Umzugspläne:Mehr als fünf Millionen Euro für Humor-Zentrum in Bernried

Lesezeit: 3 min

Auf diesem Grundstück in Bernried neben dem Rathaus könnte das Forum Humor entstehen. (Foto: Arlet Ulfers)

Nach der Förderzusage des Bundes für komische Kunst spricht Bürgermeister Georg Malterer von einer riesigen Chance für die Gemeinde.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Es sieht ganz danach aus, als könnte das Forum Humor eine feste Bleibe in Bernried bekommen. Das Geld stünde nun jedenfalls zur Verfügung. Der Bund hat eine Förderung von knapp 5,7 Millionen Euro zugesagt. Diese Bewilligung gelte für zehn Jahre und sei zweckgebunden für das "Ensemble für das Forum Humor in Bernried", berichtete Bürgermeister Georg Malterer am Dienstag im Gemeinderat. "Den Bescheid in der Hand zu halten, ist eine riesige Chance", sagte er. "Jetzt lohnt es sich, richtig einzusteigen." Mit einem Förderantrag für nationale Projekte des Städtebaus hatte die Gemeinde vor einem Jahr die Planungen eingeleitet.

Daniel J. Schreiber vermisst einen konkreten Anlass für seine Kündigung. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auf die kleine Gemeinde am Starnberger See kommt nun eine wahre Mammutaufgabe zu. Die Verwaltung muss bereits den geplanten Ausbau des Buchheim-Museums stemmen sowie die Sanierung und den Umbau des Klosters, das die Gemeinde gekauft hat. Dabei müssen auch noch alle Pflichtaufgaben erfüllt werden. Der einstimmige Beschluss lautete daher, dass die Gemeinde das Vorhaben begrüßt und neben seinen Pflichtaufgaben "einen Weg finden wird, um das Projekt zu realisieren".

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Auch der Verein für Humor und komische Kunst muss sich jetzt festlegen. Er hat bislang den Verbleib in München stets offengelassen. Nun muss er sich entscheiden, ob neben dem Humorzentrum auch der Vereinssitz nach Bernried verlegt wird. Entsprechende Beschlüsse sollen auf einer außerordentlichen Versammlung Mitte Oktober gefasst werden.

Jahrelang hat der Münchner Verein für komische Kunst gehofft, ein Humorzentrum im Münchener Schlachthofviertel verwirklichen zu können. Doch genau so lange war er von der Landeshauptstadt vertröstet worden. Vor drei Jahren hatte Bürgermeister Malterer dem Verein angeboten, die jährlichen Sonderveranstaltungen mit Kunst und Kabarett nach Bernried zu verlegen. Trotz Corona-Lockdown wurde es ein so großer Erfolg, dass die Veranstaltungsreihe seither jedes Jahr wiederholt wird.

Bürgermeister Georg Malterer will dem Forum Humor den Weg nach Bernried ebnen. (Foto: Arlet Ulfers)

Im vergangenen Jahr gab es dann erste Ideen, wonach das Forum Humor ganz nach Bernried umzieht. Das im Münchner Schlachthofviertel geplante Zentrum mit Ausstellungsgebäude, Café, Shop, Kreativraum und Büros soll nun auf dem Vorplatz des Rathauses, dem so genannten Hopfengarten, entstehen. Dafür werden die mehr als 20 Jahre alten Planungen des Rathaus-Wettbewerbssiegers, Titus Bernhard, übernommen. Der Entwurf des Architekten sah ein Ensemble mit Rathaus, Gemeindezentrum und Bürgersaal vor. Rathaus und Gemeindezentrum sind verwirklicht worden, nicht aber der Bürgersaal.

Denn die Gemeinde hat stattdessen den historischen Sommerkeller zu einem Kultursaal ausgebaut. Nun hat das Architekturbüro Bernhard das alte Konzept umgeplant. Aussehen und Grundfläche des etwa 650 Quadratmeter großen Gebäudes bleiben weitgehend gleich. Lediglich die Innenräume sollen nach den Vorstellungen des Vereins Forum Humor umgestaltet werden. Die Kosten des Neubaus schätzt das Architekturbüro auf etwa neun Millionen Euro.

Die Gemeinde stellt ein Grundstück am Rathausvorplatz zur Verfügung

Zwar ist die Förderzusage beruhigend und auch das Forum Humor will Spenden in Höhe von 750000 Euro beisteuern; dennoch bleibt eine Finanzlücke. Doch Malterer gab sich optimistisch. Die Ausganslage sei gut, denn die Gemeinde stelle das etwa 1000 Quadratmeter große Areal am Rathausvorplatz zur Verfügung, das mit 2,5 Millionen Euro bewertet werde.

Dennoch kann die Gemeindeverwaltung das Projekt alleine nicht stemmen. Eine Projektgruppe bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderats, des Bauamts und des Vereins soll erste Vorbereitungen übernehmen, und mit dem Neubau soll ein Projektentwickler beauftragt werden. Eventuell könne dies das Kommunalunternehmen übernehmen, das bereits die Planungen für Sommerkeller und Kloster abwickelt, sagte der Bürgermeister.

Juristisch muss geklärt werden, welche Funktion die Gemeinde übernimmt

Auch ein Betriebskonzept in Gesamtbetrachtung von Humorzentrum, Sommerkeller und dem Kloster müsse erstellt werden. Ebenfalls notwendig sei eine Machbarkeitsstudie mit Angaben zu den voraussichtlichen Besucherzahlen sowie den Einnahmen aus Café und Shop. Zudem muss laut Malterer juristisch abgeklärt werden, in welcher Funktionen die Gemeinde künftig agieren will, also wie sie den Betrieb des Humorzentrums sicherstellen will, ohne selbst Betreiber zu sein. Sie könnte beispielsweise den Neubau übernehmen und an den Verein für komische Kunst vermieten.

Sollte das Vorhaben umgesetzt werden, könnte das 2300-Seelen-Dorf wieder zu dem werden, was es einmal war: ein weit über die Region hinaus bekanntes Künstlerdorf, in das Maler und Kulturschaffende aus der Landeshauptstadt kamen und sich Inspiration für ihre Arbeit holten. v

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