Herrsching:Schiller-Show mit Weltpremiere

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Wigald Boning und Gattin Teresa waren zum ersten Mal Gast beim Jahresempfang der Gemeinde Herrsching. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Beim Jahresempfang der Ammersee-Gemeinde zitiert der Bürgermeister prominente Persönlichkeiten auf die Bühne. Er hat aus dem Jahresempfang ein Format gemacht, das alles andere als dröge ist.

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Er kennt sich mit Quizsendungen, Empfängen und Shows aus wie kaum ein anderer, hat schon an unterschiedlichsten Unterhaltungsformaten mitgewirkt. Wenn einer wie Wigald Boning staunend erklärt, "ich war überhaupt noch nie auf so einer Art Veranstaltung", dann will das schon was heißen. Der Komiker und Neubürger war mit seiner Frau, der Opernsängerin Teresa Boning, zum ersten Mal beim Jahresempfang der Gemeinde Herrsching. Bürgermeister Christian Schiller und sein Team haben das Event seit Jahren zu einem einzigartigen Format entwickelt. Statt dröger Laudationes, Grußworten und Festvortrag gibt es bei der "Schiller-Show", wie Landrat Stefan Frey den im Ort kursierenden Begriff aufgriff, mit Action, Überraschungen und vor allem viel Spaß.

Ein ganzes Jahr lang hat das Rathaus-Team Augen und Ohren offen gehalten, um Menschen zu finden, die in der 11400 Personen zählenden Gemeinde aufgefallen sind - sei es im Sport, in der Kunst, mit originellen Ideen oder im Ehrenamt. In diesem Jahr hatte Schiller den Gästen im Haus der Bayerischen Landwirtschaft unter anderem "einen Vertreter des Hochadels, die besten Sportler der Welt, einen Weltstar und eine sehr alte und unbezahlbare Italienerin" versprochen.

Und er ging gleich in die Vollen. Auf der großen Leinwand wurde ein Video abgespielt, das einen im Zeitraffer aus seinem Büro nach Hause hastenden Schiller zeigte: mit Alltagskleidern ins Haus, mit Festanzug wieder raus. Hemd mit Manschettenknöpfen, im Sakko ein rosa Einstecktuch und dazu lässig weiße Sneakers kombiniert. Das Video endet, und Schiller rennt in Persona durch den Saal auf die Bühne - begleitet von frenetischem Applaus und der Queen-Hymne "Don't Stop Me Now".

Wer eine Einladung zum Jahresempfang bekommt, kann Überraschungen erleben. Zum Beispiel, dass er oder sie unerwartet auf die Bühne gebeten wird wie Tanja Firgau, Schulleiterin der Herrschinger Finanzhochschule. "Dass er mich hier rauszerren wird, hat Schiller bei der Einladung nicht gesagt", lachte sie, bevor sie öffentlich versprechen musste, dem Geschäftsführer des Herrschinger Volleyball-Bundesligisten, Max Hauser, ein Mannschaftstraining in der Sporthalle der Finanzhochschule zu gewähren.

Prominentes Gruppenbild: Die Geehrten auf dem Jahresempfang der Gemeinde Herrsching. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Arabella Steinbacher zeigte ihr Können an einer Stradivari von 1718. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Versprechen markierte den fließenden Übergang zum Auftritt des "Königs vom Ammersee". Fans der WWK-Volleys wissen, dass sich dahinter Alexander Tropschug, Einpeitscher bei den Volleyballspielen, verbirgt. Im Nu verwandelte er den Saal in den Hexenkessel eines Stadions, ließ zum Einlaufen der Sportler die Leute aufstehen, Hüften kreisen und Arme auf- und abschwingen.

Auch das Ehepaar Boning sollte nicht nur schmückendes Beiwerk der Veranstaltung bleiben. "Weltpremiere", jubelte Schiller, als er beide für eine musikalische Einlage auf der Bühne überredete. Wigald Boning, der zuvor noch behauptet hatte, kein Klavier spielen zu können, erwies sich als souveräner Pianist, der seine Frau bei ihrem Gesang zu Schuberts "Seligkeit" begleitete.

Ausdrucksstarke, selbst komponierte Lieder trug Mona-Lisa Schwarzmeier vor. Die Kinderpflegerin im Gemeindekindergarten ist als Teilnehmerin von "Deutschland sucht den Superstar" bekannt. Unternehmer Christian Münch durfte sein Buch "Führen mit Feuer und Flamme" vorstellen, das er zusammen mit Daniel Pleyer geschrieben hat. Bei seinem ersten fordernden Einsatz als aktiver Feuerwehrmann habe er erlebt, "was wirklich Führung bedeutet", erinnerte sich Münch.

Alexander Tropschug (vorne) nennt sich selbst der "König vom Ammersee" und heizt als solcher den Saal ein. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Nachwuchssängerin Mona-Lisa Schwarzmeier überzeugte mit eigenen Kompositionen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Und es ist ein Abend, der dazu diente, Vorurteile abzubauen - zum Beispiel durch Angelina Igl. Die junge Frau hat ihre Ausbildung in der Männerdomäne "Kfz-Mechatronik" als Beste in ganz Bayern abgeschlossen. Lehrreich war der Abend auch: Wer weiß schon, dass eine "Kata" eine Art Schattentanz gegen einen imaginären Gegner ist, wie Erfolgssportler Caspar von Essen vom Budo-Verein, erklärte.

Fast hätte man meinen können, dass Schiller seinen Sohn Felix extra zu Höchstleistungen angespornt hat, damit ihm die Promis auf der Bühne nicht ausgehen. Doch der Sprössling sei früher "ein ganz normales Kind" gewesen, betonte der Bürgermeister. Sein Vater holte den Triathleten als Vize-Weltmeister bei der internationalen Weltmeisterschaft der Firefighter auf die Bühne. Nächstes Ziel: die Qualifikation für den Ironman in Hawaii.

Mit der "unbezahlbaren alten Italienerin", die Schiller dem Publikum an Anfang versprochen hatte, hatte er übrigens eine Stradivari aus dem Jahr 1718 gemeint. Sie wird von der Herrschinger Stargeigerin Arabella Steinbacher gespielt. Ein früheres "Wunderkind", erklärte Schiller und spielte einen Konzertmitschnitt der Sechsjährigen ein. Die "lebende Jukebox im Klassikbereich", die ein Repertoire von mehreren hundert Werken abrufen kann, fülle normalerweise "die größten Konzertsäle auf allen Kontinenten dieser Welt". Standing Ovations für das hochkarätige Spiel, eine Zugabe - und dann ging es zum Networken ab ans Buffet.

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