Gericht:Sieben Jahre Haft für brutalen Vergewaltiger

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Landgericht verurteilt 23-jährigen Bauhelfer, der junge Frau in Starnberg "rücksichtslos und menschenverachtend" überfiel

Von Andreas Salch, Starnberg

Was in ihm vorgegangen sein mag, sah man ihm nicht an. Äußerlich regungslos hat ein 23-jähriger Bauhelfer aus Feldafing jedenfalls am Mittwoch seine Verurteilung vorm Landgericht München II aufgenommen. Nach Überzeugung der Richter hat der Angeklagte Anfang August vergangenen Jahres in der Nähe des S-Bahnhofs in Starnberg eine Krankenschwester auf einer Grünfläche vergewaltigt. Für die Tat muss der Bauhelfer nun sieben Jahre und zwei Monate hinter Gitter.

In der Nacht auf den 7. August hatte der Angeklagte auf der "Karibischen Nacht" gefeiert und Alkohol getrunken. Am frühen Morgen machte er sich auf den Heimweg. Am Bahnhof traf er auf eine 22-jährige Krankenschwester aus München: Auch sie war mit Freunden auf der Party an der Seepromenade gewesen und wollte zurück nach München. Kurz vor der Abfahrt hatte sie sich jedoch von der Gruppe getrennt und blieb zunächst am Bahnsteig stehen. Die 22-Jährige war erheblich betrunken. Sie hatte eine Blutalkoholkonzentration um die 1,5 Promille. In Starnberg kannte sie sich jedoch nicht aus. In dem Tunnel, der die Seepromenade mit dem Bahnhofsplatz verbindet, traf sie auf den Bauhelfer. Auch er war betrunken. Laut dem Gutachten eines Rechtsmediziners dürfte seine Blutalkoholkonzentration knapp 1,6 Promille betragen haben.

Der 23-Jährige sprach die Krankenschwester an und behauptete, er kenne einen "schnelleren Weg nach München"; sie solle doch mit ihm gehen. Die junge Frau folgte dem Bauhelfer. Auf einer Grünfläche in der Nähe des Bahnhofs drückte er sie jedoch plötzlich mit beiden Händen zu Boden und vergewaltigte sie. Der Angeklagte hielt der 22-jährigen Frau, die zunächst um Hilfe schrie, Mund und Nase zu, so dass sie keine Luft mehr bekam. Dabei habe das Opfer Todesängste ausgestanden, sagte der Vorsitzende, Richter Martin Hofmann, bei der Urteilsbegründung.

Zugunsten des Angeklagten ging das Gericht unter anderem davon aus, dass er die Krankenschwester nicht abgepasst habe. Gleichwohl habe er die "hilflose Situation" seines Opfers erkannt. Dies habe der Bauhelfer "gecheckt und ausgenutzt", so Richter Hofmann. Bei der Tat sei der 23-Jährige "brutal, rücksichtslos und menschenverachtend" vorgegangen. Die Krankenschwester sei für ihn "bloßes Sexobjekt zur Befriedigung seiner Begierde" gewesen. Nach der Tat war es der jungen Frau gelungen zu flüchten. Sie rief eine Freundin an. Mit ihr fuhr sie zurück nach München und ging zur Polizei. An ihrer Aussage hatte das Gericht keinerlei Zweifel. Die Krankenschwester habe "überhaupt keinen Belastungseifer an den Tag gelegt", sagte der Vorsitzende. Da sie betrunken war, hatte sie nicht einmal mit Sicherheit sagen können, ob der Angeklagte sie schwer sexuell missbraucht hatte. Rechtsmediziner, die die 22-Jährige nach ihrer Anzeige bei der Polizei untersucht hatten, stellten jedoch eindeutig fest, dass der Bauhelfer ungeschützten Sex mit ihr hatte.

Bei seiner Vernehmung hatte der 23-Jährige die Tat im Wesentlichen eingeräumt, den Vorwurf der Vergewaltigung aber "ausdrücklich" bestritten. Seinem Opfer habe er vor Gericht jedoch letztlich "die Tortur" einer eindringlichen Befragung erspart, sagte Richter Hofmann. Dies habe die Kammer dem Angeklagten "deutlich strafmildernd angerechnet".

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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