Herrsching:Mehr Sicht

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Der Streit zwischen Anliegern und Behörden über zu viel Baumbewuchs am Ostufer des Ammersees ist beigelegt. Der Herrschinger Bürgerinitiative wird erlaubt, Sichtschneisen zu schaffen und Schwemmholz zu entfernen

Wolfgang Prochaska

Herrsching Ammersee Herbst Herrsching Ammersee, Frühnebel in der Herrschinger Bucht ist immer ein Schönwetter-Zeichen. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Es werde wieder Sicht! Denn der große Streit um die Auslichtung des Ammersee-Ostufers zwischen Herrsching und Fischen, der auch schon die Kreisgremien beschäftigt hat, ist fürs erste beendet. Die zuständigen Behörden wie bayerische Seen- und Schlösserverwaltung, das Wasserwirtschaftsamt, die Regierung von Oberbayern und der Bund Naturschutz haben sich mit dem Verein "Ammersee-Ostufer für Mensch und Natur", der sich über das zugewachsene Ostufer beklagt hatte und entsprechende Maßnahmen forderte, überraschend auf einen Kompromiss geeinigt. Das bestätigte der Vereinsvorsitzende Oliver Fendt am Mittwoch auf Anfrage.

Herrsching Ammersee Herbst Herrsching Ammersee, Frühnebel in der Herrschinger Bucht ist immer ein Schönwetter-Zeichen. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Danach darf der Verein schon in diesem Winter im Bereich von Wartaweil einen Teil der dortigen Weiden wegschneiden. Gleichzeitig wird er auch das Schwemmholz am Ufer entfernen. Die großen Holzmengen haben mit den Weiden dazu beigetragen, dass das frühere, für den Ammersee so typische Kiesufer verschlammte. Der starke Weidenbewuchs sorgte zudem, dass vom Uferweg aus der See praktisch nicht mehr zu sehen war. Nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische eine seltsame Situation.

Lange Zeit hatten sich die Ämter und Behörden aber gegen ein Zurückschneiden und gegen Sichtschneisen gewehrt und auf das Gewässerentwicklungskonzept für den Ammersee verwiesen, in dem dieses Problem als nicht dramatisch betrachtet wird. Darüber regte sich wiederum die Gemeinde Herrsching auf, die die längste Seeuferpromenade am Ammersee hat. Der Streit schlug so hohe Wellen, dass sich CSU und FDP einschalteten. Die Liberalen gingen in ihrer Forderung so weit, die Landkreisgrenze in Seemitte verlegen zu wollen, um mehr Mitsprache zu haben. Bekanntlich ist für den Ammersee der Landkreis Landsberg am Lech und nicht Starnberg zuständig. Die Starnberger Kreisräte konnten allerdings verhindern, dass das Thema zum Politikum wurde und bremsten entsprechende Absichten. Allerdings gehört ein freies Ammersee-Ostufer zum Wahlprogramm der Kreis-FDP und ihrer Landratskandidatin.

Nun haben sich die Wogen dank des erzielten Kompromisses geglättet. Wie Vereinschef Oliver Fendt informierte, wurde am Montag ein Vertrag unterzeichnet, der den Freunden des Ammersee-Ostufers gestattet, Weidenbüsche an drei Bootseinlässen zu entfernen und Schwemmholz wegzufahren. Insgesamt sechs Sichtschneisen bei Wartaweil wurden erlaubt. Dennoch spricht Fendt nur von einem "Teilerfolg" seines Vereins. "Wir wurden zwar als Verhandlungspartner anerkannt, aber die Renaturierung des Kiesufers wurde uns nur an einigen Stellen gestattet." Was Fendt auch ärgert: Die Kosten für die Auslichtung und die Beseitigung der großen Schwemmholzmengen muss der Verein aufbringen. "Die Kosten wurden auf uns abgewälzt." Auf etwa 10 000 Euro schätzt er die Summe, die der Verein aufbringen muss. Fendt will auf einer Versammlung mit den Seeanliegern am kommenden Sonntag um Spenden bitten. 80 Grundstücksbesitzer sind betroffen. "Wenn 40 davon 250 Euro spenden, haben wir das Geld zusammen", rechnet er vor. Er sei deshalb zuversichtlich. Das muss er auch, denn die Zeit drängt. Bis zum 28. Februar muss ausgelichtet und das Holz weggefahren sein. Danach beginnt die Vogelbrutzeit und jegliche Arbeiten sind verboten.

Bleibt noch die Frage nach dem Gewässerentwicklungskonzept. "Das muss man wohl überarbeiten", freut sich Fendt.

© SZ vom 23.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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