Bildung:Fundament fürs Lernen

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Das Gymnasium in Herrsching nimmt Form an. Die Wände des Gebäudes mit den Unterrichtsräumen stehen schon. (Foto: Georgine Treybal)

Das Gymnasium in Herrsching ist in seinen Umrissen schon zu erkennen. Der 110-Millionen-Euro-Bau entsteht in attraktiver Lage mit Blick auf den Ammersee. In zwei Jahren soll dort der Unterricht beginnen.

Von Michael Berzl, Herrsching

Ziemlich groß. Das ist der erste Eindruck von der Gymnasiums-Baustelle am südlichen Ortsrand von Herrsching. Von den Kieshaufen und noch verpackten Holzbauteilen im Süden bis hin zu den Betonfundamenten des Unterrichtstraktes im Norden erstreckt sich das etwa vier Hektar große Grundstück, auf dem seit gut einem Jahr gebaut wird. Für etwa 110 Millionen Euro - so die Kalkulation - entsteht dort in attraktiver Lage mit Blick auf den Ammersee ein neues Schulhaus mit Sportanlagen und Tiefgarage. Gut Tausend Kinder können dort einmal unterrichtet werden. In zwei Jahren soll es soweit sein.

Das Projekt habe "Aufmerksamkeit erregt allein wegen der Größe", sagte Landrat Frey in dieser Woche bei einem Ortstermin mit Vertretern von Landratsamt, Architekturbüro und Baufirmen. Er spielte damit auf die heftige, letztlich aber vergebliche Gegenwehr von Anwohnern an, die zum Teil auch direkt oberhalb des Grundstücks wohnen. Sie konnten bisher einen Blick auf Wiese und Wasser genießen, nach drei Jahren Baustellenlärm werden sie ein dreistöckiges Schulgebäude vor der Nase haben. Ihre Immobilien dürften damit nicht unbedingt wertvoller geworden sein.

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Umso mehr lag dem Landrat bei dem Besuch daran, zu betonen, dass das neue Gymnasium "notwendig und erforderlich" sei - das sei auch untersucht worden. Kinder aus dem Landkreis Starnberg werden bisher auf verschiedene andere Schulen verteilt, auch in den Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck. Deshalb fallen Gastschulbeiträge an, die sich auf bis zu fünf Millionen Euro im Jahr belaufen. Frey zufolge könne das "keine Dauerlösung" sein. Deshalb investiert der Landkreis so viel Geld in den Neubau. Energiekosten und der Krieg in der Ukraine tragen jedoch dazu bei, dass er nun wohl wesentlich teurer wird, als anfangs geplant war. Von "Mondpreisen" bei einzelnen Aufträgen sprach Sebastian Gier, der im Landratsamt das Neubau-Team leitet.

So soll das neue Schulhaus in Herrsching einmal aussehen. In zwei Jahren sollen dort Schüler zum Unterricht gehen, wie es in dieser Visualisierung dargestellt ist. (Foto: Schürmann Dettinger Architekten / Jonas Bloch)
Sebastian Gier, Teamleiter im Landratsamt (li.), und Architekt Tobias Pretscher erläutern der Besuchergruppe die nächsten Schritte auf der Großbaustelle. (Foto: Georgine Treybal)
In Kunststofffolie verpackt lagern am Rand des Grundstücks Elemente aus Buchenholz, die von Mitte November an eingebaut werden. (Foto: Georgine Treybal)

Vor ziemlich genau einem Jahr wurde am Mühlfeld der symbolische Spatenstich vollzogen. Das Ausheben der Baugrube dauerte zwar länger als vorgesehen, aber seither hat sich viel getan. In groben Umrissen ist schon erkennbar, was wo entsteht: das Hauptgebäude mit den Klassenzimmern, Dreifachsporthalle, Tiefgarage. Etwa 50 Arbeiter sind dort täglich beschäftigt. Das Fundament ist großteils betoniert, auch einige Mauern im Kern des künftigen Unterrichtsgebäudes stehen schon.

Fertige Betontreppen liegen noch am Boden, auf einer Fläche im Untergeschoss wird gerade das Eisengeflecht zur Armierung eines Bodens vorbereitet. Die Besuchergruppe konnte am Donnerstag auch schon durch die künftige Aula gehen: Dort steht gerade ein dichter Wald aus Stützstangen, die Schalbretter für das nächste Stockwerk tragen.

Mitte November soll die Montage der Holzkonstruktion beginnen, kündigte Teamleiter Gier an. Es ist eine Besonderheit dieses Schulhauses, dass die oberen Etagen in Holzbauweise in Buche errichtet werden. Die Balken liegen bereits auf dem Grundstück, sind aber noch in Kunststoff gehüllt, damit sie vor Feuchtigkeit geschützt sind.

Auf drei Etagen entstehen nach Angaben der Schürmann-Dettinger-Architekten aus München fast 11 500 Quadratmeter Nutzfläche. Allein für das Tragwerk der sogenannten Lernhäuser ohne die Sporthalle werden etwa 600 Kubikmeter Holz benötigt. Geplant ist eine Tiefgarage mit 80 Stellplätzen für Autos, außerdem sind 230 Fahrradstellplätze vorgesehen. Das Architekturbüro kann auf reichlich einschlägige Erfahrung blicken, auch im Fünfseenland: Unter anderem haben die Mitarbeiter die Montessori-Schule in Gilching und den Bildungscampus in Freiham geplant, außerdem die Fachoberschule in Starnberg, bei der ein Baubeginn allerdings noch nicht in Sicht ist.

Auf der Großbaustelle am Mühlfeld herrscht Ordnung. Spaßeshalber haben Arbeiter eine Wegeführung mit Kreisverkehr markiert. Den Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller (links) und Landrat Stefan Frey amüsiert das. (Foto: Georgine Treybal)

Während das vierzügige Gymnasium in Herrsching physisch entsteht, nimmt es auch organisatorisch Gestalt an. Die künftigen Herrschinger Gymnasiasten werden in sogenannten Vorklassen extern unterrichtet. Nach Angaben des Landratsamts sind es knapp 200 Schüler, die derzeit den Unterricht in den Gymnasien in Gilching und Germering in den Jahrgangsstufen fünf bis sieben besuchen. Zum Start in zwei Jahren werden sie mit weiteren Klassen in das neue Haus umziehen können.

Einen Direktor soll es schon zuvor geben. Der Schulleiter soll bereits 2024 gesucht werden, damit er das letzte Jahr der Bauphase begleiten und bei der einen oder anderen Planungsfrage im Detail mitreden kann. Für Pädagogen dürfte es ebenfalls ganz attraktiv sein, in einer Anlage mit innovativem Raumkonzept zu arbeiten. Das zumindest glaubt Landrat Frey: "Ich gehe davon aus, dass sich bestimmt viele Lehrer hierher bewerben", sagt er beim Besichtigungstermin. "Das ist bestimmt interessant."

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