Design:Schönes Licht

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Mit "Zick & Zack" hat Britta Drummer in Stockdorf mit dem Upcycling von Textilien begonnen. Mittlerweile entwirft sie unter dem Label "Lumbono" Lampen aus Segeltuch, Kaffee- und Postsäcken.

Von Blanche Mamer, Gauting

Die Hinterhofwerkstatt in der Wanneystraße in Stockdorf, gleich gegenüber den Gebäuden des Bundesnachrichtendienstes, ist groß und hell und voller Lampen. Sie hängen von der Decke und an den Wänden, stehen in aufgestapelten Holzkisten und als hohe Stehlampen in den Ecken. Einige zieren eine schräg liegende blaue Acht, andere haben eine rote Acht, wieder andere sind aus beigem Rupfen mit aufgedruckten Slogans für Kaffeebohnen oder aus Postsäcken. Es ist das Domizil von "Lumbono" - ein kleines Label für Leuchten aus ungewöhnlichem Material.

Aus Kaffeesäcken werden unter dem Zuschnitt von Britta Drummer Lampenschirme. (Foto: Arlet Ulfers)

Chefin, Designerin und Organisatorin ist Britta Drummer, die 2006 zusammen mit Andrea Flotzinger mit dem Upcycling von Textilien begonnen hatte. Ihre kleine Firma "Zick & Zack" war erfolgreich und ein Anziehungspunkt für Mütter aus dem Würmtal, die ausrangierte Kinderkleidung, Stoffe und Heimtextilien vorbeibrachten und gleich etwas Neues mitnahmen. Da gab es zum Beispiel witzige Röckchen aus Omas Spitzendeckchen, verrückte Kleider aus Vorhangstoffen in Retro-Design, kleine Handtaschen aus Gobelin-Stickerei und vor allem große Badetaschen aus ausrangierten Segeln. Die Nachfrage war groß. Denn die Taschen hatten Platz, waren praktisch, robust und waschbar. Per Zufall waren sie darauf gekommen, als ein Segler vom Chiemsee ihnen ein altes Segel schenkte. "Der Stoff hat uns inspiriert, und so ist es auch heute noch: Ich lasse mich vom Stoff führen", sagt Drummer.

Drummers alte Nähmaschine. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Segeltaschen hatten es einem Projektmanager der International Campus AG angetan. Sie gefielen ihm so gut, dass er sich erkundigte, ob sie auch Lampen aus Segeltuch herstellen könnten. Schließlich ging es um einen Großauftrag über rund 1000 Lampenschirme. Die Campus AG war auf der Suche nach einem besonderen unverwechselbaren Design für die Ausstattung ihrer gehobene Studentenwohnheime. "Können wir das? Stemmen wir das?" fragten sich die Zick & Zack-Näherinnen. Das war im Spätsommer 2014. Zunächst haben sie sich informiert, haben nicht nur überlegt, wie die Lampen zu bauen seien, sondern auch, ob und wie sich die Gründung dieser neuen Sparte rechnen würde. Flotzinger ist mittlerweile zwar nicht mehr bei Lumbono dabei. Dennoch spricht Drummer immer noch von "wir und uns".

Auch FC Bayern-Fan-shirts können ein zweites Leben bekommen. (Foto: Arlet Ulfers)

"Wir hätten uns das nie träumen lassen, dass wir mal Studentenwohnheime, Hotels, Feriendörfer oder Privathäuser mit besonderen Lampen ausstatten würden", sagt Drummer. Gerade ist sie dabei einen Kaffeesack, der ursprünglich zum Import der besonders teuren Perlbohnen diente, zurecht zu schneiden. Sie bezieht die gebrauchten Säcke von einer Rösterei in München, wählt nur die besten und saubersten aus und überlegt gleich mit, welche Aufschrift in ihr Design passt. Ihre Ansprüche sind hoch: Die Säcke dürfen keine abgenutzten Stellen aufweisen und am Boden keine Naht haben. Kaffeesäcke haben ein positives Recycling-Image, findet sie. Und sie geben Lampen einen besonderen Flair. Die Röstereien seien aufgeschlossen und bereit, die weitgereisten Hüllen abzugeben. Anders als die Yacht- und Segelclubs, die ihre Segel nicht so gerne recycelt haben wollen. Um die Nachfrage erfüllen zu können, kaufe sie nun öfters neuen Segelstoff. Besonders interessant sind Lampenschirme aus belgischen Postsäcken. Eine ganze Ladung davon hat eine Stockdorferin auf ihrem Speicher gefunden und war glücklich, dass sie so eine dankbare Abnehmerin fand.

Designen und schneiden macht Drummer selbst; selbst nähen geht nicht mehr. Drummer näht nur noch den Prototypen auf der eigenen mehr als 50 Jahre alten Industrienähmaschine. Die Zuschnitte gehen an die Isar-Würm-Lech-Werkstätten (IWL) in München. Die Beine der Stehlampen werden vom Unterbrunner Schmied Stephan Klein hergestellt, Elektrokonstruktion und Zusammenbau erledigt einFamilienunternehmen in Mitteldeutschland. "Nachhaltig und hundert Prozent Made in Germany" - darauf legt Drummer Wert. Es gibt allerdings auch Wunschanfertigungen von Lumbono-Leuchten (aus "Lumen" für Licht und "bono" für schön), aus den Fußballtrikot des Sohnes zum Beispiel. Bestellen kann man sie im Online-Shop oder telefonisch in Stockdorf. Demnächst ist Lumbono zu finden vom 14. März bis 13. April in Planegg (Bahnhofstraße, Ecke Hofmarkstraße) bei "Startups-and-more".

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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