Fünfseen-Filmfestival:Selbstreflexion

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Susanne Petz und Ralph Gladitz befassen sich mit Eigenliebe

Von Cora Krüger, Starnberg

Auf einer Skala von eins bis zehn, wie sehr lieben Sie sich selbst? Darüber sinnieren neun Personen im Alter von 28 bis 88 Jahren im Dokumentarfilm "Wie dich selbst?", bei dem Susanne Petz und Ralph Gladitz Regie geführt haben. Mit dem 90-minütigen Streifen möchten die beiden auch das Publikum vor der Kinoleinwand zur Selbstreflexion anregen.

"Der Wunsch ist, dass mehr Menschen erkennen: Von echter Selbstliebe kann es nicht zu viel geben", sagt Petz über ihre Intention. Früher war die Münsingerin Journalistin und Filmproduzentin, seit 13 Jahren arbeitet die 60-Jährige als Coach und Trainerin. Dabei beschäftigt sie sich vor allem damit, wie Menschen sich enger mit ihrer Arbeit verbinden können.

In ihrem Berufsalltag ist ihr immer wieder aufgefallen, dass es vielen Menschen an echter Selbstliebe mangelt. Nur indem man sich selbst Zuneigung schenke und sie ernst nehme, könne man auch die Bedürfnisse des Gegenübers und der Umwelt wahrnehmen. Das wirke sich darauf aus, wie man mit anderen umgeht, findet sie. Da ihr das Thema sehr am Herzen liegt und sie möglichst viele Menschen erreichen wollte, entschloss sie sich, einen Dokumentarfilm zu drehen.

Zur Umsetzung hat sie sich ihren langjährigen Freund Ralph Gladitz ins Boot geholt. Der Journalist und Filmemacher war "anfangs nicht überzeugt von dem Thema", erzählt er. Das erste Interview, ein Gespräch mit einem Kindergärtner, sei für ihn jedoch "erhellend" gewesen. Sowohl er, als auch Petz haben viel mitgenommen von den Drehs. "Wir hatten mit keinem der Gesprächspartner vorher über das Thema Selbstliebe gesprochen. Es war erstaunlich, was dann alles zu Tage kam", so die 60-Jährige.

Mit neun Personen haben Petz und Gladitz für ihr Projekt gesprochen, alle kommen aus dem Landkreis Starnberg und dem Münchner Umland. Mit niemandem von ihnen haben Petz und Gladitz ein längeres Vorgespräch geführt. Alle Interviewten sind "Leute, die wir irgendwo erlebt haben", sagt die Münsingerin.

Vor der Kamera saßen unter anderem ein Kindergärtner, eine Kassiererin, die ihnen im Supermarkt aufgefallen ist und eine Visagistin, die sie von der Arbeit kannten. Bewusst haben die beiden die Protagonistinnen und Protagonisten nicht in ihrem natürlichen Umfeld gezeigt. Stattdessen hat das Team in der Natur gedreht. Dort gebe es genug Raum für Reflexion und Ruhe, so Gladitz. Insgesamt vier Jahre hat die Arbeit an dem Film gedauert, erst in der vergangenen Woche wurde "Wie dich selbst?" fertiggestellt. Da beide beruflich eingespannt waren, mussten sie die Dreharbeiten immer wieder unterbrechen. Die meisten der Aufnahmen sind im Zeitraum zwischen Mai und November 2020 entstanden.

Auch in Zukunft wird sich Petz weiter mit der Selbstliebe beschäftigen. Demnächst will sie ein Buch schreiben. "Wir wollen, dass das ein Thema wird, über das sich die Menschen austauschen", erklärt sie. Pläne für eine filmische Fortsetzung gibt es bislang nicht, aber eine weitere Dokumentation ist nicht ausgeschlossen: "Als wir den Trailer im Kino gesehen haben, hatte ich schon eine Vision für den nächsten Teil", sagt sie.

© SZ vom 18.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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