Immobiliengeschäft:Chinesischer Investor kauft "Centrum"

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Über den Preis für die Einkaufspassage in der Starnberger Innenstadt schweigt sich der bisherige Eigentümer aus. "Alte Post" Flensburg behält die Tiefgarage.

Von Sabine Bader, Starnberg

Die glücklose Einkaufspassage "Centrum" in der Starnberger Innenstadt ist verkauft. Die Immobiliengesellschaft "Alte Post" Flensburg GmbH - Eigentümer ist Siegfried Genz aus Berg - hat den Gebäudekomplex an einen chinesischen Investor veräußert. Das bestätigte Alte-Post-Geschäftsführer Michael Krenn, der sich derzeit im Ausland befindet, am Dienstag auf Anfrage der SZ.

Die Starnberger kennen den gläsernen Bau an der Hauptstraße eigentlich nur leer. "Am Markt vorbei gebaut", nennt dies Krenn. "Leider." Denn er persönlich findet das 1995 errichtete Centrum "echt schön". Und dennoch hat es Genz von Anfang an kein Glück beschert. Die Läden trugen sich nicht, Mieter kamen und gingen. Es gab keine Kontinuität. Dabei könnte die Lage der Passage nicht besser sein: am Schlossberg und nur ein paar Minuten Fußweg von See und Promenade entfernt.

Seit geraumer Zeit versucht Geschäftsführer Krenn, die Immobilie an den Mann zu bringen. Etliche betuchte Interessenten hatten sich im Lauf der Jahre das Gebäude in Bestlage angesehen, waren aber alle wieder abgesprungen. Unter ihnen waren auch ein Fußball-Nationalspieler und die Stadt Starnberg. Mit dem ehemaligen Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger hatte Krenn wegen des Centrums oft zusammengesessen. "Wir haben uns wirklich gut verstanden", sagte Krenn. Dann ging Pfaffinger in Ruhestand, und Eva John wurde Bürgermeisterin. Mit ihr gerieten die Verhandlungen ins Stocken. Genauer: Sie kamen gar nicht erst in Gang. Geschäftsführer Krenn hat nach eigenem Bekunden mehrmals Anläufe unternommen, mit der Stadt handelseinig zu werden, doch die Stadtspitze habe daran offenbar wenig Interesse gezeigt.

Vom Rathausvorplatz aus führt ein steiler Weg entlang der Starnberger Einkaufspassage Centrum hinab zur Hauptstraße. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Dabei hätte die Stadt das Gebäude für ihre Verwaltung gut brauchen können. Schließlich ist das Rathaus am Vogelanger längst zu klein. Bei etlichen Kommunalpolitikern kam deswegen ein Umdenken in Gang. Im Mai stattete gut ein Dutzend Stadträte Krenn einen Besuch ab, um mit ihm über die Immobilie in Stadtzentrum zu beraten. Wiederholt hatte sich auch der Stadtrat in Sitzungen mit dem Thema befasst. Schließlich hatte die Rathausspitze früher damit geliebäugelt, im Centrum die Volkshochschule (VHS) unterzubringen, die derzeit noch in der Alten Oberschule am Seebahnhof residiert.

Mit ein Grund, warum sich der Verkauf der Immobilie über so viele Jahre hinzog, war laut Geschäftsführer Krenn die Schwierigkeit, das Gebäude juristisch einwandfrei so zu teilen, sodass ein Verkauf in Einzelteilen überhaupt möglich wird. Ein paar Wohnungen im Obergeschoss sind bereits veräußert.

Verkauft hat die Alte Post jetzt ausschließlich die 3000 Quadratmeter umfassende Einkaufspassage, das Herzstück des Centrums. Weiter in der Hand der Immobilien GmbH sind das sogenannte Literatencafé, das die Stadt für ihr Archiv angemietet hat, und die Tiefgagrage mit 307 Stellplätzen. Für die Garage hat Krenn, wie er betont, ebenfalls schon Interessenten an der Hand. Wie kompliziert die Eigentumsverhältnisse zwischen Stadt und Alter Post in dieser Angelegenheit sind, zeigt ein 300-seitiges Papier, in dem unzählige Kleinigkeiten geregelt sind; von der Schlossberghalle und dem Centrum, die sich diverse Versorgungseinrichtungen teilen, bis hin zum Rathausvorplatz, der zu etwa 60 Prozent der Stadt und zu 40 Prozent der Alten Post gehört.

Über den Kaufpreis und die künftigen Pläne für die Ladenpassage schweigt Krenn sich aus. "Wir haben Stillschweigen vereinbart", sagt er. Nur so viel sagt er: "Es war ein fairer Deal." Krenn hofft jetzt vor allem, "dass aus der Immobilie etwas Schönes wird".

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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