Freizeit:Feldafinger Strandbad: "Es heißt jetzt Mini-Minimal-Konzept"

Lesezeit: 2 min

Das Strandbad Feldafing gibt es bereits seit 1927. Seither lockt es Sonnenfreunde aus dem Umland an - nicht zuletzt dank seines direkten Seezugangs sowie der Aussicht auf die Voralpen und die Roseninsel. (Foto: Georgine Treybal)

Weil der Gemeinde das Geld für eine umfassende Renovierung fehlt, wird nur das Restaurant modernisiert. Einer trauert nun ganz besonders.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Der Traum von einer umfassenden Sanierung des Feldafinger Strandbads ist ausgeträumt. Da sich die Gemeinde die veranschlagten Kosten in Höhe von rund fünf Millionen Euro nicht leisten kann, sollen nur noch die notwendigsten Arbeiten vorgenommen werden. Einstimmig befürwortete der Gemeinderat zuletzt, dass lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen zur Erhaltung des Restaurantbetriebs durchgeführt werden. Schon 2018 hatte der Gemeinderat entschieden, dass der Restaurantbetrieb in seiner jetzigen Form erhalten bleiben soll. Und auch wenn dies keine Pflichtaufgabe sei, ist der Erhalt der denkmalgeschützten Anlage nach Ansicht von Bürgermeister Bernhard Sontheim "eine Fast-Pflicht-Aufgabe".

Die immer noch etwa eine Million Euro teure Sparvariante wurde einstimmig abgesegnet. "Da ist keine Schraube zu viel reingerechnet", versichere der Rathauschef. Nach seinen Angaben werden nun Gespräche geführt mit der Pächterin sowie mit dem Landratsamt. Erst dann werde man sich Gedanken machen, was zusätzlich notwendig sei.

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"Es heißt jetzt Mini-Minimal-Konzept", urteilte der sichtlich enttäuschte beauftragte Architekt Benedikt Sunder-Plassmann, der schon den Feldafinger Bahnhof saniert hatte. Man werde sich auf das Nötigste, also nur auf die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Arbeiten beschränken. Das sei nur möglich, solange der Gastronomiebereich mit dem 1973 errichteten Anbau nicht angetastet werde, da er Bestandschutz habe. "Wir sind überall im Grenzbereich. Wenn man nichts ändert, muss man auch nicht investieren."

Notwendig sind allerdings Brandschutzeinrichtungen, beispielsweise Trennwände zwischen der Gastronomie und den Holzbauten. Die Außenhülle des Gebäudes sowie das Restaurant mit Speisesaal, Küche, Toiletten, Wohnung und Büro bleiben unverändert. Nicht genehmigte Anbauten wie der Kiosk müssen zurückgebaut werden. Küchen- und Kühllager werden neu in den Hang hineingebaut. Es wird keine neue Wärmedämmung unter dem Dach geben, stattdessen wird die alte repariert. An den technischen Anlagen, wie Heizung, Wasser und Abwasser werden lediglich notwendige Reparaturen vorgenommen.

Ein Kernziel der Sanierung sind neue Räumlichkeiten für die Gaststätte. (Foto: Georgine Treybal)
Weil der Kiosk ein Schwarzbau ist, muss er zurückgebaut werden. (Foto: Georgine Treybal)
Die denkmalgeschützte Restaurantanlage soll erhalten werden, zwischen der Gastronomie und den Holzbauten sollen Brandschutzwände entstehen. (Foto: Georgine Treybal)
Besucher schätzen die idyllische Lage am See. (Foto: Nila Thiel)

Bei der "Uralt-Gasheizung" gebe es keinen Spielraum, erklärte der Architekt. Auch die Warmluft vom Kochen wird weiterhin ins Freie geblasen. Sunder-Plassmann hätte sich einen Wärmetauscher gewünscht, doch das ist zu teuer. Bei der Elektroanlage ist laut Sontheim in den vergangenen Jahren nachgebessert worden, sie sei in einem guten Zustand. Daher könne auf die mit 50 000 Euro veranschlagte Erneuerung verzichtet werden. Die eine Million Euro teuren Arbeiten sind zusammen mit dem Aufschlag für das Kommunalunternehmen Pewu mit insgesamt 1,2 Millionen veranschlagt.

Wie lange das nun gefasste Konzept ausreichen wird, ist nach Angaben des Planers noch unklar. Vieles müsse noch mit dem Landesamt für Denkmalschutz abgesprochen werden, beispielsweise ein neuer überdachter Sitzbereich, da es für die vorhandene Kunststoff-Überdachung keinen Konsens gebe. Sunder-Plassmann zufolge muss die Gemeinde zudem einen Finanzierungspuffer einbauen. Denn noch stehe kein Datum für den Baubeginn fest, sodass Unbekannte hinzukämen, beispielsweise die jährliche Inflationsrate von bereinigt zehn Prozent und eventuelle Kostensteigerungen. Für zusätzliche Wünsche gibt es Sunder-Plassmann zufolge ebenfalls "keine Luft" mehr. "Vom Projekt ist nichts mehr da, was es mal gab", so das Fazit des Planers, dessen frühere Sanierungsvorschlage einhellig gelobt worden waren.

"Wir haben uns sicherlich etwas anderes gewünscht. Aber wir müssen uns den Gegebenheiten beugen", antwortete Roger Himmelstoß (CSU). Die denkmalgeschützten Badekabinen sollen nun zu einem späteren Zeitpunkt saniert werden. An diesen Kosten könnte sich der Strandbad-Unterstützungsverein beteiligen. Dies habe der Verein angeboten, teilte Sontheim mit.

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