Beerdigung:Letzte Ruhestätte unter Bäumen

Lesezeit: 2 min

Auf einer Fläche von knapp 19 Hektar soll der Naturfriedhof nördlich des Ammersees entstehen. (Foto: Arlet Ulfers)

In Greifenberg entsteht der "Naturfriedhof Ammersee". Bestattungen im Wald sollen dort unabhängig von der Konfession für Menschen aus der Region möglich sein.

Von Renate Greil, Greifenberg

Nach drei Jahren Planungszeit ist nun der Weg frei für den großen Wald- und Naturfriedhof in Greifenberg, denn der Gemeinderat hat in einer Sondersitzung einstimmig die dafür notwendige neunte Änderung im Flächennutzungsplan festgestellt und den eigens angefertigten Bebauungsplan "Sonstiges Sondergebiet Wald- und Naturfriedhof Greifenberg" als Satzung beschlossen. Es handelt sich um eine 18,7 Hektar große Fläche, die nördlich der Autobahn A 96 liegt und mit dem Auto gut erreichbar ist. Über einen Feldweg geht es von Painhofen aus in das Waldgebiet, es wird ein Waldparkplatz und ein Andachtsplatz angelegt. Das Bistum Augsburg regte im Bebauungsplanverfahren noch an, bei der Namensgebung den Begriff "Waldfriedhof" nicht zu verwenden.

Maximilian und Vater Benedikt von Perfall in ihrem Wald. Die Nummern an den Bäumen sind schon zugeordnet worden. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Idee, einen Teil ihres Waldes für diese Bestattungsform zu nutzen, hatten Benedikt von Perfall und sein Sohn Maximilian vor drei Jahren. Die Freiherren von Perfall sind seit 1478 in Greifenberg ansässig, zum Familienbesitz gehört vor allem Wald, der von dem eigenen Betrieb Forstgut Greifenberg GbR verwaltet wird. Immer wieder seien Menschen auf ihn zugekommen, die sich diese würdevolle Bestattungsform in der Natur für sich wünschen, sagt Benedikt von Perfall. Doch es gibt nur wenige: Der einzige weitere Waldbestattungsort im weiten Umkreis von Starnberg liegt in Dietramszell.

Dass eine pflegefreie Grabstätte auch immer mehr gewünscht werde, habe auch damit zu tun, dass Angehörigen inzwischen oft weit verstreut wohnten. Als Hauptgrund für den Wunsch nach einer Urnenbestattung im Wald machte er aber Naturverbundenheit aus. Acht verschiedene Baumarten kommen in dem Waldstück vor, erzählt er. In vier Abschnitten soll der Wald umgestaltet werden. Fichten, Buchen und Ahornbäume sind häufig im ersten Abschnitt zu finden. Maximilian von Perfall erzählt, dass das Waldstück aus der Bewirtschaftung herausgenommen und aufmerksam gepflegt wird. Von den Hauptwegen aus sollen kleine Wege durch den Wald führen. Die Eröffnung sei für Anfang Oktober geplant und der neue Wald- und Naturfriedhof stehe auch den Menschen in der Region offen. Vorgesehen seien wöchentliche Führungen durch das Areal, das "Naturfriedhof Ammersee" heißen soll. Die Urnenbeisetzungen sind nicht an eine Konfession gebunden. "Wir werden auch ein Kreuz aufstellen", sagt Benedikt von Perfall. Die Kirchen seien mit eingebunden.

Der neue Friedhof wird von der Gemeinde Greifenberg betrieben, die sich um die Formalien kümmert und die Rechnungen ausstellt. Deshalb wurden in der Sondersitzung der Gemeinde auch noch eine Benutzungssatzung und die Satzung über die Gebühren beschlossen. Angeboten werden zum Beispiel Partner- und Familiengrabstätten mit vier Grabstätten, die noch erweitert werden können, über eine Laufzeit von vierzig Jahren. Hier kann man wählen kann, ob ein neuer Baum gepflanzt werden oder ein junger, mittlerer oder alter Baum die letzte Ruhestätte beschirmen soll. Auch ein Findling wäre möglich. Die Kosten bewegen sich dafür zwischen 5320 Euro und 6280 Euro. Die günstigste Variante mit 580 Euro ist ein "Försterbaum", ein zugewiesener Platz in einer Gemeinschaftsgrabstätte, für die Mindestruhezeit. Die Gebühren kommen jeweils noch dazu. Die Freiherrn von Perfall verpachten ihr Waldstück an die Gemeinde und kümmern sich um alles weitere als Erfüllungsgehilfen der Gemeinde. Dieses Konstrukt ist aufgrund der rechtlichen Vorgaben nötig, erläutert Benedikt von Perfall. Er freut sich, dass es einer Witwe nun bald möglich sein wird, den letzten Wunsch ihres Mannes, der dort unbedingt begraben werden wollte, zu erfüllen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRechtsextremismus
:"Wir sind Omas, wir sind gegen Nazis und wir werden nicht still sein"

Oma ist Antifaschistin, diesen Satz hört man eher selten. Wieso eigentlich? Ein Gespräch über das Schweigen in Familien, das Reden mit Rechten und die Frage, wo die Männer beim Kampf gegen rechts außen bleiben.

Interview von Simon Sales Prado

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: