Eis auf den Seen:Mit Vorsicht zu genießen

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Nach dem Weßlinger See hat sich auch auf Pilsensee, Wörthsee und Maisinger See Eis gebildet. Tragfähig ist es laut Wasserwacht aber erst ab einer Dicke von 15 bis 20 Zentimetern. Diese misst aber niemand, um die Besucher nicht in falscher Sicherheit zu wiegen.

Von Christian Deussing, Starnberg

Für Schlittschuhläufer, Eisstockschützen und Spaziergänger sind jetzt zugefrorene Weiher und Seen sehr verlockend. Auf dem Weßlinger See tummelten sich am Wochenende bereits Tausende Ausflügler. Nach bitterkalten Frostnächten haben sich nun auch Eisschichten auf Pilsensee, Wörthsee und Maisinger See gebildet. Doch die Flächen seien oftmals noch zu dünn und nicht tragfähig, warnt Robert Lettenbauer, der zu dem Team der Wasserwacht-Einsatzleitern im Fünfseenland gehört. Er betont, dass die Eisstärke nicht gemessen werde, um nicht eine falsche Sicherheit vorzugeben.

Bei eisiger Kälte vergnügen sich am Montag Ausflügler auf dem nun auch zugefrorenen Maisinger See. (Foto: Georgine Treybal)

Seine Helfer seien in erhöhter Alarmbereitschaft und würden die Lage genau beobachten - vor allem, wenn es wieder wärmer wird. Zudem stehen drei Schnelleinsatzgruppen (SEG) in Starnberg, Seefeld und Tutzing zur Verfügung. Sie sind mit Eisrettungsschlitten, Schleifkorbtragen, schwimmbaren Matratzen, Medizinkoffern und weiterer Rettungsmontur ausgerüstet. Lettenbauer appelliert, genau zu prüfen, das Eis zu betreten. Wichtig sei es, mit "offenen Augen und Ohren" umsichtig zu sein, nichts zu riskieren und vor allem nicht an Eiskanten heranzutreten oder tückische Stellen mit seinem Gewicht auszutesten. Auch sollte man nicht allein seine Kurven auf einem See drehen, aber auch "Gruppenbildungen" seien zu vermeiden, weil dies das Eis zusätzlich belaste und "unter Spannung" setze. "Wenn es knackt, wird es sehr gefährlich", mahnt der Wasserwacht-Einsatzleiter, der auch mit den Feuerwehren eng zusammenarbeitet.

Bizarr erscheint die frostige Schilfzone beim Tutzinger Segelklub am Starnberger See. An diesem Ufer ist es am Montag sehr einsam - aber die "arktische Ruhe" kann man dort finden. (Foto: Georgine Treybal)

Sollte eine Person einbrechen, geht es wegen des Kälteschocks um Sekunden und Minuten. In Steinebach am Wörthsee und auf dem Campingsplatz Pilsensee stehen Rettungsschlitten für jedermann parat. Zudem rät die Wasserwacht, dem Verunglückten einen Stock, Schlitten, Leiter oder andere Gegenstände zu reichen - und natürlich sofort den Notruf 112 zu wählen. Der Eingebrochene müsse sich ruhig verhalten und unbedingt vermeiden, unter das Eis zu geraten. Die Einsatzkräfte raten dazu, mit Armen, Beinen und Körper zu versuchen, sich auf die Eisschollen zu schieben und sich dann seitlich vom Wasserloch wegzurollen.

Maximilian Jost von der Wasserwacht Pilsensee erläutert, dass dieser See wegen der Winde und Sonne erst spät "eine Haut bekommen" habe - und die sei trügerisch, denn die noch frische und zu dünne Eisdecke könnte die Leute zu früh aufs Eis locken. Man solle ohnehin "erst ab einer Kerneisschicht von 15 bis 20 Zentimetern" eine Fläche betreten, erklärt Jost. Überdies sei zu beachten, dass Eisflächen nicht gleichmäßig dick sind und zur Gewässermitte abnehmen. "Sind Risse zu erkennen oder gar Löcher, sollte man diesen Bereich dringendst meiden", warnt er. Gefährlich werde es außerdem, wenn Schnee die Eisschicht isoliert und somit der Eisdurchmesser nicht zunimmt.

Um helfen zu können, müssen natürlich auch die jeweiligen Rettungsboote einsatzbereit sein. So schaut Michael Wrage von der Tutzinger Wasserwacht stets vorsorglich nach, ob das Boot an der Station Südbad bei der sibirischen Kälte über Nacht nicht womöglich eingefroren ist. Wrage ist seit 42 Jahren aktives Mitglied bei der Wasserwacht und weiß, dass im seichten Gebiet vor St. Heinrich und zwischen der Roseninsel und dem Feldafinger Ufer der Starnberger See in kalten Wintern oft zuerst zugefroren ist.

Vermutlich auch wegen des eisigen Windes waren am Montag nicht viele Eisgänger unterwegs. Auf dem Maisinger See liefen zum Beispiel Annalena aus Starnberg und Sebastian aus Pöcking Schlittschuh und ließen sich von einem bunten Segeltuch ziehen. Noch nichts los ist auf dem Dorfweiher in Unterbrunn, der vor allem bei den Kindern beliebt ist. "Ich würde das Eis aber lieber nicht betreten und noch einige Frosttage abwarten", rät der Unterbrunner Feuerwehrkommandant Stefan Merkl zur Vorsicht. Der Weiher war zudem beim Einlauf des Reßbachs, der den Weiher unterströmt, noch offen. Deshalb dauert es längere Zeit, bis das Eis auf dem Teich sicher trägfähig ist. Für den Ernstfall ist die örtliche Feuerwehr aber gewappnet, denn sie hat auf dem Weiher schon geübt.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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