Herrsching:Finanzwesen im Schwebezustand

Lesezeit: 2 Min.

Die Beamtenfachhochschule in Herrsching: Hier werden seit 1955 bayerische Finanzbeamte ausgebildet. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ministerpräsident Söder kündigte vor zwei Jahren an, dass die Hochschule für angehende Finanzbeamte vom Ammersee nach Kronach umziehen müsse. Doch daraus wurde bislang nichts - und die Grünen möchten nun wissen, warum.

Von Peter Haacke, Herrsching

Wie ein Schlag ins Gesicht muss es für Herrschings parteilosen Bürgermeister Christian Schiller und den damaligen Landrat Karl Roth (CSU) gewesen sein, als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) überraschend das Aus verkündete: Die Beamtenhochschule für Finanzwesen solle von Herrsching ins strukturschwache Kronach nach Oberfranken verlagert werden, hieß es zu Jahresbeginn 2020. Doch seither ist nichts passiert. Die Grünen haben zum Ende der Legislaturperiode im Landtag nun eine schriftliche Anfrage gestellt, um zu erfahren, wie sich die Pläne zur Verlagerung des Fachbereichs Finanzwesen mittlerweile entwickelt haben. Die Reaktion der Staatsregierung ist ebenso ernüchternd wie verheißungsvoll: "Konkrete Aussagen zu Gesamtzeitplan des Projekts, Fertigstellung und Zeitplan für den Umzug sind (...) aktuell noch nicht möglich", zitieren die Grünen aus der Antwort.

Im Zeichen des Reichsadlers: Die Beamtenfachhochschule in Herrsching wurde 1937 als Reichsfinanzschule erbaut und steht unter Denkmalschutz. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Söder hatte bei jener Winterklausurtagung der CSU-Landtagsfraktion vor dreieinhalb Jahren im Kloster Seeon seine Pläne für Behördenverlagerungen vorgestellt. War zunächst nur von einer Verlegung von 200 Studienplätzen nach Kronach die Rede, sollte nun die gesamte Hochschule umziehen. Dabei hatte der Freistaat erst wenige Jahre zuvor - Söder war noch Finanzminister - kräftig in den Mitte der Dreißigerjahre erbauten Komplex investiert: 15,3 Millionen Euro waren 2013 in die Sanierung und Erweiterung der Herrschinger Schule geflossen, an der rund 800 junge Menschen in zwei Jahrgängen ausgebildet werden.

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Doch dem Paukenschlag folgte bislang nichts. Die Grünen-Abgeordneten Katharina Schulze, Tim Pargent und Anne Franke aus Stockdorf wollten nun unter anderem wissen, "inwieweit die konkreten Maßnahmen hier vorangeschritten sind, mit welchen Kosten gerechnet wird, wann mit der Komplettverlegung zu rechnen ist und ob es schon Pläne für die Nachnutzung der dann leer stehenden Gebäude in Herrsching gibt".

Die scheint es jedoch nicht zu geben. Allerdings hatte Söder für die Realisierung seines Vorhabens auch einen Zeitrahmen bis zum Jahr 2030 vorgegeben. Gleichwohl schöpft Franke, die bei den Landtagswahlen 2023 im Herbst nicht mehr kandidieren wird, auch Hoffnung aus diesem Schwebezustand: Sie setzt darauf, dass der "Umsetzungsrückstand" dazu führt, es am Ende doch nur bei einer Teilverlegung des Fachbereichs Finanzwesens nach Kronach zu belassen. "Insbesondere die 80 festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich ja mit ihrer Stelle in Herrsching ihren individuellen Alltag aufgebaut", erklärt Franke. "Ich hoffe weiterhin sehr, dass es nicht zu Zwangsversetzungen kommt und die Menschen selbst über ihre jeweiligen Lebensentwürfe entscheiden können."

Anne Franke hat wieder Zeit für ihre künstlerische Tätigkeit. (Foto: privat)

Es ist nicht das erste Mal, dass Söder die Starnberger in helle Aufregung versetzt. 2015 hatte er angekündigt, die zweite Fachhochschule im Landkreis für Rechtspflege in Starnberg aufzulösen und diese mit ihren Studierenden und allen Beschäftigten nach Pegnitz, eine Stadt im oberfränkischen Landkreis Bayreuth, zu verlagern. Auch daraus wurde bislang nichts. Für Franke ist diese Vorgehensweise jedoch nicht neu: "Erst mit überraschenden Ankündigungen ohne Vorgespräche große Verwirrung stiften und dann die kommunalen Entscheidungsträger jahrelang in einem Schwebezustand mit großer Planungsunsicherheit lassen", ereifert sich Franke, "das ist typisch für die Arbeit der Söder-Regierung".

Weitaus weniger problematisch dürften das die Angestellten und Dozenten der Herrschinger Hochschule sehen: Ihnen bleiben bis auf Weiteres lange Fahrten nach Oberfranken erspart.

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