen Fest für Patienten und Besucher.

Von Patrizia Steipe, Bernried

Beim dritten Versuch gelang es: Energisch stieß sich die junge Frau von der Startanlage ab und sauste mit dem Snowboard den Hügel hinunter. "Vier Sekunden!", jubelte Carola Englert, Leistungssportreferentin von Snowboard Germany. Außer dem Sportgerät hatte dieses Rennen allerdings nichts mit dem Wintersport gemein. Anlässlich des 50-jährigen Geburtstages der Klinik Höhenried hatte der Kooperationspartner im Park des Klinikgeländes eine Plastikplane über einen Hügel gelegt. Darüber rutschten die Besucher ins Gras.

Ein paar Meter weiter machten sich die Teilnehmer für eine Premiere startklar. Die bayernweit erste Walk5-Gruppe absolvierte ihre erste Trainingseinheit. "Ziel dieses Projekts ist es, dass man es schafft, in fünf Wochen, fünf Kilometer weit zu gehen", erklärte Christa Bongarth, Chefärztin der Kardiologie in Höhenried. Ihre Erklärungen konnten nicht nur die Festbesucher, sondern alle Hörer des "Gesundheitsgesprächs" des Bayerischen Rundfunks (Bayern 2) hören. Statt aus dem Münchner Funkhaus wurde die wöchentliche Sendung mit der Tutzinger Ärztin Marianne Koch aus dem Kaminzimmer des Schlosses gesendet, statt auf Telefonanfragen zu antworten, wurde mit den Hauspatienten gesprochen. Vor vier Wochen habe er einen Herzinfarkt erlitten, berichtete ein Patient. "Reha braucht's nicht", sei sein erster Impuls nach der Stent-Operation gewesen. Nach ein paar Tagen in Höhenried habe er seine Meinung geändert. Seinen stressigen Lebensstil werde er nun ändern. Viel geraucht habe er, gestand ein anderer Mann aus dem Publikum. 1992 habe er einen Herzinfarkt erlitten, 1995 einen Bypass bekommen. Seitdem komme er jede Woche zur Herzsportgruppe.

Das individuelle Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung konnten die Besucher bei einem speziellen "Parcours" ermitteln lassen. Dabei wurden Blutzucker, Cholesterin und der Blutdruck gemessen und die Relation von Größe zu Gewicht berechnet. Einige Überraschungen habe es schon nach solchen Messungen gegeben, versicherten die beiden Mitarbeiterinnen der Klinik. Risikofaktoren wie hoher Blutdruck oder ein hoher Cholesterinspiegel spüre man nämlich nicht. An den Ständen deckten sich die Besucher mit den passenden Broschüren zu gesunder Ernährung, medizinischen Therapien und Forschungsergebnissen ein. Einige setzten den Vorsatz, sich mehr zu bewegen gleich in die Tat um und machten beim Bogenschießen oder Yoga mit.

Mit lautem Juchzen drückten die Kinder mit Farben gefüllte Spritzen auf großformatiges Malpapier, belagerten die Hüpfburg und die Kletterstationen. Den bunten Nachmittag im Park hatten Vereine genutzt, um sich vorzustellen. Zum Beispiel der Verein "Einfach mehr - Menschen mit Trisomie 21 im Pfaffenwinkel". Vorsichtig balancierte Vereinsmitglied Carolin Kronmüller mit Kindern über einen Kletterpfad aus bunten Plastikelementen, vorbei an bunten Kinderfotos mit Aufschriften wie "ich leide nicht an Down-Syndrom, ich habe es".

Die empfohlenen 10 000 Schritte am Tag konnten jedenfalls spielend erreicht werden. Für das Eis hatte Kardiologin Bongarth zuvor "grünes Licht" gegeben: "Bei 29 Grad dürfen sich auch Herzpatienten ein Eis gönnen".

© SZ vom 06.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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