Essen und Trinken:Pinsa in der Herbstsonne

Lesezeit: 3 min

Marco Mandica (links) betreibt das "Ciao Amore" zusammen mit seinem Cousin. (Foto: Georgine Treybal)

Marco Mandica hat mit dem "Ciao Amore" ein kleines italienisches Lokal in Gilching eröffnet, das eine kleine Speisekarte und viel Dolce Vita bereit hält.

Von Patrizia Steipe, Gilching

Wie könnte man seinen Laden im Gilchinger Altdorf am besten beschreiben? Marco Mandica grübelt. Als Restaurant kann man ihn nicht bezeichnen, meint der Wirt, auch nicht als Vinothek, Bistro oder Bar. "Es ist von allen etwas dabei", antwortet der 44-Jährige schließlich. Ein Gast kommt ihm zu Hilfe. "Er ist wie dieser Geheimtipp in Italien, wo man in der hintersten Ecke des Ortes das beste Lokal findet".

"Ciao Amore" heißt das neue Lokal an der Weßlinger Straße. Alteingesessene kennen das Gebäude als "Bauernbäck". Vor mehr als 100 Jahren wurde es landwirtschaftlich genutzt. In den vergangenen Jahrzehnten war es mal die Musikkneipe Kult-Café, mal asiatische Eventlocation und nun ein kleines italienisches Feinkostgeschäft mit angegliederter Küche. Das "Ciao Amore" ist ursprünglich im März dieses Jahres in das ehemalige Fahrradgeschäft in die Landsberger Straße gezogen. "Dort hatte ich aber nur Ladenfläche und keinen Platz für Gastronomie", berichtet Mandica. Als er davon erfuhr, dass die Betreiber des "Hot Chili" im Bauernbäck, Ayu Saraswati und Willi Müller, die Gastronomie im Steinebacher Bahnhofsgebäude übernehmen, ergriff er seine Chance. "Innerhalb von vier Tagen haben wir den Umbau bewältigt", erinnert er sich.

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Die Theke hat nun statt der Natursteinverblendung eine weiße Fliesenfront. Die "lange Tafel", ein Markenzeichen der vorigen Pächter, ist kleinen Einzeltischen gewichen und an den Wänden stehen Regale mit italienischen Spezialitäten. An diesem Tag wird das Bild von den bunten Moretti-Biertragerln ergänzt, die sich an der Tür stapeln. Zusammen mit den Blechschildern mit italienischen Aufschriften als Wandschmuck und dem Oregano-Bündel von Mama, das zum Trocknen von der Decke hängt, bewirkt das eine ungezwungene, lockere Atmosphäre.

Vor dem Lokal stehen Tische, an denen sich Gäste in der Herbstsonne ein Glas Wein schmecken lassen, einen Espresso oder Cappuccino mit Zitronenkuchen genießen. Der Kaffee stammt aus der Rösterei, die Mandicas Bruder in München betreibt. Es gibt auch eine kleine Speisenkarte mit Antipasti, Insalata Caprese, Bruschetta und Pinsa. Die Pinsa ist sozusagen die Gegenspielerin der Pizza. Sie wird zwar ähnlich belegt, besteht aber nicht aus einem Weizenmehlteig, sondern aus einer Mischung aus Weizen-, Reis- und Sojamehl. Sie wird ohne Hefe in einer ovalen Form gebacken und soll wegen ihrer besonderen Teiggärung bekömmlicher sein.

Das Lokal ist eine Mischung aus Bar, Bistro und Vinothek und verfügt über einen kleinen Sitzbereich im Freien. (Foto: Georgine Treybal)

Mandicas Cousin Simone aus Milano steht in der Küche. Der Koch war eigentlich nur zu einem Besuch nach Gilching gekommen. "Er hat sich sofort in den Laden verliebt und ist geblieben", freut sich Mandica. "Er ist ein Künstler", schwärmt der Wirt über die Kochkünste seines Cousins. Der kann zwar noch kein Deutsch, lässt dafür aber seine liebevoll garnierten Teller sprechen nach der Devise "parlamo i piatti". Außerdem helfen die beiden Töchter von Mandica und sein Sohn im Lokal mit.

Die Familie hat ihre Wurzeln in Kalabrien. Mit seinen dunklen Haaren, seinem Temperament, den lockeren Sprüchen und dem Familienbaum, den er sich auf den Arm hat tätowieren lassen, entspricht Mandica dem Bild eines typischen Italieners. Er ist aber in München geboren und aufgewachsen. Seine Familie gründete er in Gilching, wo er in der Lebensmittelbranche gearbeitet und sich dadurch ein Netzwerk für seine Feinkosteinkäufe aufgebaut hat. Gilching ist längst zur Heimat geworden.

"Hier ist es ruhig, sauber und man kennt sich", schwärmt er. Und er liebt die Traditionen und die Feste am Ort. Deswegen gibt es sogar als Crossover der Kulturen eine mit Leberkäse und süßen Senf garnierte "Pinsa Bavarese" auf der Karte und für Kinder die mit Nutella und Smarties. "Für so etwas bin ich immer offen", sagt Mandica. Er hat auch einen Getränketipp eines Gastes sofort aufgegriffen: Pfirsich-Eistee mit Prosecco. "Immer nur Aperol-Spritz, das ist doch langweilig", so Mandica.

Das "Ciao Amore" in der Weßlinger Straße 4 hat dienstags bis donnerstags von 11 bis 21 Uhr geöffnet, freitags und samstags von 11 bis 22 Uhr, sonntags und montags ist Ruhetag. Daneben sind besondere Veranstaltungen geplant, zum Beispiel Weinproben. Angesichts des begrenzten Platzangebots sollte man vorab reservieren.

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