Artenschutz:Baumschnitt in Herrsching: Ex-Bürgermeisterin rüffelt Nachfolger

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Christine Hollacher klagt über Firmen und Bauhof, die in der Gemeinde "wüten". Rathauschef Christian Schiller spricht von nötigen Arbeiten, die der Sicherheit dienen.

Von David Costanzo, Herrsching

Die Magnolie am Supermarkt in der Mühlfelder Straße ist weg, die Linde am Andechser Hof musste gefällt werden - und nun ist der Park+Ride-Platz am Herrschinger Bahnhof wegen Baumpflege gesperrt. Die Schilder haben die frühere Bürgermeisterin Christine Hollacher am späten Montagabend alarmiert. Um 23 Uhr schickte sie Bürgermeister Christian Schiller und den Gemeinderäten einen scharfen Protestbrief. Trotz des erfolgreichen Volksbegehrens für die Artenvielfalt wüteten in Herrsching Baumpflegebetriebe und Bauhof, schreibt sie. "Da wird weggeschnitten, was gerade erst zur Blüte angesetzt hat. Da wird der letzte Rest Biomasse in Form von Laub und Samen weggesaugt und weggehäckselt."

Mit der Lockerung der Baumschutzverordnung sei es zum "Dammbruch" gekommen, sagt die frühere Bürgermeisterin. Sie habe darauf schon in kleiner Runde hingewiesen, weil sie ihrem Nachfolger nicht dauernd Ratschläge erteilen und mit dem Zeigefinger auf die Verwaltung deuten wolle. Nun aber befürchtet Hollacher, dass die jungen Bäume an der Park+Ride-Anlage "verstümmelt" werden sollen und fordert ein sanftes Vorgehen. "Herr Bürgermeister", schließt Hollacher, "ich fordere Sie auf, sich persönlich dafür einzusetzen!"

Seine Vorgängerin dürfe sich "gerne" mit Ratschlägen melden, sagt Rathauschef Schiller. Den Zusammenhang mit der Baumschutzverordnung weist er jedoch zurück. Die Arbeiten seien unumgänglich und dienten auch der Sicherheit. Die große Linde am Andechser Hof habe etwa gefällt werden müssen, weil bei der Pflege ein schwerer Pilzbefall entdeckt worden sei, was Hotel-Leiterin Rita Kordel bestätigt.

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Aus der Umweltabteilung des Rathauses heißt es, die etwa 40 Mehlbeeren und Hahnensporn-Weißdorne am Park+Ride-Platz sollten einen "Erziehungsschnitt" erhalten, damit sich die Kronen wieder ausformen. An der Platane sollte die Krone gepflegt und etwa sich kreuzende Äste entfernt werden. Allerdings habe es bei der Absperrung Missverständnisse zwischen Firma und Verwaltung gegeben. Eigentlich sollte Dienstag und Mittwoch jeweils nur die Hälfte der Anlage gesperrt werden. Stattdessen gab es eine Vollsperrung, die einige Autofahrer dennoch nicht vom Parken abhielt. Am Mittwoch sollte der Platz bis auf den Bereich um die Platane wieder frei sein.

Die frühere Bürgermeisterin Hollacher wünscht sich mehr: eine Debatte über Artenschutz in Herrsching und dass alle einen Beitrag leisten - Gemeinde, Grundbesitzer, Freistaat und Bauern.

© SZ vom 17.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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