Kommunale Finanzen:Zu wenig Geld für einen schöneren Bahnhof

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Der Gautinger Bahnhof könnte etwas Pflege brauchen. Die Gemeinde hat Millionen für Um- und Anbau eingeplant, kann sich diese Ausgaben derzeit aber nicht leisten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gauting muss sparen, die Gemeinde verschiebt und streicht große Ausgaben: Das betrifft das Bahnhofsgebäude, eine neue Obdachlosenunterkunft und MVG-Radstationen.

Von Michael Berzl, Gauting

Ein schon lange geschlossenes Lokal, eine schmuddelige Wartehalle, ein insgesamt verkommener Eindruck: So sieht das Gautinger Bahnhofsgebäude aus, und das schon seit Jahren. Der erste Eindruck für Reisende, die mit der S-Bahn dort ankommen, könnte besser sein. Doch ändern wird sich daran vorerst nichts. Die Kommune muss sparen, die Folgen von Pandemie und Krieg fordern ihren Tribut.

In ihren Haushaltsberatungen haben die Gemeinderäte daher einige große Investitionen gestrichen und verschoben. Die Devise lautet: Was nicht dringend jetzt erledigt werden muss, muss warten. Zum Beispiel der Bahnhof. Für Sanierung und Anbau waren in den kommenden Jahren ursprünglich mehr als drei Millionen Euro vorgesehen, doch der Posten ist gestrichen. Die Vorberatungen über den Haushalt in diversen Ausschusssitzungen sind nun abgeschlossen, am Dienstag soll darüber abgestimmt werden.

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Nach der aktualisierten Fassung des Etats soll auch der Bau einer Unterkunft für Obdachlose unweit des Bahnhofs an der Ammerseestraße um mindestens ein Jahr verschoben werden. Laut Finanzplanung sollte der Bau noch im nächsten Jahr beginnen, 2,2 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Mehr als vier Millionen sind für den Neubau einer Kita mit sechs Gruppen auf der Postwiese veranschlagt. Bisher steht dort ein Containerkomplex, für die Zukunft plant die Gemeinde aber eine dauerhafte Lösung. Laut Finanzplanung beginnen die Arbeiten aber frühestens in zwei Jahren.

Der Sparkurs kommt auch zaghaften Ansätzen für eine Verkehrswende in die Quere. Eigentlich hatte Gauting vor, das Angebot an MVG-Fahrrädern auszubauen und nach den beiden Verleih-Stationen am Bahnhof und bei der Asklepios-Klinik vier weitere Stützpunkte zu errichten, mit fast 90 000 Euro waren die Ausgaben kalkuliert. Das ist viel Geld für ein gut gemeintes Angebot, das offenbar kaum genutzt wird.

Eine Auswertung mit offiziellen Zahlen gibt es zwar noch nicht, aber Vize-Bürgermeister Jürgen Sklarek, der als Oberarzt in der Lungen-Fachklinik am Ortsrand arbeitet, hat beobachtet: "Die Räder werden meistens nicht genutzt, die stehen nur da." Wenn dem Rathaus dann eine Abrechnung vorliegt, sollen die Zahlen im Verkehrsausschuss besprochen werden.

Landrat Stefan Frey und Bürgermeisterin Brigitte Kössinger testen bei der Eröffnung der neuen Verleihstationen die MVG-Räder. Die Begeisterung für das Angebot hält sich aber offenbar in Grenzen. (Foto: Nila Thiel)

Erweiterung und Ausbau der Stockdorfer Grundschule sowie eine energetische Sanierung verschlingen Millionen. Allein die Container, die übergangsweise benötigt werden, kosten laut Etatentwurf 200 000 Euro. Der Finanzausschuss hat in seiner Sitzung in der vergangenen Woche zwar darüber diskutiert, das Projekt zu stoppen, sich aber dafür ausgesprochen, die auf mehrere Jahre angelegten Arbeiten fortzusetzen. "Das wäre auch schwer zu vermitteln, eine laufende Sanierung zu stoppen", sagte CSU-Gemeinderat Maximilian Platzer.

Kämmerer Stefan Hagl prognostiziert, dass die Lage noch schwieriger wird

Oberstudiendirektorin Sylke Wischnevsky dagegen muss sich auch weiterhin in Geduld üben, was ihren Wunsch nach einer neuen Dreifach-Turnhalle für das Gautinger Gymnasium betrifft. Seit mehr als sieben Jahren gibt es die Idee, sie taucht auch regelmäßig in der langfristigen Finanzplanung des Rathauses auf. Allerdings immer nur als Merkposten für die Zukunft.

Diesmal ist der Baubeginn für das Jahr 2025 terminiert, die Baukosten sind mit 4,75 Millionen Euro veranschlagt. Dass sich die Gemeinde dann an einen Neubau in dieser Größenordnung wagt, ist allerdings unwahrscheinlich. Schließlich geht Kämmerer Stefan Hagl davon aus, dass die finanzielle Lage Gautings in den kommenden Jahren eher noch schwieriger wird.

Nach Verzicht und Ausgabestopp im Vermögenshaushalt kann er immerhin Zahlen zur Abstimmung vorlegen, die den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Beim Auftakt der Beratungen sah das noch anders aus, da musste nachgebessert werden. "Der Haushalt ist genehmigungsfähig", sagte er nun in der vergangenen Woche bei der letzten Vorberatung im Finanzausschuss vor der Entscheidung im Plenum.

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