Seefelds neuer Bürgermeister:"Ich werde da nicht lockerlassen"

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Für Klaus Kögel, den neuen CSU-Bürgermeister von Seefeld, sind der barrierefreie Ausbau des S-Bahnhofs Hechendorf und die Konsolidierung der Gemeindefinanzen die derzeit wichtigsten Themen.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Mit 52 Prozent der Stimmen hat Klaus Kögel am 29. März die Stichwahl in Seefeld gegen den Grünen-Konkurrenten gewonnen. Damit bleibt der Bürgermeistertitel in Händen der CSU, obwohl im Ortsverband nach der rüden Abwahl des alten Vorstands die Fetzen flogen. Ein Gespräch mit dem neuen Bürgermeister über Gestalten, Vermitteln, Wünsche und was einen guten Gemeindechef ausmacht.

SZ: Wann haben Sie beschlossen, Bürgermeister werden zu wollen?

Klaus Kögel: Im Frühjahr vergangenen Jahres, nachdem ich mich mit unserem CSU-Vorsitzenden Arnulf Daxer mehrmals ausgetauscht und festgestellt habe, dass wir sehr viele Übereinstimmungen haben. Natürlich habe ich diesen Schritt auch intensiv mit meiner Familie besprochen, bevor der Entschluss final war.

Warum? Was reizt Sie an dem Job?

Mich reizt und motiviert der politische Gestaltungsspielraum und die Möglichkeiten, auf kommunaler Ebene etwas für Seefeld zu bewegen. Auch in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Will ein Bürgermeister für alle sein: Klaus Kögel (CSU) vor dem Pilsensee und Schloss Seefeld. Der neue Rathauschef ist in Krailling aufgewachsen, hat eine Ausbildung als Wirtschaftsmediator absolviert und bisher für Unternehmen wie BMW und Webasto gearbeitet. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Was ist für Sie ein guter Bürgermeister?

Eine Person, die zuhören und vermitteln kann. Jemand, der auch andere Meinungen ernst nimmt und der sowohl in der Lage als auch bereit ist, durch einen Perspektivwechsel gemeinsame Lösungswege aufzuzeigen. Jemand, der einen guten Draht zu den Angestellten in der Gemeindeverwaltung hat, sie motivieren und ein gemeinsames Verständnis für die Gemeindearbeit entwickeln kann. Jemand, der die Positionen der Fraktionen und der Gemeinderäte zusammenbringt und mit größtmöglicher Transparenz und Offenheit agiert. Darüber hinaus ist aus meiner Sicht ein gutes Netzwerk zu Nachbargemeinden, Landkreis, engagierten Bürgern und natürlich zu den lokalen Unternehmern von großer Bedeutung.

Was ist für Sie jetzt das wichtigste Projekt für Seefeld?

Das wird angesichts der Corona-Krise eindeutig die Finanzlage sein. Wir müssen uns sehr schnell im Klaren sein, welche Auswirkungen die Krise jetzt und in Zukunft auf unseren Haushalt hat, und mit welchen Szenarien wir diesen Problemen wirksam begegnen können. Hier ist das Engagement und die Zusammenarbeit aller Gemeinderäte und der Verwaltung gefragt.

Aber wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie als Erstes realisieren?

Den barrierefreien Ausbau des S-Bahnhofs Hechendorf, auch wenn es vorerst nur eine Interimslösung geben würde. Wir habe einige Vorschläge erarbeitet, die wir bald mit der Deutschen Bahn diskutieren wollen. Ich werde da nicht locker lassen.

Der Streit innerhalb der CSU konnte vor der Wahl nicht beigelegt werden? Wie wollen Sie das Miteinander im Gemeinderat stärken? CSU, Grüne und FWG sind nahezu gleich stark.

Die CSU hat sich anders aufgestellt und von innen heraus erneuert. Damit waren einige unzufrieden und haben Angebote zur Zusammenarbeit ausgeschlagen. Das muss man akzeptieren, und damit war das Thema für mich auch abgeschlossen. Die Partei hat dann gemeinsam und geschlossen einen sehr engagierten Wahlkampf geführt und stellt nach wie vor den Ersten Bürgermeister. Ich habe im übrigen von Anfang an gesagt, dass es im künftigen Gemeinderat in Seefeld eine ausgewogenere Struktur als in der Vergangenheit geben wird. Das Gremium wird sich an den Sachthemen orientieren, öfters Mehrheiten suchen und mit Argumenten überzeugen müssen. Und das finde ich nicht schlimm. Es folgt lediglich dem demokratischen Prinzip.

Einige Gemeinderäte werden sich nun Hoffnungen auf den Posten des Vize machen. Haben Sie einen Wunsch-Stellvertreter?

Wir sind derzeit in intensiven Gesprächen mit allen Fraktionen. Aus meiner Sicht ist sowohl eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit wichtig als auch ein grundlegendes gemeinsames Verständnis bei den wesentlichen Themen.

Was wollen Sie in den kommenden sechs Jahren schaffen?

Ich möchte die wesentlichen Zielsetzungen aus unserem Wahlprogramm auf den Weg bringen. Dazu gehört, wie gesagt, in erster Line der barrierefreie Bahnhof, die Weichenstellung für eine langfristige Verbesserung der Gemeindefinanzen durch maßvolle, ortsverträgliche Gewerbeansiedlungen, die Fortführung von Maßnahmen zur Energiewende, die Bearbeitung von Verkehrs- und Mobilitätskonzepten sowie notwendige Planung und Realisierung von Sportstätten. Auch die Themenfelder Einkaufsmöglichkeiten, Rathaus und Krankenhaus müssen konzeptionell und planerisch zukunftsfähig aufgestellt werden.

Und was sollen die Seefelder nach sechs Jahren über Sie sagen?

Dass ich ein Bürgermeister für alle Seefelder bin und dass trotz des engen finanziellen Spielraums die versprochenen Themen angegangen worden sind. Die Diskussionen um die besten Lösungen für Seefeld waren gekennzeichnet durch ein konstruktives Miteinander im Gemeinderat und in der Verwaltung.

© SZ vom 21.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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