Im Porträt:"Musik ist mein Ventil"

Lesezeit: 4 min

Die junge Singersongwriterin Malaika Wainwright hat ein eigenes kleines Tonstudio im Keller. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Malaika Wainwright ist 17 und macht Folk Pop. An diesem Freitag ist die Herrschingerin bei einem Liederwettbewerb im Fernsehen zu sehen. Über eine junge Frau und ihre Liebe zur Kunst.

Von Celine Urban, Starnberg

Im bodenlangen Rock steht sie auf der Bühne und hält das Mikro mit beiden Händen fest. Hinter ihr die imposante Barockkulisse von Schloss Salem, vor ihr die kritische Jury. Sie singt über Tränen, Bewertungen, das Gefühl, in Wellen zu ertrinken. Dann nimmt sie das Mikro aus dem Ständer, macht ein paar Schritte nach vorn, und wird lauter. " Yeah, you don't know me", singt sie. Du kennst mich doch gar nicht. Die Jury lächelt.

Es ist ihr Song, den die Herrschingerin Malaika Wainwright da im letzten Sommer präsentiert. Live im Fernsehen, auf KiKa, im Halbfinale des Wettbewerbs "dein Song". Etwas schüchtern sieht man die 17-Jährige mit den langen braunen Haaren und der Zahnspange im Video lächeln. Doch sie kommt auch aus sich raus, tanzt, fasst sich ans Herz. Die anderen Teilnehmer wippen begeistert mit.

Ein Nachmittag im März in einem Herrschinger Einfamilienhaus. Große Hecke, großer Garten. Hier, weit oben, mit Blick auf den Ammersee wohnt Malaika Wainwright. Auf dem braunen Ledersofa im Wohnzimmer sitzt die 17-Jährige, in der Ecke steht zwischen einigen großen Pflanzen ein schwarzes Klavier.

Ein halbes Jahr nach ihrem Auftritt vor Schloss Salem ist die Zahnspange ab. Dafür trägt Wainwright eine rötliche Brille. Wenn sie spricht, dann schleichen sich zwischen die deutschen manchmal auch ein paar englische Worte. "Yes, exactly", oder "Heavy" - schwerer Stoff, gewissermaßen.

Sie ist in Kuala Lumpur geboren, der Hauptstadt von Malaysia, wo aufgrund der langen britischen Kolonialzeit viel Englisch gesprochen wird. Seit 13 Jahren lebt die junge Frau aber um die 12 000 Kilometer von ihrer Geburtsstadt entfernt. Genauso lange macht sie schon Musik.

Malaika spielt nicht nur klassische Pianomusik, sondern komponiert auch eigene Popsongs. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sie schaut rüber zum Klavier in der Ecke des Wohnzimmers. Auch ihr Vater ist da, ein Mann mit einer runden Brille und weichen Gesichtszügen. Terry Wainwright war es, der sie zur Musik brachte. Er ist Hobbymusiker, legte seiner Tochter schon Instrumente auf den Boden, als sie nur krabbeln konnte. Mit drei Jahren fragte sie dann, ob sie Klavier lernen dürfte. Im Keller des Hauses hat er ihr ein eigenes kleines Tonstudio eingerichtet, in dem sie Youtube-Videos und Songs aufnimmt. Wainwright schreibt und komponiert die Songs, ihr Vater produziert sie dann.

Als sie vier war, hatte sie bereits ihre erste Stunde in klassischem Klavierunterricht. Mit ungefähr zehn Jahren kam dann Singen und Gitarre dazu. Den Klavierunterricht nimmt sie bis heute, allerdings nur noch an den Wochenenden - unter der Woche macht sie nämlich an der englischsprachigen Munich International School in Starnberg ihr Abitur. Und seit ihrer ersten Klavierstunde hat sich einiges getan.

Noch als Grundschulkind hat Wainwright mehrmals die Goldmedaille bei der Gilchinger Klavierolympiade gewonnen. Einige Jahre später, als sie zehn Jahre alt war, begann sie ihre ersten eigenen Songs zu komponieren. 2018 konzertierte sie im Oratorium des Pariser Louvres. Bei den Berliner Festspielen, dem bundesweiten Nachwuchswettbewerb "Treffen junge Musikszene" ergatterte sie 2020 den ersten Platz. Den Fokus möchte Wainwright in Zukunft auf ihre selbst komponierten englischen Popsongs legen. Deshalb nimmt sie derzeit bereits zum zweiten Mal an der Kika-Show "Dein Song" teil. Einem Wettbewerb, in dem junge Singer-Songwriter ihre eigenen Lieder präsentieren.

"Mentale Gesundheit geht manchmal unter"

Beim ersten Mal hat sie es bis ins Songcamp geschafft, dieses Mal steht sie im Finale. Es war ihr großes Ziel - und ihre letzte Chance, solange sie noch minderjährig ist. "You don't know me", heißt ihr Lied. Ein melodisches Stück über unerkannte Depressionen, von einer jungen Frau, die selber ihre Höhen und Tiefen kennt. Auch in ihrem Freundeskreis, sagt sie, gebe es manche, denen es manchmal psychisch nicht so gut gehe. Sie sei eine, die da gerne helfe. "Ich denke, ich kann gut zuhören und Rat geben", sagt sie. Überhaupt solle das Thema einen ganz anderen Stellenwert haben. "Mentale Gesundheit geht manchmal unter", sagt sie. Mit ihrem Song wolle sie der Thematik Aufmerksamkeit schenken.

Sie geht die hellen Holztreppen runter in den Musikkeller. Gitarren an der Wand, Mikrofone, ein Keyboard und ein Studiotisch für die Musikproduktion. Es ist ein Paradies für Hobbymusiker. Musik sei wie ein Ventil für sie, sagt Wainwright. "Wann immer mir etwas passiert, das mich bewegt, kann ich es zu etwas Kreativem transformieren." Die Musik helfe ihr dabei, ihre Gefühle in Worten und Musik auszudrücken.

Dass sie mit ihrer Kunst jetzt im Finale von "Dein Song" steht, war eine positive Überraschung für sie. In der Show habe sie sehr viele neue Freunde mit den gleichen Interessen gefunden. "Da kann man sich einfach über so viel unterhalten", schwärmt die junge Künstlerin.

Musikerin, ein verlockender Beruf, über den auch sie nachdachte. Doch weiß sie auch, wie riskant das Geschäft ist. "Unstable", also unsicher, in ihren Worten. Ein Glück, dass sie vielseitig interessiert ist, etwa an Biologie und Chemie. Früher wollte sie mal Meeresbiologin werden, heute steht ein Medizinstudium auf dem Zukunftsplan. Sie ist außerdem nicht nur auf der musikalischen Ebene kreativ: "Ich male gerne, in meinem Zimmer habe ich viele Gemälde", erzählt sie. Für ihre Musik ist sie im Ort und in der Schule bekannt. "Ich werde von allen unterstützt", betont sie.

Nur noch wenige Tage, dann wird sie in einem TV-Studio bei Köln stehen und live im Fernsehen ihr Lied singen. Den Feinschliff dafür hat sie mit einem Musikpaten auf Ibiza ausgearbeitet. Ob es diesmal klappt mit dem Sieg und der damit verbundenen Talentförderung? Es wäre ihr großer Traum.

Wainwright (zweite von links) probt zwei Tage vor dem Finale gemeinsam mit den anderen Finalisten in den EMG-Filmstudios in Hürth für das Finale. In der Mitte das Moderations-Duo Johanna Klum und Bürger Lars Dietrich. (Foto: Stefan Gregorowius)

Am kommenden Freitag, 15. März um 19.05 Uhr wird das Finale live aus Köln auf ZDFtivi und Kika zu sehen sein.

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