Bundestagswahl:Stadt statt Land

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Auch in dem neu zugeschnittenen Wahlkreis ist ein starkes Abschneiden der CSU zu erwarten. Allerdings waren die Ergebnisse der SPD in Germering bei vorherigen Wahlen etwas besser

Von Christine Setzwein, Starnberg

Eine Spekulation ist laut Duden eine "auf bloßen Annahmen, Mutmaßungen beruhende Erwartung oder Behauptung, dass etwas eintrifft". Zu einer Spekulation etwa gehört die Annahme, dass der nächste Bundestagsdirektkandidat aus dem Wahlkreis Starnberg der CSU angehört. Diese Annahme kann sich nicht nur auf aktuelle Prognosen, sondern auch auf die Ergebnisse der vergangenen Wahlen stützen. 2009 hieß die gewählte Kandidatin Ilse Aigner, 2013 folgte ihr Alexander Radwan. Die Konkurrenten der anderen Parteien waren weit abgeschlagen. Auch bei den Zweitstimmen lag die CSU vorne.

Aber: 2009 und 2013 setzte sich der Wahlkreis 224 aus den Landkreisen Starnberg, Bad Tölz-Wolfratshauen und Miesbach zusammen. Der erste im Speckgürtel Münchens, die beiden anderen schon im bayerischen Oberland. 2013 blieb die CSU in Starnberg bei den Zweitstimmen mit 46,97 Prozent zwar unter der 50-Prozent-Marke. Dafür holte sie im Tölzer Land 53,40 und in Miesbach 54,48 Prozent. Das Oberland wählt eben mehrheitlich CSU. Die SPD kam 2013 im damaligen Wahlkreis bei den Zweitstimmen auf gesamt 15,10 Prozent, die FDP auf 7,37, die Grünen auf 9,07 und die AfD auf 5,61 Prozent.

2017 ist der Wahlkreis 224 aber anders zugeschnitten. Nun gehören die Landkreise Starnberg und Landsberg sowie die Stadt Germering im Kreis Fürstenfeldbruck dazu. Notwendig wird die Umverteilung immer dann, wenn sich die Bevölkerungszahl im Wahlkreis stark verändert. Die Zahl der Wahlberechtigten soll nämlich, so will es der Gesetzgeber, in allen Wahlkreisen ungefähr gleich sein. Und bei der Einteilung sollen die Grenzen der Gemeinden, Landkreise und kreisfreien Städte nach Möglichkeit eingehalten werden. Darum ist Gauting bei dieser Wahl auch wieder in den Wahlkreis Starnberg zurückgekehrt.

Dass es wegen des neuen Zuschnitts zu einer Trendwende kommt, ist eher unwahrscheinlich, wie der Blick auf die Ergebnisse von 2013 zeigt. Landsberg wie Germering wählten schwarz. Die CSU erreichte dort bei den Zweitstimmen 48,81 und 46,10 Prozent. Immerhin votierten in Germering 23 Prozent der Wähler für den Direktkandidaten der SPD und 21,86 Prozent für die Sozialdemokraten. Die Grünen kamen dort auf 9,60, die FDP auf 5,89 Prozent. Im Kreis Landsberg landete die SPD bei 18,29, die Grünen bei 11,23, die FDP bei 4,99 und die AfD bei 4,88 Prozent. Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden kann sich die FDP voraussichtlich wieder im Landkreis Starnberg machen, traditionell eine liberale Hochburg. 2013 erreichte die Partei hier 10,15 Prozent.

Was die Herkunft der Direktkandidaten anbelangt, hat der Landkreis Starnberg eindeutig Heimvorteil. Acht der elf Bewerber kommen aus dem Fünfseenland. SPD-Mann Christian Winklmeier, Volkswirt und mit 26 Jahren der Jüngste im Bunde, ist in Gilching daheim. Dort wohnt auch der Versicherungskaufmann Bernhard Feilzer von der Linken. Die Grünen-Kandidatin Kerstin Täubner-Benicke, von Beruf Angestellte, lebt in Starnberg, ebenso der Rechtsanwalt Harald Herget von den Freien Wählern und Heinz Thannheiser, mit 78 der Senior, von der Bayernpartei. Die Journalistin Britta Hundesrügge (FDP) und der Veranstaltungstechniker Tobias McFadden (Piraten) kommen aus Gauting. Die parteilose Einzelkämpferin, die Verwaltungsangestellte Claudia Ruthner, ist Tutzingerin. Der Unternehmensberater Martin Hebner, der als bayerischer Spitzenkandidat der AfD so gut wie sicher im nächsten Bundestag sitzt, lebt in Dießen, die Diplomökotrophologin Karin Boolzen (ÖDP) in Landsberg. Der CSU-Bewerber Michael Kießling, der erst vor drei Jahren zum Bürgermeister gewählt wurde, ist in Denklingen daheim.

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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