Haushalt 2024:Jetzt geht's ans Tafelsilber

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Größtes Projekt des kommenden Jahres wird der Weiterbau des neuen Rathauses am Berger Huberfeld sein. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Gemeinde Berg muss zwei Grundstücke verkaufen, um ohne Kreditaufnahmen auszukommen. Die Pro-Kopf-Verschuldung bleibt dadurch aber bei null Euro.

Von Sabine Bader, Berg

Die gute Nachricht zuerst: Die Gemeinde Berg wird auch im kommenden Jahr noch einmal ohne Kreditaufnahmen auskommen. Die Berger Pro-Kopf-Verschuldung liegt also noch immer bei null Euro. Doch die schlechte Neuigkeit folgt auf den Fuß: Das ist nur möglich, weil die Kommune an ihr Erspartes geht und von den 9,9 Millionen Euro, die sie auf der hohen Kante hat, fast alles ausgibt und obendrein noch zwei Grundstücke verkauft. Das Tafelsilber muss also herhalten.

Spaß macht das natürlich nicht - weder den Gemeinderäten noch der Rathausspitze. Und am allerwenigsten Kämmerer Florian Bendele. Gerne hätte er bessere Nachrichten bei der Haushaltsberatung am Dienstag im Gepäck gehabt. Aber immerhin: "Wir schaffen knapp den gesetzlichen Anspruch." Und das sei in diesen Zeiten schon fast etwas Besonderes. Würde die Gemeinde Schulden machen, müsste sie den Haushalt vom Landratsamt genehmigen lassen und könnte keine freiwilligen Leistungen mehr an Vereine bezahlen.

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Als Bendele anfing zu rechnen, hatte nämlich noch eine Finanzlücke von 3,8 Millionen Euro im Haushalt geklafft, welche eben nur durch den Verkauf besagter Grundstücke zu decken ist. Das eine Gelände liegt in Höhenrain, hat rund 500 Quadratmeter und war eigentlich für den Bau eines Kindergartens gedacht. Da es aber momentan so aussieht, als wäre dieser nicht mehr nötig, hat sich die Gemeinde entschlossen, im Bedarfsfall lieber den bestehen Kindergarten zu erweitern. Ebenfalls veräußert werden soll eine 1200 Quadratmeter große Teilfläche des bisherigen Rathausgrundstücks (Ratsgasse/am Hohenberg), denn schließlich wird die Gemeinde ja 2025 in ihr neues Rathaus am Huberfeld einziehen. Man rechnet damit, dass sich für die beiden Flächen Erlöse von 1050 beziehungsweise 1600 Euro pro Quadratmeter erzielen lassen.

Auch für die Berger ist eisern sparen natürlich das Gebot der Stunde. So wird die Gemeinde den Unterhalt für Gebäude und Straßen drastisch reduzieren. Dieser ist von fast eine Million Euro auf 400 000 Euro zusammengeschrumpft. Das bedeutet eine Kürzung von rund 60 Prozent. Auch die Feuerwehr muss Federn lassen, allerdings im Vergleich zum Straßen- und Gebäudeunterhalt nur wenige: Von den 870 000 Euro, die die Kommune für ihre fünf Feuerwehren vorgesehen hatte, bleiben laut Bendele immerhin noch 835 000 Euro übrig. Das macht eine Kürzung von fünf Prozent. Die Kommandanten haben für sich erfolgreich nachverhandelt.

Steuereinnahmen von 14,5 Millionen Euro prognostiziert

In Zahlen ausgedrückt umfasst der Gesamthaushalt der Gemeinde für das kommende Jahr 34,4 Millionen Euro. Davon entfallen 20,4 Millionen Euro auf den Verwaltungshaushalt. Der Vermögenshaushalt umfasst 14 Millionen Euro.

Die Berger rechnen 2024 mit Steuereinnahmen in Höhe von 14,5 Millionen Euro. Diese setzen sich in der Hauptsache aus 4,2 Millionen an Gewerbesteuern, einem Anteil an der Einkommensteuer in Höhe von 7,1 Millionen Euro sowie aus rund 300 000 Euro aus der Zweitwohnungssteuer zusammen.

Rathausneubau bleibt größtes Projekt

Zu den großen Projekten zählen der Rathausneubau, der 2024 mit 6,5 Millionen Euro zu Buche schlagen wird, die Planung für das neue Feuerwehrhaus in Höhenrain, das man 2025 und 2026 mit 4,4 Millionen Euro bauen will. Hinzu kommt noch die Erweiterung des Kindergartens in Berg mit 850 000 Euro, der Umbau der Großtagespflege in der Postgasse (100 000 Euro) und der Umbau der Kinderkrippe am Jägerberg in Farchach (75 000 Euro). Der Haushalt wurde gegen drei Stimmen gebilligt. Ewig wird Berg wohl nicht schuldenfrei bleiben: Für 2025 rechnet der Kämmerer mit Kreditaufnahmen.

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