Gericht:Gautinger wegen Stalkings vor Gericht

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"Ich habe das Gefühl, dass er es war": Ein 34-Jähriger soll seiner Ex-Freundin nicht nur nachgestellt, sondern sie auch eine Treppe hinuntergestoßen haben.

Christian Deussing

Bei einem Absturzsicherungskurs hatten sich die beiden kennengelernt; später wurden sie ein Paar. Allerdings hatte die Krankenschwester ihrem Freund bald den Laufpass gegeben, weil er "alles bestimmen und sie besitzen wollte", wie die 26-Jährige jetzt vor Gericht zu Protokoll gab. Der Gautinger soll der Frau nachgestellt, sie vor ihrem Haus abgepasst und mit dem Auto verfolgt haben. Er hatte sie mit SMS und ständigen Anrufen belästigt und sich offenbar zu einem Stalker entwickelt. Und: Der Mann hat laut Staatsanwaltschaft die Stockdorferin am Abend des 13. April 2008 die 17-stufige Steintreppe vor deren Wohnungstür im ersten Stock hinuntergestoßen.

Nur Stalking oder auch gefährliche Körperverletzung? Ein Gautinger muss sich nun vor Gericht verantworten. (Foto: ddp)

Das Opfer hatte dabei Prellungen und Blutergüsse am ganzen Körper erlitten und war wohl auch kurz bewusstlos. Jetzt muss sich der 34-Jährige wegen "gefährlicher Körperverletzung" vorm Amtsgericht Starnberg verantworten.

Im Prozess ging es auch darum, ob der Angeklagte die Kontaktsperre nach dem Vorfall von zunächst zehn Tagen und dann einem Jahr eingehalten hat. Es ist aber vor allem zu klären, ob er die Frau tatsächlich die Treppe hinuntergestoßen hat. Denn das Opfer konnte den Täter in dem halbdunklen Treppenhaus nicht deutlich erkennen. Zuerst habe sie bemerkt, dass "jemand oben vor ihrer Tür stand", sagte die 26-jährige Zeugin vor Gericht aus.

Dann sei ihr kräftig an Schultern gegriffen und sie hinuntergestoßen worden. Am Ende der Treppe war die Frau liegengeblieben. "Ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühl, dass er es war", sagte das Opfer, das noch immer traumatisiert wirkt, mit leiser Stimme.

Zuvor hatte der Angeklagte mehr als eine Stunde versucht, zu erklären, dass er die Trennung nur schwer verkraften konnte - und er die Entfremdung in der Beziehung nicht so recht verstanden habe. Er berichtete auch, dass er damals von dem Notfalleinsatz in Stockdorf erfahren habe und große Sorge hatte, dass seine Ex-Freundin sich das Leben genommen haben könnte. Deshalb sei er an dem Abend zur deren Wohnung gefahren.

Noch in der selben Nacht holten ihn Polizisten aber zum Verhör ab. "Ich dachte, ich bin im falschen Film", sagte der Angeklagte. Er betonte zudem, das Kontaktverbot stets eingehalten zu haben. Dies widerspricht jedoch den Schilderungen seiner früheren Freundin. Zum Vorwurf, er habe seine Exfreundin gestoßen, sagte der Angeklagte nichts. Der Prozess dauert an, weitere Zeugen sind geladen.

© SZ vom 16.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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