Ortsentwicklung:Verstecktes Idyll mitten in Stockdorf

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Das Ortsfest in Stockdorf mit Freiluftbühne und Hüpfburg war ein großer Erfolg, doch perspektivisch soll das Areal an der Würm bebaut werden (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eine Fläche an der Würm wird beim Ortsfest erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dort könnten einmal Wohnhäuser gebaut werden.

Von Michael Berzl, Gauting

Frühlingszwiebeln und Tulpen wachsen in Beeten unweit der Würm, eine frisch gemähte Wiese, rundherum hohe Eschen und Ahornbäume, ein Stück weiter steht ein Gartenstuhl hinter Büschen. Mitten in Stockdorf gibt es eine Brache, die bisher kaum jemand gesehen hat: Eine Fläche mit der Größe von etwa einem Hektar gegenüber dem Firmengelände von Stanz Schmidt, die direkt an die Würm grenzt und ansonsten von Wohnbebauung umgeben ist. Wo jetzt noch ein stilles Idyll ist, könnten einmal Wohnhäuser stehen - das planen jedenfalls die Grundstückseigentümer.

Beim Ortsfest am vergangenen Wochenende durfte die Öffentlichkeit sich dort zum ersten Mal umsehen. Wege waren angelegt, mittendrin war eine Bühne aufgebaut, auf der am Auftaktabend Ludwig Seuss gespielt hat, auf einer Hüpfburg konnten sich die Kinder vergnügen. Und gleich am Eingang ein Informationsstand der Münchner Firma Hendricks & Schwartz, nach eigenen Angaben "einer der führenden Anbieter für die strategische Beratung im Bereich Baurechtschaffung und Akzeptanzkommunikation für Immobilienprojekte". Auf deutsch: Spezialisten für Fälle, in denen mit Schwierigkeiten zu rechnen ist. "Immobilienprojekte reibungslos realisieren", lautet eines ihrer Versprechen. Vor Ort ist Senior-Manager Fabian Böttger für die Gespräche zuständig. Er wolle herausfinden, was die Stockdorfer sich dort vorstellen können. Die mögliche Entwicklung auf dem Gelände steht nämlich erst ganz am Anfang. Baurecht gebe es dort noch nicht, erklärt Andreas Hitzler, der sich im Auftrag der Grundstückserben um die Liegenschaft und ihre weitere Entwicklung kümmert.

Auf dem Grundstück könnten Häuser mit insgesamt 20 Wohnungen entstehen

Gleichwohl gibt es schon erste Ideen und auch Entwürfe, die bereits im vergangenen Herbst in einer nichtöffentlichen Sitzung dem Gautinger Bauausschuss vorgestellt wurden. Demnach könnten auf dem Grundstück Häuser mit insgesamt 20 Wohnungen errichtet werden. "Was Kompaktes, damit möglichst viel Grünfläche bleibt", sagt Hitzler. Als Mieter würden Ortsansässige zuerst zum Zuge kommen, verspricht er. Im Infostand ist auf einem Plakat die Rede von "Vormietrecht" für Bürger, Verbände und Behörden aus Stockdorf sowie "Freizeitflächen für alle Generationen". Zugleich preist Hitzler weitere Vorteile an, die sich für die Stockdorfer ergeben könnten: einen öffentlichen Zugang auf ein bislang privates Grundstück, Fuß- und Radwege auf einer langen Strecke an der Würm entlang vom Schulersteg bis zum Harmsplatz.

"Das ist schon ein Pfund, das wir da haben und das auch die Stockdorfer interessieren könne", sagt Andreas Hitzler, Geschäftsführer der Santini GmbH & Co. Grundstücksverwaltungs KG, bei einem Rundgang über die Grünfläche, die bisher hinter verschlossenen Toren lag und erst jetzt so richtig wahrgenommen wird. Auch der Damm am Pausenhof der Grundschule gehört dazu. Die direkten Nachbarn, die bisher einen Blick ins Grüne genießen, werden wenig begeistert sein und beobachten schon skeptisch, was da gerade passiert.

Die Firma Stanz Schmidt will ihren Standort mitten im Ort nach mehr als 90 Jahren aufgeben

Die weitere Entwicklung auf dem insgesamt 1,7 Hektar großen Santini-Areal hängt eng damit zusammen, was sich in den nächsten Jahren auf dem Firmengrundstück jenseits der Würm tut. Dort geht es um weitere 1,3 Hektar, die als Mischgebiet ausgewiesen sind. Die Firma Stanz Schmidt will ihren Standort mitten in Stockdorf nach mehr als 90 Jahren aufgeben. Allein, wer gesehen hat, wie das aussieht, wenn ein Lieferant dort mit einem größeren Lastwagen eintrifft, kann erahnen, dass das ein eher schwieriger Standort ist: Dann halten Mitarbeiter mit Kellen kurz den Verkehr auf der Ortsdurchfahrt an. Der Lastwagen rangiert zuerst auf eine Einfahrt gegenüber, um dann auf das Firmengelände zu gelangen. Alle möglichen Metallteile für die Industrie werden in dem vor fast 100 Jahren von Hanns Willy Schmidt gegründeten Unternehmen hergestellt. Bisher ist ein Umzug in ein neues Gewerbegebiet im Westen von Gauting geplant. Bis auf dem Acker zwischen dem Gelände der Asklepios-Klinik und Unterbrunn die ersten Bagger anrücken, dürften allerdings noch Jahre vergehen. Bis dahin wollen Hitzler und Böttger die Stockdorfer darauf einstimmen, was auf dem bisher versteckten Grundstück mitten im Ort geschehen könnte.

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