Geothermie:Auf schwierigem Terrain

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Mit viel Optimismus haben sich Firmen auf Geothermieprojekte im Fünfseenland gestürzt - vier sind nur übrig geblieben.

Gerhard Summer und Armin Greune

Geothermieprojekte sind Pionierarbeit. Einige wurden schon aufgegeben, andere kommen zäh voran, die meisten Zeitpläne erwiesen sich als zu optimistisch. Aber vier der Geothermiefirmen, die sich die Rechte für Claims rund um den Starnberger See und den Ammersee gesichert haben, wähnen sich nun endlich in der Nähe des Ziels: Sie peilen in Bernried, Utting, Herrsching und Planegg Bohrungen nach heißem Wasser in mehreren tausend Metern Tiefe an.

Wäre es nach den ursprünglichen Vorstellungen der Firmen gegangen, würden die ersten Kraftwerke schon dampfen: Baldur Trinkl, Kieswerksbetreiber aus Krailling, wollte Mitte 2008 durchstarten; der Herrschinger Privatmann Josef Birner im Herbst 2007; Lutz Stahl von der Bernrieder BE Geothermal im Sommer 2008. All die Pläne sind Altpapier, wegen der Finanzkrise oder weil sich die Projekte als hoch komplex erwiesen. Wie es aussieht, könnten die ersten Erdwärmeanlagen im Fünfseenland frühestens 2013 in Betrieb gehen - womöglich in Planegg und Bernried.

Trinkl beackert zwei Gebiete, eines rund um Gilching, eines bei Planegg/Gräfelfing. Für letzteren Claim sei die Planung weit fortgeschritten. Angedacht ist ein Standort zwischen Martinsried und Gräfelfing; dort besitzt das Kieswerk Flächen. Wo es im Gilchinger Claim in die Tiefe geht, ist noch unklar. Trinkl favorisiert ein eigenes Grundstück in Weßling. Noch werde aber geprüft, ob die Bohrung vom dortigen Kieswerk aus technisch machbar ist. Trinkl setzt auf Fernwärme, nicht auf Stromproduktion, und die klassische Finanzierung mit Banken.

In Starnberg ist nun die englische Firma Exorka am Zug; erst hatte dort die isländische Enex Power Energie die Lizenz zum Bohren. 2009 stellte sich Exorka in Starnberg vor; seitdem habe man nichts mehr gehört, sagt Stadtsprecher Karl Heinz Springer. Auf schriftliche SZ-Anfrage reagierte Exorka nicht. Offen ist, wer den Zuschlag für das Feld Starzenbach auf Pöckinger, Feldafinger und Tutzinger Flur bekommt: Die Stadtwerke München, die Gemeinden Feldafing und Pöcking haben sich dafür beworben.

In Utting, wo die "Geoenergie Bayern" 2010 mit der Förderbohrung beginnen wollte, ist immer noch nicht klar, wo das Kraftwerk stehen soll. Sicher scheint der Ort der Förderbohrung am Reichhof, eine 3,5 Kilometer lange Pipeline soll das heiße Wasser zum im Gewerbegebiet Nordwest vorgesehenen Kraftwerk führen. Doch in Utting hat man wegen des jährlichen Kühlwasserbedarfs von 860.000 Kubikmetern Bedenken: Es soll aus Uferfiltrat des Ammersees gedeckt werden, den Rest könnte Grundwasser aus einem Brunnen am Seeufer oder in der Nähe des Schondorfer Sportplatzes liefern.

Alternativ steht auch noch ein luftgekühltes Kraftwerk an einem anderen Standort zur Debatte. Am Reichhof selbst will der Uttinger Gemeinderat jedoch nur die Bohrung, aber kein Kraftwerk zulassen, was durch die Aufstellung eines Bebauungsplans sichergestellt werden soll. Die Rechte für das 88 Quadratkilometer große Erlaubnisfeld in Dießen sind 2009 von der Gemeinde auf die Stadtwerke München übergegangen. Aktuell haben die Stadtwerker Bürgermeister Herbert Kirsch mitgeteilt, die Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten abwarten zu wollen - um dann die Wirtschaftlichkeit erneut zu prüfen.

© SZ vom 28.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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