Audioreihe, Folge 17:"Noch nie so fremdbestimmt"

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Ihre Zeit teilen andere ein: Carmen Wegge (SPD) erzählt in der neuen Folge des SZ-Podcasts "Von Starnberg nach Berlin", wie sich ihr Leben als Abgeordnete verändert hat und was sie vermisst.

Von Carolin Fries, Starnberg

Fast ein Dreivierteljahr ist Carmen Wegge (SPD) jetzt schon Bundestagsabgeordnete, doch was hat die 32-Jährige eigentlich davor gemacht? Und was vermisst sie aus ihrem "alten Leben"? Darüber spricht die Politikerin in der neuen Folge des SZ-Podcasts "Von Starnberg nach Berlin". Die Politik, so viel steht fest, hatte schon immer einen festen Platz in ihrem Leben. Und dennoch - oder deshalb - habe sich nach der Bundestagswahl "alles und nichts verändert".

Aus den 40 Stunden ehrenamtlicher Parteiarbeit pro Woche zusätzlich zum Job seien 80 Stunden Politik als Hauptjob geworden, so Wegge. Sie hat vor der Bundestagswahl als Juristin im Bereich des Sonderkündigungsschutzes für Schwerbehinderte und gleichberechtigte Teilhabe im Arbeitsleben beim Inklusionsamt Oberbayern gearbeitet. Der Job habe ihr Spaß gemacht, "er war sinnhaft" - wie die neue Aufgabe in Berlin. Wehmut halte sich deshalb in Grenzen. Die größte Veränderung hat in einem anderen Bereich stattgefunden. Vor Berlin konnte Wegge selbst bestimmen, wann sie wen wo trifft. Jetzt bekommt sie montags ihren Terminkalender für die ganze Woche vorgelegt mit 20 Terminen und mehr. "Ich habe noch nie ein so fremdbestimmtes Leben geführt." Bis Oktober seien die Wochen bereits gefüllt und letztlich sei das auch gut - denn sie selbst hätte ja gar keine Zeit, die Termine selbst zu koordinieren. So ist Carmen Wegge der Kalender zu einer "wunderbaren Überraschungswundertüte" geworden voll mit spannenden Menschen, denen sie begegnen darf.

Die zweite große Veränderung ist das Schlafdefizit. Dass sie als Mutter einer einjährigen Tochter nicht immer ausgeschlafen ist, ist nicht ungewöhnlich. Doch mit dem neuen Job in Berlin sei der Mangel deutlich größer geworden. "Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es mehr Zeit zu schlafen." Womöglich würde sie die geschenkte Zeit dann aber doch lieber mit ihrer Familie verbringen - schwierig. Wirklich dankbar ist Carmen Wegge jedenfalls, dass sie Freunde hat, die solche bleiben - auch wenn sie sich ein halbes Jahr lang nicht bei ihnen meldet. Vor allem Freunde außerhalb der Partei seien in den vergangenen Monaten "definitiv zu kurz gekommen". Die bevorstehende Sommerpause will sie deshalb für Treffen an den Seen und beim Grillen verwenden. "Wir haben uns sicher viel zu erzählen."

Alle Folgen "Von Starnberg nach Berlin" gibt es hier zum Nachhören.

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