In der anhaltenden Debatte über die Umbenennung von drei Herrschinger Straßen, die nach Personen benannt sind, die das Nazi-Regime unterstützt oder davon profitiert haben, nehmen die Anlieger recht klar Stellung. Zwei Drittel der Personen, die auf die Umfrage der Gemeinde antworten, sprechen sich dafür aus, der Erich-Holthaus-Straße, der Madeleine-Ruoff-Straße und der Ploetzstraße neue Namen zu geben. Dennoch konnte sich der Herrschinger Gemeinderat am Montagabend nicht zu einer Entscheidung durchringen: Das Thema wurde zur weiteren Beratung in den Fraktionen zurückgestellt.
Die Meinungsumfrage hatte der Gemeinderat im Oktober als Entscheidungshilfe in der Frage beschlossen, ob man die Adressen umbenennt oder etwa die Straßenschilder mit erläuternden Zusatztafeln versehen soll. Konkret sind es 86 von 127 Einsendern, die allgemein für eine Umbenennung votieren, vier weitere differenzieren zwischen den einzelnen, historisch belasteten Namensgebern. Die meisten Stimmen gegen eine Umbenennung ergeben sich bei den Anliegern der Madeleine-Ruoff-Straße, wo 90 Befürwortern 27 Widersprüchen gegenüberstehen.
Hauptargument der Gegner sind der Verwaltungsaufwand und die Kosten der Umbenennungen, wie 19 Mal angegeben wurde. Viermal wurde allerdings auch ein Ende des "Wühlens" in der braunen Vergangenheit gefordert. Recherchen der Kreisarchivarin Friedrike Hellerer hatten ergeben, dass Ruoff von Enteignungen jüdischer Immobilien profitiert und Holthaus als SA-Obersturmbannführer Regimegegner denunziert hatte. Alfred Ploetz gilt als Wegbereiter der NS-Rassenhygiene und setzte sich schon 1928 für die "Ausmerzung Minderwertiger" ein.