Freizeit:Kalt baden, Geld sparen

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Das Warmwasserbecken im Gautinger Freibad ist beliebt bei Schwimmkursen mit Kindern. Nach Ansicht von Experten ist es aber ein nicht mehr zeitgemäßer Luxus. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Fachleute empfehlen, das Warmwasserbecken des Gautinger Freibads zu sperren, um Kosten zu sparen. Dabei ist es gerade bei Schwimmkursen mit Kindern so beliebt.

Von Michael Berzl, Gauting

Das Freibad in Gauting ist ein teures Vergnügen. Nicht so sehr für die Besucher, denn sie kommen in den Genuss einer hoch subventionierten Freizeitanlage an der Würm, die es nur deswegen noch gibt, weil die Gemeinde Jahr für Jahr viel Geld dafür ausgibt. Gut 58 000 Besucher wurden in diesem Sommer gezählt. Die Eintrittsgelder aber würden bei weitem nicht ausreichen, um den Betrieb und die vielen Reparaturen zu bezahlen; daher sind regelmäßig hohe Zuschüsse aus Steuermitteln nötig. Nach den Zahlen von Christian Ruhdorfer, der im Rathaus für das Bad zuständig ist, beläuft sich das Defizit allein heuer auf etwas mehr als 200 000 Euro. Steigende Energiekosten und anstehende Reparaturen machen die finanzielle Lage noch schlimmer. Nun haben sich Fachleute den Betrieb genauer angeschaut und kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: Ihrer Ansicht nach sollte das Warmwasserbecken geschlossen werden, um Energie und damit Kosten einzusparen.

"Mit Sand füllen und als Sandkasten nutzen", antwortete Daniel Gryzik im Gemeinderat auf die Frage, was man mit dem Warmwasserbecken anfangen könne - und das war nur halb im Scherz gemeint. Den Aufwand, um das kleine Becken bei dem Gebäude mit den Umkleiden permanent auf 38 Grad Celsius aufzuheizen, bezeichnete er als "immens", eine Schließung daher als "äußerst empfehlenswert". Gryzik arbeitet bei einer Münchner Energieberatungsfirma und hat im Auftrag der Gemeinde untersucht, wo und wie der Energieverbrauch im Gautinger Freibad gesenkt werden könnte.

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Die Kosten sind ohnehin schon enorm, und auf die Gemeinde kommt gerade noch einiges zu. Das Bad ist regelmäßig Thema, das wurde nun noch einmal deutlich. Diplom-Ingenieur Dirk Hartisch, Geschäftsführer einer Beratungsfirma in Greifenberg, hat diverse Sanierungsvarianten untersucht und kommt auf Ausgaben von mehr als zwölf Millionen Euro, die allerdings zum überwiegenden Teil aus einem Sonderförderprogramm des Freistaats gedeckt werden könnten. Der Gemeinde bliebe dennoch ein Eigenanteil in Höhe von gut vier Millionen Euro netto. Das wäre eine Kalkulation für eine große Lösung auf Dauer. Als er vor sechs Jahren zum ersten Mal dem Gautinger Gemeinderat seine Vorschläge unterbreitet hatte, wäre alles noch etwas günstiger gewesen, seither seien die Kosten aber um gut 60 Prozent gestiegen.

Allein um den Betrieb weiterhin zu gewährleisten, muss die Gemeinde laut Badleiter Ruhdorfer im nächsten Jahr bis zu einer halben Million Euro ausgeben. Das Flachdach auf dem Gebäude mit den Umkleiden sei undicht, Filteranlagen müssten erneuert werden, die Gasheizung sei schon ziemlich alt, und die Kasse funktioniert auch nicht richtig. Mit Blick auf die Ausgaben sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU): "Da haben wir einige Aufgaben vor uns in den Haushaltsberatungen. Die Frage ist tatsächlich, was wir uns noch leisten können". In den verschiedenen von Hartisch vorgestellten Szenarien taucht auch die Variante auf, das Bad zu schließen. Damit formuliert der Fachmann als Möglichkeit, was als Gerücht ohnehin schon praktisch jedes Jahr durchs Würmtal spukt.

Um das Freibad zu retten, muss die Gemeinde Gauting viel Geld ausgeben. (Foto: Nila Thiel)

Das Warmwasserbecken hält auch der Wärme- und Umwelttechniker Hartisch für "nicht mehr zeitgemäß". In seinen Augen ist das "ein Luxus, ein Alleinstellungsmerkmal. Das hat keiner". Und so lautet auch seine Empfehlung, es aufzugeben.

Das kleinste der drei Schwimmbecken im Gautinger Freibad ist also nach Darstellung der beiden Experten eine Ausnahme. Darauf zu verzichten, fällt den Gautingern dennoch nicht leicht: Ruhdorfer sagte in der Sitzung am Dienstag, das Becken sei insbesondere bei Schwimmkursen mit Kindern sehr beliebt. Allein heuer wurden 990 Teilnehmer in verschiedenen Kursen gezählt. Und Gemeinderat Stefan Berchtold (Menschen für Gauting, Piratenpartei) fragte schon, wie stark die Attraktivität des Bades durch eine Schließung wohl sinken würde. "Natürlich ist das Warmbecken ein Magnet", meint Badleiter Ruhdorfer.

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