Gastronomie im Landkreis Starnberg:Gesunder Treffpunkt

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Erster Besuch im neuen Bürgertreff: Im Februar konnten sich die Stockdorfer in den umgebauten Sparkassenräumen umsehen. Tische und Stühle stehen schon in dem Gastraum. Bis zur richtigen Eröffnung vergehen aber noch Monate. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Hans Wilhelm Knape wird in den ehemaligen Räumen der Sparkasse am Stockdorfer Harmsplatz ein etwas anderes Lokal betreiben, in dem es keinen Verzehrzwang gibt.

Von Michael Berzl, Gauting

Wer in ein Gasthaus geht, bestellt dort normalerweise etwas zu Essen oder zumindest ein Getränk. Wirt oder Kellner würden sich sonst schon bemerkbar machen. In einem neuen Lokal in Stockdorf ist das anders. Dort dürfen sich Gäste auch gerne "ohne Konsumzwang" aufhalten, wie der Wirt Florian Reistle das nennt. Das wird nicht nur geduldet, sondern gehört zum Konzept. Allerdings handelt es sich bei der Gastronomie, die er betreiben wird, auch um einen Sonderfall: Die Räume im Erdgeschoss der ehemaligen Sparkasse am Harmsplatz gehören der Gemeinde, werden zu einem vergleichsweise günstigen Preis verpachtet und haben auch die Funktion eines Bürgertreffs. Pächter ist Hans Wilhelm Knape, der in Gauting zuletzt vor allem als Bürgermeisterkandidat der Grünen bekannt wurde, der in der Stichwahl aber knapp der Amtsinhaberin Brigitte Kössinger (CSU) unterlag. Als Koch wurde Reistle engagiert, der zuletzt als Berufsschullehrer gearbeitet hat und nun vorübergehend in einem Bioladen jobbt.

Seit mehr als zwei Jahren gehört das ehemalige Sparkassengebäude in Stockdorf der Gemeinde Gauting. Ende 2017 wurde der Kauf für etwa 2,6 Millionen besiegelt; danach wurde das Erdgeschoss für gut 700 000 Euro zum Bürgertreff mit Gastronomie umgebaut. Nach einer öffentlichen Ausschreibung mit detaillierten Vorgaben der Gemeinde fiel im Dezember in einer nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats die Entscheidung, dass Knape mit seiner gemeinnützigen Firma "Grain" den Zuschlag erhält. Bis zur Vertragsunterzeichnung sind dann noch ein paar Monate vergangen. Ausgerechnet in der Zeit zwischen dem ersten Wahlgang und der Stichwahl haben Knape und Kössinger, die zu dem Zeitpunkt noch Konkurrenten um das Bürgermeisteramt waren, den Vertrag unterschrieben.

Hans Wilhelm Knape ist der Pächter des Bürgertreffs in Stockdorf. (Foto: Nila Thiel)

Bis zur Eröffnung werden abermals Monate vergehen. Noch sind noch einige Arbeiten in der Küche zu erledigen. Auch wegen der Einschränkungen durch die Coronakrise wird das noch eine Weile dauern. So befinde sich zum Beispiel ein Handwerker, der benötigt würde, in Tirol in Quarantäne, erzählt Knape. Nicht vor Juni werde der Betrieb in dem Lokal beginnen. Es könne unter Umständen auch Herbst werden, bis es so weit ist, glaubt sein Koch Reistle.

Florian Reistle bewirtet künftig die Gäste in dem Lokal, das in den ehemaligen Sparkassenräumen am Harmsplatz entstanden ist. (Foto: privat)

Der 36-Jährige, der in Königswiesen lebt, ist gelernter Koch und ambitionierte Hobby-Fotograf, außerdem hat er eine dreijährige Ausbildung zum Diätassistenten gemacht und die Heilpraktikerprüfung absolviert. Der Fokus auf gesunde Ernährung wird auch eine Rolle in der Gaststätte in Stockdorf spielen. Er freut sich auf "Freiheit und Flexibilität" mit einem täglich wechselnden Angebot. Vor allem zum Frühstück und zum Mittagessen hofft er auf Gäste, unter anderem aus der Belegschaft des nahe gelegenen Firma Webasto. Zugleich soll das Lokal als Treffpunkt für Vereine und Initiativen dienen. "Mit unserem Geschäftskonzept verfolgen wir das Ziel, das soziale und nachhaltige Miteinander in Stockdorf zu fördern. Gemeinsam mit örtlichen Gruppen wollen wir ein reichhaltiges Angebot bieten, das Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft mit einem gastronomischen Angebot kombiniert. Wir möchten einen Ort schaffen, an dem die Menschen zusammenkommen und sich wohlfühlen können", erklärt Pächter Knape.

So hat sich die Gemeinde das auch vorgestellt und bei der Ausschreibung entsprechende Vorgaben gemacht. Da wurde zum Beispiel "ein ansprechendes gastronomisches Angebot mit einer angenehmen Aufenthaltsqualität im Sinne eines Quartiertreffs" verlangt. Mindestbetriebszeiten werktags von 8 bis 20 Uhr und am Wochenende von 10 bis 21 Uhr wurden vorgeschrieben. Die Kaltmiete beträgt 850 Euro pro Monat, Knape geht zusammen mit den Nebenkosten von einer Größenordnung von 1500 Euro aus. Er hat ein vierköpfiges Kernteam zusammengestellt. Reistle, der die Gastronomie leiten wird, werde unterstützt von einem weiteren deutschen Koch und von zwei Frauen aus Syrien, die Knape aus seiner Zeit als Mitglied des Asyl-Helferkreises kennt.

Im Rahmen dieses Engagements hatte er die gemeinnützige GmbH "Grain" gegründet, mit deren Hilfe er Flüchtlingen Arbeitsplätze verschafft hat. Grain bedeutet auf englisch "Korn", steht aber als Abkürzung auch für Knapes Handelsmaximen: ganzheitlich, regional, achtsam, integrativ und nachhaltig.

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