Gauting:Neuer Kindergarten auf der Postwiese

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Die Container auf der Postwiese sind in die Jahre gekommen und sollen durch einen Neubau ersetzt werden. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Gemeinde veranschlagt für Planung und Bau mehr als sechs Millionen Euro. Der Containerkomplex, den die Lebenshilfe bisher nutzt, soll in zwei Jahren demontiert werden.

Von Michael Berzl, Gauting

Der Sonnenschutz am Spielplatz ist eingerollt, der Sandkasten beim Kindergarten der Lebenshilfe in Gauting mit einer blauen Plane abgedeckt. Bei Schmuddelwetter im Winter ist im Außenbereich nicht viel los. Insgesamt sechs Gruppen können in dem Containerkomplex auf der Postwiese betreut werden. Eigentlich ist es ein Provisorium, das vor bald 14 Jahren als Ausweichschule zusammengeschraubt wurde.

Mittlerweile breitet sich auf dem Blechdach der Rost aus, an einigen Stellen der Außenwände ist die weiße Farbe abgeblättert, sodass das Grau der Stahlmodule durchscheint. Es ist eine Übergangslösung, die in die Jahre gekommen und eigentlich schon überfällig ist. "Wir müssen da regelmäßig einen Statiker reinschicken", sagt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Nun werde ein Neubau geplant, der auf lange Sicht die Container ersetzen soll, kündigte sie an.

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Als "Interimsmaßnahme" hatte die Gemeinde die Container angekündigt. Nachdem im März 2010 im Altbau der Grundschule an der Bahnhofstraße ein Stück Decke heruntergebrochen war und das Gebäude sofort gesperrt wurde, musste schnell eine Ausweichlösung her. Eine Firma aus Blaubeuren errichtete auf der Wiese an der Straße nach Buchendorf in Rekordzeit einen zweistöckigen Komplex aus insgesamt 87 Stahlmodulen, in dem dann von Juni an die Grundschüler unterrichtet wurden.

Das gesperrte und dann von Fachleuten als baufällig eingestufte Schulhaus im Ort ist schon lange abgerissen, die Grundschüler werden mittlerweile in der renovierten Realschule unterrichtet. Aber die Container stehen immer noch. Die Lebenshilfe aus Starnberg betreibt darin seit acht Jahren Kindergarten, Krippe und Hort. Den Hang direkt daneben nutzen Kinder im Winter gerne zum Rodeln, wenn denn einmal Schnee liegt. Im Sommer wird auf dem ebenen Teil der Wiese gekickt. Ein Teil der Fläche war auch für ein neues Feuerwehrhaus im Gespräch, doch den Standort haben Gutachter als ungeeignet verworfen.

Die Container, die dort nun seit vielen Jahren stehen, waren nie als Dauerlösung gedacht, das Ensemble am Fuß eines bewaldeten Hanges wirkt nicht mehr sehr einladend. Wie schon vor einem Jahr angekündigt, bereitet das Rathaus jetzt den Umzug in einen Neubau vor. Im Etat der Gemeinde sind die Kosten jedenfalls eingeplant. Im Entwurf für den Vermögenshaushalt sind in den kommenden beiden Jahren Ausgaben von insgesamt 4,8 Millionen Euro für den Ersatzneubau veranschlagt. Etwas mehr als eine Million Euro sind außerdem für Planungen und Auftragsvergaben angesetzt. Unterdessen kostet auch das Provisorium eine Menge Geld. Für ein Statik-Gutachten waren im vergangenen Jahr 75 000 Euro vorgesehen, für die Demontage des Provisoriums ist eine Viertelmillion eingeplant.

Im Frühjahr 2010 werden die Container innerhalb weniger Wochen aufgestellt. 16 Jahre danach sollen sie wieder abmontiert werden. (Foto: Georgine Treybal)
In dem Kinderhaus der Lebenshilfe in Gauting werden Buben und Mädchen in sechs Gruppen betreut. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wann was gebaut wird, hängt auch von den Haushaltsberatungen ab, die demnächst beginnen. Die Anwohner müssen sich aber darauf einstellen, dass die ursprüngliche Übergangslösung zu einer Dauerlösung umgewandelt wird. Sie werden heuer Gelegenheit bekommen, sich darüber zu informieren, wie das aussehen soll. Aktuell werde der Bebauungsplan für das Grundstück aktualisiert, der im Laufe dieses Jahres öffentlich ausgelegt werde, teilt Rathaussprecherin Charlotte Jans mit.

Dem sei dann auch der genaue Standort zu entnehmen. Das neue Gebäude für das Kinderhaus soll demnach in unmittelbarer Nähe zu den Containern gebaut werden. Der Behelfsbau soll nach aktuellem Planungsstand erst dann abgerissen werden, wenn der Neubau steht, sodass eine weitere Übergangslösung nicht nötig sein wird.

Die Postwiese in Gauting: Der Hang dient im Winter als Rodelberg, die Wiese als Bolzplatz. Direkt neben den Containern soll ein neues Gebäude für einen Kindergarten errichtet werden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mehrere Projekte in dieser Größenordnung sind für Gauting schwer zu stemmen. Eine weitere Kindergarten-Planung tritt daher vorerst in den Hintergrund. Für ein Grundstück in der Verlängerung der Wiesmahdstraße beim Schulzentrum am Ortsrand wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, vier Gruppen wären dort wohl möglich. Doch dieses Vorhaben werde nun "nachrangig" betrachtet, sagte Bürgermeisterin Kössinger. Infrage komme, dort zwei Bauwagen für einen Waldkindergarten aufzustellen.

Mehr Platz allein, in welcher Art auch immer, löst das Problem indes nicht. Denn neue Räume allein reichen nicht, wenn das Personal fehlt, um die Gruppen zu betreuen. Auch die Lebenshilfe sucht Erzieherinnen und Kinderpfleger.

So geht es den meisten Trägern von Betreuungseinrichtungen. Der Waldorfkindergarten in der Villenkolonie, der vor zwei Jahren in einen Neubau umgezogen ist, kann eine eigentlich vorgesehene Krippe bisher nicht eröffnen, weil das Personal fehlt, berichtete Bürgermeisterin Kössinger.

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