Wirtschaftspreis des Landkreises:Wenn man Corona hören kann

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Dagmar Schuller ist CEO und Gründerin der Gilchinger Firma Audeering. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Gilchinger Firma Audeering hat eine Technologie entwickelt, die mithilfe von künstlicher Intelligenz unsere Stimmen analysiert. Die so gewonnenen Erkenntnisse gehen weit über das hinaus, was das menschliche Ohr erkennen kann.

Von Linus Freymark, Gilching

Die Stimme sagt viel über einen Menschen aus. Zittert sie, ist das Gegenüber nervös, ist sie ruhig, strahlt der Gesprächspartner Gelassenheit aus, die sich auch auf einen selbst übertragen kann. Manche Stimmlagen empfinden wir als angenehm, andere finden wir nervig. Dafür reichen unsere Ohren.

Aber wir können nicht immer erkennen, ob sich ein Mensch auch tatsächlich so fühlt, wie er es vorgibt. Verspürt er positive oder negative Emotionen? Dafür sind die Möglichkeiten des menschlichen Körpers begrenzt. Die der Technik dagegen gehen ein ganzes Stück weiter, wie das Gilchinger Unternehmen Audeering beweist. Die Firma hat eine Technologie entwickelt, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Gefühlsebenen erkennen kann. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen lässt sich unter anderem die Therapie von Patienten verbessern. Zum Beispiel lassen sich daraus für Pflegepersonal und Angehörige Ansätze für die Betreuung von Demenzkranken ableiten. "Ältere und kranke Menschen benötigen viel Empathie", erklärt die Mitbegründerin von Audeering, Dagmar Schuller. Dadurch ließen sich die Emotionen der Patienten positiv beeinflussen - ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Behandlung.

Auch bei der Diagnose kann die KI-basierte Analyse von Stimme und Lauten helfen. In der Pandemie hat Audeering ein System entwickelt, das durch die Untersuchung von Hustern und mit anderen Sprachtests dabei hilft, Corona-Infektionen zu erkennen. Klingt nach Science-Fiction, ist in Gilching aber bereits Realität. "Da stecken 20 Jahre solide wissenschaftliche Forschung drin", erklärt die Wirtschaftswissenschaftlerin und IT-Juristin Schuller. Bei der Entwicklung der KI spielen verschiedene Fachrichtungen zusammen, neben Elektrotechnik spielen etwa auch Erkenntnisse aus der Psychologie und der Linguistik eine Rolle.

Dass sich Audeering auch dafür engagiert, die Arbeitsbedingungen für Frauen zu verbessern, liegt auch am persönlichen Hintergrund der Mitbegründerin. Dagmar Schuller hat selbst zwei Kinder, sie weiß, was es braucht, um Familie und Job unter einen Hut zu bekommen - etwa flexible Arbeitszeiten. Auch im Research-Bereich fördert das Unternehmen gezielt Frauen. Schuller würde es freuen, wenn sich noch mehr Frauen für ihre Branche interessieren würden. Denn: "High Tech ist nicht immer nur Mathe oder Physik."

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