Freizeit im Landkreis Starnberg:Klettern mit Elefanten und Eulen

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Ferdinand hat seinen Spaß im neuen Kinderparadies des DAV Kletter- und Boulderzentrums in Gilching. (Foto: Nila Thiel)

Im Gilchinger Zentrum des Deutschen Alpenvereins ist ein neues Kinderparadies entstanden. Die ersten Besucher sind von den vielen Ideen, die sich in dem pädagogischen Konzept verbergen, begeistert.

Von Patrizia Steipe, Gilching

Freudestrahlend springt das Mädchen aus der roten Röhrenrutsche und winkt dem Freund zu. Der krabbelt in rund drei Metern Höhe durch einen aus Tauen geknüpften Schlauch, der quer über den Raum gespannt ist. Am Ende verschwindet der Neunjährige in einer Art Höhle, in der es weitere Klettermöglichkeiten gibt. Unten an der Wand hangelt sich ein Kind über die Boulderwand. Es greift dabei nach Griffen, die wie ein Elefant, eine Eule, ein Legostein oder das Alpenvereins-Edelweiß geformt sind.

Seit ein paar Tagen gibt es in Gilching in der Frühlingsstraße 18 einen neuen Indoor-Spielplatz. Das DAV-Kletter- und Boulderzentrum München-West (Deutscher Alpenverein) hat dafür den ehemaligen Kinderbereich und den Bouldertrainingsraum zusammengelegt. Das Kinderparadies liegt in der Mitte der Kletterhalle mit ihren bis zu 16 Meter hohen Routen. Insgesamt 70 Quadratmeter misst die Spielanlage.

Adele ist begeistert von den drei Spielebenen - unter anderem auch von der gewundenen Rutsche und den Boulderwänden. (Foto: Nila Thiel)

Allerdings gibt es in dem etwa fünf Meter hohen Raum drei Spielebenen, die den Raum zusätzlich erweitern. Zu den Spielelementen gehören die gewundene Rutsche, zwei Boulderwände, Klettertau, Wackelbrücke, Kletterkamin, Netztunnel und Schaumstoffhindernisse. Zusätzlich finden sich Gänge, Höhlen und Räume, die zum Verstecken spielen einladen. Der gesamte Raum ist mit Weichbodenmatten, über die ein Teppich gelegt wurde, ausgestattet. Beim Gehen gibt der Boden dadurch nach. Falls ein Kind runterfällt, wird das Gewicht abgefedert. Zusätzlich sind die höher gelegenen Spielelemente absturzsicher umkleidet.

Ein wenig erinnern die Tunnel, Strickleitern und Klettermöglichkeiten an einen Hochseilgarten. Das ist kein Wunder. Der Lenggrieser Hersteller von Hochseilgärten "Kristallturm" hat die Umbauarbeiten seit Juli 2023 für den DAV bewerkstelligt. Statt Plastik wurde viel Holz verbaut. "Wir legen Wert auf nachhaltige Materialien", erklärt Betriebsleiter Dominik Arnold. Der Spielplatz ist für alle offen, er kostet aber Eintritt.

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Eine Mutter aus Weßling ist zum ersten Mal mit ihrem neunjährigen Sohn und einem weiteren Kind gekommen. "Das ist hier super, vor allem, wenn das Wetter schlecht ist", schwärmt sie. In der Umgebung gebe es kein vergleichbares Indoor-Angebot für Kinder. Ihr gefällt besonders, dass die Feinmotorik und die Koordination der Kinder spielerisch geschult werden.

Sie selbst blickt interessiert auf die Kletterer, die nebenan die Wände erklimmen. "Das Bouldern möchte ich ausprobieren", sagt sie. Bouldern sei absolut einsteigerfreundlich, stimmt Arnold zu. Er hofft, dass durch den Spielplatz weitere Kinder und Eltern Lust auf den Klettersport bekommen. Plötzlich stürmt eine Gruppe von Grundschülern in das Kinderparadies und tobt durch den Raum. "Hier können sie sich auspowern und den Kopf frei bekommen", freut sich die Klettertrainerin, die ihre Gruppe zum Aufwärmen in den Spielbereich geschickt hat.

Für jedes Alter und jede Figur sei in Gilching alles geboten, sagt Leiter Dominik Arnold. (Foto: Nila Thiel)

Das Kinderparadies ergänzt nun, neben dem Spielplatz im Freien und den speziell geschraubten Kinderrouten das Angebot für Kinder im Gilchinger Kletter- und Boulderzentrum. Hier wurde in der vergangenen Zeit viel modernisiert. Zum Beispiel wurde im Outdoorbereich der Kiesboden durch glatte Fallschutzmatten ausgetauscht. "Jetzt kann man das Ganze auch mit dem Rollstuhl befahren", erklärt Arnold. Schließlich sei der Klettersport nicht nur etwas für durchtrainierte Leistungssportler. "Für jedes Alter und für jede Figur ist hier etwas geboten", versichert der Gilchinger.

Während es beim Bouldern in geringer Höhe quer über die Wand geht und man ungesichert immer abspringen kann, braucht man eine Sicherung, wenn es über die vielen In- und Outdoor-Kletterrouten der Anlage in die Höhe geht. Dank der neuen "Autobelay"-Selbstsicherung, die an der Decke montiert ist, braucht man dafür nicht mehr einen Partner. "Damit können Eltern und Kinder jetzt gemeinsam und nebeneinander klettern", erklärt Arnold.

Als nächstes soll im Oktober ein neuer Trainingsraum eingerichtet werden, der sich vor allem an ambitionierte Kletterer wendet. Ein sogenanntes Kilterboard wird eingebaut. Das ist eine elektronisch steuerbare Boulderwand, die bis zu einem Neigungsgrad von 70 Prozent verstellt werden kann. Das Ganze kann mit dem Smartphone verbunden werden, "dann hat man 77 000 verschiedene Boulderrouten zur Auswahl", schwärmt Arnold.

Alex, Jakob und Hannes im neuen Kinderparadies. (Foto: Nila Thiel)

Sobald der Raum fertig ist, möchte der DAV einen Tag der offenen Tür veranstalten, bei dem Indoor-Spielplatz, Trainingsraum und all die anderen Neuigkeiten ausprobiert werden können. Derzeit ist die Kletterhalle aber beliebtes Ziel von Schul-Wandertagen. "Vor ein paar Tagen waren 90 Kinder hier, die mit dem Bus aus Dießen kamen", erinnert sich Arnold. Es gibt auch eine Kooperation mit der benachbarten Montessori-Schule für Klettern als Schulsport.

Die Gilchinger Kletterhalle ist eine der DAV-Verbundkletterhallen. Weitere stehen in den Münchner Stadtteilen Thalkirchen und Freimann sowie in Bad Tölz. Angesichts der großen Nachfrage plant der DAV seit Jahren eine weitere behindertengerecht gestaltete Boulderhalle, doch der Verfahrensweg braucht seine Zeit.

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