Neuer Träger:Rotes Kreuz übernimmt Evangelischen Kindergarten

Lesezeit: 2 min

Der Evangelische Kindergarten an der Gautinger Ammerseestraße soll an das Rote Kreuz übergeben werden. (Foto: Georgine Treybal)

Wegen der vielen Bürokratie will die Christuskirche in Gauting Aufgaben an einen professionellen Träger abgeben. Doch das stößt auf Widerstände.

Von Michael Berzl, Gauting

Der Starnberger Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) übernimmt den zweigruppigen Kindergarten der Christuskirche in Gauting. Der Kirchenvorstand hat sich zu diesem Schritt nach langen Vorbereitungen vor allem wegen der ständig wachsenden administrativen Aufgaben entschlossen, berichtet die Pfarrerin Andrea Borger. Es liege bereits eine detaillierte Kooperationsvereinbarung vor, als Termin für die Übergabe ist der kommende Januar vorgesehen.

In der Kirchengemeinde rumort es allerdings deswegen. Das wurde bei einem Informationsabend am Dienstag deutlich. "Das war echt eine unangenehme Veranstaltung", berichtet Pfarrerin Borger, die sich federführend um die Übergabe der Trägerschaft kümmert. Nach mehreren Gesprächsangeboten und Informationen sei sie zu ihrer eigenen Überraschung mit einer "harten Abwehrfront" konfrontiert worden. Sie sprach gar von "Bashing".

Das mag mit Traditionen zu tun haben. Der 1962 gegründete Kindergarten der Christuskirche gehört seit vielen Jahrzehnten zum Gemeindeleben und hat seinen festen Stellenwert. Viele Buben und Mädchen können sich noch an "Tante Thea" erinnern, die die Einrichtung lange geleitet hatte. Seit über 50 Jahren haben die Kinder einen festen Platz auf dem Kirchengelände, betont Pfarrer Klaus Firnschild-Steuer in einem Porträt der Einrichtung.

Zuschüsse, Abrechnungen, Personalführung - das ist der Kirchengemeinde zu viel

Doch nun sieht man sich in der Kirchengemeinde überfordert mit der ausufernden Bürokratie, die mit dem Betrieb des Kindergartens verbunden ist. Da geht es um Zuschüsse, Abrechnungen, Personalführung. "Wir wollen für die Zukunft des Kindergartens sorgen, indem wir uns einen starken Partner holen", beteuert Borger. Mit fünf verschiedenen möglichen Trägern habe man sich ausgetauscht, ehe die Entscheidung für das BRK mit einer "sehr gut aufgestellten Verwaltung" gefallen sei. Von dem Verband erhoffe man sich professionelle Begleitung. "Das können die wirklich gut", sagt die Pfarrerin über das Rote Kreuz, den größten Träger von Kindergärten im Landkreis Starnberg. Der Kreisverband ist nach eigenen Angaben für 23 Kitas zuständig.

Auch unter neuer Führung solle das bisherige Profil des Evangelischen Kindergartens mit seiner konfessionellen Ausrichtung und einer religiösen Erziehung erhalten bleiben, beteuert Borger. Es solle ein Beirat gegründet werden, der darauf achtet. Eine sehr detaillierte Kooperationsvereinbarung sei ausgearbeitet worden; darin solle alles Mögliche geregelt werden - von der Jahresplanung bis zur Zahl möglicher Überstunden. Unter der Leitung von Susanne Merkl sind dort insgesamt sechs weitere Mitarbeiterinnen beschäftigt. Auch für sie war der Informationsabend gedacht, der schließlich zwei Stunden lang bis spät in die Nacht dauerte.

Die Entscheidung zu begründen und Argumente ins Feld zu führen, war offenbar schwierig bei dem Infoabend in der Kirche mit etwa 40 Teilnehmern. Da machten sich auch immer wieder Vorbehalte gegenüber dem Roten Kreuz generell bemerkbar. Im Gautinger Ortsteil Unterbrunn etwa würde eine Gruppe von Eltern nach personellen Problemen das BRK als Träger am liebsten loswerden.

Angesichts der Widerstände wurde der bisherige Zeitplan für die Übergabe des Evangelischen Kindergartens etwas verschoben. Stichtag soll nun der 1. Januar sein, nicht mehr der 1. September

Die Übergabe an einen neuen Träger fällt in eine Zeit, in der dem Kindergarten auch räumliche Änderungen bevorstehen. Laut Borger ist eine Erweiterung der Kapazitäten geplant. In welcher Form stehe aber noch nicht fest, denkbar seien zum Beispiel eine Aufstockung oder aber auch ein Neubau. Bisher befindet sich der zweigruppige Kindergarten in einem einfachen einstöckigen Flachbau mit Holzverkleidung. Dazu gehört ein großzügiger Garten mit hohen Kastanienbäumen in der Mitte. Das Gebäude steht direkt an der Lindenallee, die auf den markanten Backsteinbau der Christuskirche zuführt. Außerdem befinden sich auf dem Gelände an der Ammerseestraße das Pfarrhaus und das Walter-Hildmann-Haus mit Veranstaltungssaal.

© SZ/zif - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: