Bürgerbeteiligung in Herrsching:Neue Klinik könnte 2029 fertig sein

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So sieht die geplante Klinik in Herrsching im Modell aus. (Foto: Georgine Treybal/Starnberger SZ)

Bei einer Informationsveranstaltung werden die Pläne für das neue Krankenhaus mit 200 Betten vorgestellt. Im Jahr 2025 sollen die Arbeiten auf einem Grundstück an der Seefelder Straße beginnen.

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Seeblick, begrünte Dachterrassen, fünf Innenhöfe, Tiefgarage, eine Bushaltestelle direkt vorm Haus und nur etwas mehr als ein halber Kilometer Entfernung zum Ortszentrum von Herrsching: Bei der Präsentation vor etwa 170 Zuhörern wurde nicht etwa ein neues Wohnprojekt, sondern die Pläne für eine neue Klinik vorgestellt. Damit ist der Landkreis Starnberg eine Besonderheit: "Man findet in Bayern kaum ein zweites Mal, dass ein neues Klinikum gebaut wird", sagte Landrat Stefan Frey (CSU). Bei der vorgezogenen Bürgerbeteiligung in Herrsching, die ein Teil des Genehmigungsverfahrens ist, ging es hauptsächlich zunächst nur um Gebäude und Anbindung. Die medizinischen Feinheiten werden in einem nächsten Schritt geplant.

Ob das Projekt tatsächlich realisiert werden kann, steht allerdings noch gar nicht fest. Über allem hänge als Damoklesschwert die Krankenhausreform, sagte Frey. "Wir wissen nicht genau, wo es hingeht, und ob Bund und Länder bereit sind zu finanzieren, weil die Reform erst anläuft". Angesichts 2000 Mitarbeitenden in den Bestandskliniken und der langen Planungsphase wolle man aber nicht länger warten.

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Als "flachen, horizontal gegliederten Baukörper", stellte Architekt Martin Friedenberger den Neubau für einen Zusammenschluss von Herrschinger Schindlbeck-Klinik und Klinikum Seefeld vor. Insgesamt sollen auf dem 26 200 Quadratmeter großen Areal etwa 12 000 Quadratmeter Fläche überbaut werden. Auf einem zweigeschossigen massiven Sockel werden die Bettentrakte versetzt errichtet. Unten sind Notaufnahme, Radiologie, Nuklearmedizin, Labor und Speiseversorgung vorgesehen. Im Erdgeschoss sollen Ambulanz, medizinisches Versorgungszentrum, Arzträume und der Operationsbereich mit Intensivstation entstehen.

Drei-Bett-Zimmer wird es nicht geben, Standard sind zwei Betten

Im ersten Obergeschoss sind zwei Pflegestationen mit jeweils 33 Betten sowie eine Dialyseabteilung vorgesehen. Weitere drei Pflegestationen sowie die Privatstation sind im zweiten und dritten Obergeschoss angeordnet. "Vom oberen Bettengeschoss wird es von den Patientenzimmern aus Aussichten auf die Seen oder in die Landschaft geben", schwärmte Friedenberger. 200 Betten sind geplant, darunter sieben Intensivbetten, drei Überwachungsbetten, vier für die "Chest Pain Unit" (Herzprobleme). Die Patienten werden es bequem haben, denn die Vorgaben des Gesundheitsministeriums sehen Drei-Bett-Zimmer nicht mehr vor. Heute seien Zwei-Bett-Zimmer Standard, versicherte der Geschäftsführer des Klinikverbunds, Thomas Weiler, auf Nachfrage.

Der Herrschinger Christian Schiller spricht bei der Informationsveranstaltung, bei der die Entwürfe für das neue Klinikum vorgestellt werden. (Foto: Georgine Treybal)

Was nicht kommen wird, ist ein Hubschrauberlandeplatz, beruhigte er auf Anfrage die Anwohner. "Das bekommen wir nicht genehmigt, dafür sind wir zu klein". Allerdings wird es in Herrsching auch keine Schlaganfallabteilung (Stroke Unit) mehr geben. "Es ist nur eine pro Landkreis vorgesehen", sagte Weiler - und die sei eben für Starnberg vorgesehen.

Der L-förmige Neubau am Ortsrand von Herrsching soll an seiner schmalen 50 Meter breiten Seite von der Seefelder Straße aus angefahren werden. Dafür wird eine Linksabbiegespur auf der Hauptstraße errichtet, entlang des Krankenhauses eine Zubringerstraße zu Parkplätzen und Klinikeingang. Wegen fehlender Grundstücke kann sie nicht bis zum Gewerbegebiet verlängert werden, bedauerte Herrschings Bürgermeister Christian Schiller.

Etwa 300 Parkplätze sind vorgesehen

In diesem Zusammenhang mahnte eine Bürgerin den "Lückenschluss" beim Radweg von Seefeld nach Herrsching an. 1,3 Kilometer fehlten noch an der Staatsstraße. Verantwortlich hierfür ist das Staatliche Bauamt Weilheim, das über die Realisierung stets "reflexartig' geht nicht'" antworten würde, kritisierte Seefelds Bürgermeister Klaus Kögel. "Das nervt mich als Kommunalpolitiker kolossal", stimmte Landrat Frey zu. Hier wolle man dranbleiben. Zumindest die Parksituation wird sich am neuen Krankenhaus verbessern: Vorgesehen sind 300 Stellplätze, "das sind etwa doppelt so viele wie im Bestand in Seefeld und Herrsching", erklärte Weiler.

Was Wohnungen für die Angestellten betrifft, so werden am neuen Standort keine neuen Mitarbeiter benötigt. "Wir haben keine Erweiterung, sondern eine Bettenschrumpfung", sagte Weiler. Die Mitarbeiter würden schon in der Region wohnen. Außerdem versicherten Frey, Schiller und Kögel, dass auf den Flächen der beiden alten Krankenhäuser in Herrsching und Seefeld Wohnbebauung vorstellbar sei. Das Filetstück der Schindlbeck-Klinik in der Nähe vom Ammersee werde aber teilweise für die Finanzierung des Klinikneubaus verwertet werden müssen, sagte Frey.

Ende dieses Jahres soll der Genehmigungsantrag eingereicht werden. Der Baubeginn ist für 2025 geplant, 2029 könnte das Krankenhaus in Betrieb gehen. "Ich erwarte keine größeren Hürden im Verfahren", erklärte Ursula Burkart, die verantwortlich ist für das Bebauungsplan- und Flächennutzungsplanverfahren.

Für die Flüchtlinge im Containerdorf, das dem Neubau weichen muss, bedeutet das, dass sie spätestens ein halbes Jahr vor dem ersten Spatenstich ausgezogen sein müssen, lautete die Antwort an den Herrschinger Helferkreis. In Herrsching werde als Ersatz wohl ein neues Containerdorf für Geflüchtete entstehen, sagte Frey.

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