Bergglück im Garten:Die Gondel im Garten

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Ungewöhnlicher Gartenschmuck: Stefanie und Walter Schäfer haben in ihrem Garten in Gilching eine alte Ski-Gondel stehen und sind damit auch im örtlichen Adventskalender vertreten. (Foto: Arlet Ulfers/Starnberger SZ)

Zum 50. Geburtstag beglückte Stefanie Schaefer ihren Mann einst mit einer ausgemusterten Kabine der Jennerbahn vom Königssee. Jetzt ist die Gondel die Nummer 16 des Gilchinger Adventskalenders - und ein Treffpunkt der Nachbarschaft.

Von Patrizia Steipe, Gilching

Ihr privates Bergglück haben sich die Schaefers in ihren Vorgarten geholt: eine echte Gondel, die Kabine Nr. 31 der ehemaligen Jennerbahn am Königssee. Stefanie Schaefer hat sie ihrem Mann vor fünf Jahren zum 50. Geburtstag geschenkt. Damals wohnte das Paar noch im hessischen Frankfurt. Als die beiden vor einem Dreivierteljahr nach Gilching zogen, stand fest: Die Gondel muss auf alle Fälle mit.

Mit der Kabine hat es nämlich eine besondere Bewandtnis: Sie ist ein Symbol ihrer Liebe. Die damals 15-jährige Stefanie und der 21-jährige Walter verliebten sich nämlich während einer Skifreizeit in der Wildschönau (Tirol) in einer Berggondel ineinander. Das war vor 33 Jahren. Längst haben die beiden geheiratet, die gemeinsame Tochter ist bereits 26 Jahre alt - und die Liebe zu den Bergen ist nach wie vor geblieben. Beide fahren nach wie vor auf die traditionelle Skifreizeit ihres Frankfurter Lessing-Gymnasiums, mittlerweile aber als ausgebildete Skilehrer.

So eine alte Gondel als Symbol des Kennenlernens hätte er gerne, sagte Walter Schaefer, als er 2017 vom Austausch der alten Seilbahnanlage in der Wildschönau las. Stefanie Schaefer griff den Wunsch sofort auf. Schließlich stand der 50. Geburtstag ihres Mannes bevor. Doch die Originalgondelanlage aus ihrer Jugend war bereits nach Pakistan verkauft worden. Mit der Jennerbahn-Kabine, die noch dazu 1967, im Geburtsjahr ihres Mannes, hergestellt worden war, fand Stefanie den perfekten Ersatz. Sie war nach Jahrzehnten im Einsatz durch eine neue Zehner-Seilbahnanlage ersetzt worden, die insgesamt 150 alten Zweier-Gondeln wurden verkauft. "Ich war total überwältigt", sagt Walter Schaefer, als er sich an die überaus gelungene Überraschung erinnert.

Wenn sie die Augen schließen und das sanfte Schaukeln spüren, dann wähnen sie sich fast in den Alpen

Die Gondel ist keineswegs nur Dekoration. Sie ist vor allem ein beliebter Rückzugsort des Ehepaars. "Fast wie ein kleiner Urlaub", schwärmt Stefanie Schaefer. "Wir setzen uns oft hinein. Im Inneren wird es im Winter schnell kuschlig warm." Im Sommer genießen die beiden ein Glas Rotwein, im Winter packen sie sich mit einer Decke ein und trinken Glühwein. Wenn sie die Augen schließen und das sanfte Schaukeln spüren, dann wähnen sie sich fast in den Alpen. Um ein richtiges Gondel-Feeling zu bekommen, hat Walter Schaefer nämlich von einem Schlosser eine spezielle Aufhängung bauen lassen. "Die Gondel musste sowieso befestigt werden", sagt er. Jetzt hängt die Zweisitzer-Kabine beweglich an einer Stütze. Dank eines Solarlichts kann die Kabine sogar beleuchtet werden. In der Skihalterung stehen alte Skier, die Walter Schaefer über das Internet aufgetrieben hat. "Es sind solche, wie ich früher gefahren bin", sagt er.

Eine spezielle Aufhängung vermittelt das richtige Gefühl in der innenbeleuchteten Gondel, draußen erinnert ein Paar alte Skier an frühere Zeiten auf der Piste. (Foto: Arlet Ulfers/Starnberger SZ)

Um ihren geliebten Bergen näher zu sein, haben die Schaefers vor einigen Wochen ihren Wohnsitz nach Bayern verlegt. Die Gondel kam im Möbelwagen mit, über 400 Kilometer quer durch Deutschland. Walter Schaefer begann als Controller bei einer hiesigen Bankfiliale, seine Frau Stefanie ist ohnehin stets auf Reisen als Opernsängerin. Zwei Tage in der Woche ist sie noch in Frankfurt, wo sie einen Lehrauftrag an einem Frankfurter Konservatorium hat. Ansonsten tourt sie durch ganz Deutschland von Engagement zu Engagement.

Im Sommer war sie beispielsweise bei den Heidelberger Schlossfestspielen als Wirtin im "Weißen Rössl" zu hören. Und vor ein paar Tagen erst ist sie aus Bremen zurückgekehrt, wo sie seit Jahren beim traditionellen Weihnachtskonzert auftritt. Doch auch die Gilchinger können die Mezzosopranistin zu Weihnachten hören, dann wird sie in der Kirche Sankt Sebastian singen. Nebenher unterrichtet die Diplom-Gesangspädagogin. Wie es der Zufall so wollte, hat auch die Tochter vor einem Jahr einen Job in München begonnen. Außerdem wohnen bereits weitere Verwandte in der Landeshauptstadt.

Die Kabine am Ende der Zufahrt soll zu einem Treffpunkt der Nachbarschaft werden

An ihrem früheren Heimatort sei die Gondel ein richtiges Wahrzeichen und ein Treffpunkt in ihrer Straße gewesen. Die Kinder hatten darin gespielt und die Müllmänner ab und an ihre Mittagspause im schmucken Zweisitzer genossen. In Gilching liegt die Gondel eher versteckt, denn die Schaefers sind in ein Haus gezogen, dass von der Straße abgewandt steht. Trotzdem soll die Kabine, die am Ende der Zufahrt liegt, auch hier zu einem Treffpunkt für die Nachbarschaft werden.

Premiere ist am Freitag, 16. Dezember. Dann machen die Schaefers mit ihrer Gondel beim Adventskalender der Gilchinger Familien mit. Während andere ihre Fenster oder Türen schmücken, wird bei den Schaefers die Gondel mit einer "16" geschmückt. Am Nachmittag wird Stefanie Schaefer gemeinsam mit den Kindern aus der Nachbarschaft ein paar Weihnachtslieder singen.

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