Ach, es könnte so schön sein: ein rauschender Auftakt mit Stars, die hochhackig, breitsohlig und maskenlos den traditionell blauen Teppich beschreiten. Dazu ein Blitzlichtgewitter, das sich gewaschen hat, und Sekt in Strömen. Ja, das wär's, aber ganz so wird es an diesem Mittwochabend im Seebad Starnberg nicht kommen. An die 500 Gäste sind angekündigt, darunter der Regisseur des leicht galligen Eröffnungsfilms "Risiken und Nebenwirkungen", Michael Kreihsl, der mit seinen Hauptdarstellern in der Roseninsel-Zille ankommt. Aber dass sich ein legendärer Regisseur oder eine Oscar-Gewinnerin zum Start des Fünfseen-Festivals sehen lassen, ist die Ausnahme. Die Ehrengäste kommen meist erst später, um ihre Filme vorzustellen oder wie heuer in der Politischen Akademie Tutzing über "postpandemische Perspektiven" zu sprechen. Und genau genommen ist es wohl ein Wunder, dass sie sich überhaupt an den See locken lassen. Wer gut im Geschäft sei, müsse sich die Zeit aus den Rippen schneiden, "die sind durchgetaktet", sagt Festivalsprecherin Maren Martell. Birgit Minichmayr etwa, die am 21. August den Hannelore-Elsner-Schauspielpreis bekommt, stehe gerade als Maria Stuart auf der Salzburger Festspielbühne und drehe zugleich einen Film.
Gleich drei Ehrengäste gibt es heuer: Senta Berger, Michael Bully Herbig und Kameramann Benedict Neuenfels, der bei drei Filmabenden dabei ist. Dazu kommen noch etliche andere Filmteams und Berühmtheiten, die sich zum Festival aufmachen, Marcus H. Rosenmüller zum Beispiel, Hans Steinbichler, Rita Falk, die Autorin der Eberhofer-Serie, und Mika Kaurismäki. Was das dem Zuschauer bringt? Wer einmal erlebt hat, wie unterhaltsam und erhellend ein Tom Tykwer oder ein Lars Eidinger über ihren Beruf und ihre Projekte sprechen, der weiß: Die Visiten von Stars sind oft Lehrstunden, in denen man Großmeistern der Fiktion bei der Arbeit zuschauen kann.