Fruchtsafthersteller:Kripo ermittelt gegen Perger

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Johannes Perger vor seiner Saftpresse (Foto: Georgine Treybal)

Die Polizei geht der Frage nach, ob der insolvente Breitbrunner Biosaft-Unternehmer die ehemaligen Mitglieder seiner Genossenschaft um ihre Ersparnisse betrogen hat.

Von Astrid Becker und Christian Deussing, Breitbrunn

Über den Perger-Safthimmel ziehen erneut dunkle Gewitterwolken. Die Kripo Fürstenfeldbruck hat jetzt Ermittlungen gegen den insolventen Breitbrunner Bio-Unternehmer aufgenommen. Es geht dabei um den Verdacht auf Betrug. Wie berichtet, hatten ehemalige Mitglieder der mittlerweile insolventen Perger-Genossenschaft Strafanzeige gegen Johannes von Perger erstattet, weil sie sich um ihr Geld gebracht fühlen. Schlechte Nachrichten gibt es auch für die Gläubiger der ebenfalls insolventen Perger-Altbetriebe: Nach derzeitigem Kenntnisstand der Insolvenzverwaltung ist die Masse so gering, dass sie kaum mit einer Ausschüttung rechnen können.

Der Chef der zuständigen Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck, Manfred Frei, bestätigte auf Anfrage der SZ, im Auftrag der Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Perger aufgenommen zu haben. Drei ehemalige Genossen, die Anzeige erstattet hatten, seien bereits vernommen worden, vier weitere würden in den nächsten Tagen folgen. Im Kern geht es in den Ermittlungen um die Geschehnisse rund um die Gründung der Genossenschaft im Jahre 2012. Die ehemaligen Genossen werfen Perger vor, seine wahren wirtschaftlichen Verhältnisse verschleiert und falsche Versprechungen gemacht zu haben, um Anleger zu werben. Zudem sind sie mittlerweile davon überzeugt, dass Perger die Genossenschaft ohnehin nur gegründet hätte, um mit deren Kapital seine finanziell schwachen Altbetriebe zu sanieren. Als Indiz dafür werten sie unter anderem die Saftfirma, die Pergers Söhne 2013 auf demselben Betriebsgelände in Breitbrunn gegründet haben und für die Perger als Berater fungierte.

Ein weiterer Hinweis darauf dürften die Markenrechte sein, die Perger nach Informationen der SZ für 265 000 Euro an die Genossenschaft verkauft hat. Diese Summe sollte offenbar vereinbarungsgemäß in mehreren Tranchen über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg fließen. Tatsächlich aber soll das Geld in einer Summe sofort überwiesen worden sein, was angeblich die Genossenschaft in erste Liquiditätsschwierigkeiten gebracht haben soll. Besonders brisant dabei sind wohl die Rollen, die Perger bei dieser Transaktion gespielt hat. Zu diesem Zeitpunkt war er einerseits Chef seiner Altfirmen, andererseits Vorstand der Genossenschaft. Die Frage ist hier wohl nun, ob diese Transaktion abgesprochen und auch vom Aufsichtsrat genehmigt worden ist.

Ähnlich könnte es sich auch in einer anderen Transaktion verhalten haben: dem Verkauf der Abfüllanlage an die Genossenschaft. Der SZ liegt diesbezüglich eine Rechnung der Perger Säfte GmbH an die Perger eG vor. Sie beläuft sich auf insgesamt 686 463,40 Euro, obwohl die Abfüllanlage selbst nach einem Gutachten nur 230 000 Euro wert war. Diese Summe ist dort entsprechend ausgewiesen, allerdings wurden noch Kosten für Montage, Demontage, Verladung, Transport und andere Formteile aufgeschlagen - und das, obwohl Perger die Anlage angeblich selbst montiert hat und sie bis heute nicht mehr bewegt worden sein soll.

Bemerkenswert an dieser Rechnung ist zudem, dass davon in der Zeit von 15. Juli bis 31. Juli 2013 insgesamt etwa 70 000 Euro beglichen worden sind - in insgesamt neun Überweisungen. Für die Genossen ein Hinweis darauf, dass Perger diese kleineren Summen benötigte, um offene Rechnungen der Perger Säfte GmbH bezahlen zu können. Beweisen können sie dies allerdings nicht.

Es könnte aber gut sein, dass die Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungen dazu einleitet - je nachdem, wie sie die Ergebnisse der kriminalpolizeilichen Erkenntnisse bewertet. Perger selbst äußert sich bislang zu all den Anwürfen trotz einer schriftlichen Anfrage der SZ nicht. Er produziert unterdessen weiter Bio-Säfte, Nektare und Glühweine, inzwischen unter dem Dach der Maisinger Seehof GmbH.

An sich gut für die Gläubiger, allerdings sieht es einem Sprecher der Insolvenzverwaltung Pluta zufolge für sie eher schlecht aus. Demnach werden die Quoten für die insolventen Altbetriebe, Perger Säfte GmbH und Freiherr von Perger Getränke GmbH, voraussichtlich nicht erreicht oder allenfalls sehr gering ausfallen.

Für die Genossenschaft liegt sie dagegen wahrscheinlich im zweistelligen Prozentbereich. Nicht absehbar ist derzeit noch, was bei Pergers Privatinsolvenz herauskommt. Das hängt vom Verkaufserlös des Perger-Grundstücks ab, das derzeit für 2,7 Millionen Euro angeboten wird. Sollte es jedoch nicht auf dem freien Markt veräußert werden können, wird es zwangsversteigert. Einen Termin dafür will das Insolvenzgericht Weilheim in diesem Fall noch vor Ende 2016 festlegen.

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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