Gastronomie in Starnberg:Ungeklärte Verhältnisse

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Seit November ist das "Zeitlos", die Sportgaststätte des TSV Starnberg, geschlossen. Die Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung im März haben sich zerschlagen. (Foto: Arlet Ulfers/Starnberger SZ)

Die Vereinsgaststätte des TSV 1880 Starnberg bleibt auf absehbare Zeit geschlossen. Das Präsidium hofft nach Klärung einer rechtlich verzwickten Lage auf eine Wiedereröffnung im Herbst.

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Hoffnungen auf eine schnelle Wiedereröffnung der Sportgaststätte des TSV 1880 Starnberg haben sich zerschlagen. Im Februar noch hatte das Präsidium des rund 2500 Mitglieder starken Sportvereins gehofft, die Situation für das seit November geschlossene "Zeitlos" kurzfristig klären zu können und im Idealfall schon im März einen neuen Betreiber der Sportkneipe zu präsentieren. Mittlerweile ist es Mai - und mit einer Wiedereröffnung wird es auf absehbare Zeit nichts: Der bisherige Pächter ist insolvent, und bevor irgendetwas geschieht, müssen die Eigentumsverhältnisse für das Inventar geklärt werden, sagte TSV-Geschäftsführer Benedikt Pohlus auf SZ-Anfrage: "Das Gericht muss entscheiden, was damit passiert."

Tische, Stühle und Barhocker wurden zusammengeschoben, in der Küche Ordnung geschafft. Die Regale sind ausgeräumt, manches wurde eingelagert. An der Wand hängen noch Monitore und Lautsprecher, auf der abgeräumten Terrasse der einst beliebten Kneipe stehen große Sonnenschirme, die offensichtlich ungeschützt draußen überwintern mussten. "Das Ausräumen haben wir selbst übernommen", sagt Pohlus, "eine schwere Bürde". In den Kühlschränken hätten sich abgelaufene Lebensmittel gefunden, eine Grundreinigung der Räumlichkeiten war ohnehin überfällig. Und das alles ohne Zutun des Wirtes: Eine Zusammenarbeit mit Florian Maximilian Lang, bisheriger Pächter und Geschäftsführer der "Timeless GmbH", sei nicht möglich. "Ich kann nicht an ihn rankommen", sagt Pohlus, der Kontakt sei abgerissen.

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Dabei gäbe es noch so einiges zu klären. Zwar ist der Pachtvertrag längst beendet. Doch solange ungewiss ist, was mit der Kneipeneinrichtung passieren soll, geht nichts voran. Mittlerweile befasst sich ein Rechtsanwalt im Auftrag des Vereins mit der Angelegenheit, Sebastian Böhm soll die Angelegenheit richten. Doch "das ist alles nicht so einfach", sagt der Jurist. Soll heißen: Ein schwierige Geschichte mit vielen Detailfragen, die allesamt unbeantwortet sind, zumal eine Kooperation mit Lang aktuell nicht möglich scheint. "Wir hoffen, dass wir das bald geklärt haben", sagt Geschäftsführer Pohlus, und Rechtsanwalt Böhm meint: "Jetzt müssen wir es halt ohne ihn machen."

Doch die Angelegenheit ist weiterhin in der Schwebe, und niemand weiß derzeit, wie es im Geflecht zwischen Pächter, Verpächter, Gericht, Insolvenzverwalter und Gerichtsvollzieher weitergehen könnte. Unklar ist ebenfalls, welchen tatsächlichen Wert das verbliebene Inventar - insbesondere die fünf Jahre alte Küchenausstattung - hat. Darüber, wer noch alles in das Insolvenzverfahren involviert sein könnte, lassen sich weder Pohlus noch Böhm aus. Feststeht nur: Dem TSV 1880 Starnberg entgehen durch den monatelangen Stillstand Einnahmen, die der Verein eigentlich bitter nötig hätte.

Aufgeräumt und ausgeräumt: Was mit dem Inventar des "Zeitlos" passieren soll, ist derzeit unklar. (Foto: Arlet Ulfers/Starnberger SZ)

Die Gründe für das unternehmerische Scheitern der einst gut laufenden Gaststätte mögen vielfältig sein, auch die Pandemie wird dazu beigetragen haben. Entscheidend aber dürfte der Pächterwechsel zu Lang gewesen sein: Unabhängig voneinander berichteten Gäste seit Sommer 2018 von stetig schlechter werdendem Angebot und Service, das Ambiente sei ungemütlicher geworden. Immer mehr Stammgäste verzichteten auf einen Besuch der TSV-Kneipe, die Tischtennisspieler etwa hockten sich nach dem Training zum Abschluss lieber auf ein Bier in der Sporthalle als in der Kneipe zusammen. An der Vereinsführung jedenfalls soll es nicht gelegen haben, betont Pohlus. "Wir sind ein absolut fairer Partner", sagt der TSV-Geschäftsführer. Insbesondere in der Corona-Zeit habe man mit dem Pächter "viele Gespräche geführt, Brücken gebaut" - und auf einen Teil der Pachtzahlungen verzichtet. Jetzt aber überwiegt bei Pohlus der Eindruck, die Situation sei ausgenutzt worden.

Leider konnte der bisherige Pächter den Betrieb des Restaurants nicht fortführen: Eine Mitteilung des TSV-Präsidiums an der Eingangstür der Gaststätte. (Foto: Arlet Ulfers/Starnberger SZ)

Die Hoffnung richtet sich nun darauf, schnellstmöglich eine Klärung der Situation herbeizuführen. "Es gibt schon Interessenten", sagt Pohlus. Zuvor aber muss der Verbleib des Inventars geregelt sein. Bis zum Herbst, sagt Pohlus, hofft man beim TSV Starnberg auf eine konstruktive Lösung. Dann will man den lieben Gästen und TSV-Mitgliedern "wieder einen Ort für ein geselliges Beisammensein bieten", wie es auf dem Aushang an der Eingangstür des verwaisten Lokals heißt. Allerdings seien bis dahin noch "gerichtliche Verfahren abzuwarten". Der finanzielle Verlust für den Verein dürfte bis dahin eine fünfstellige Summe erreicht haben. Das Vereinspräsidium bemühe sich intensiv um eine "reibungslose Abwicklung" - und hofft auf die Geduld der Kundschaft.

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