Wer an den Bundestag und seine Mitglieder denke, der habe vor allem weiße alte Männer im Kopf. "Zu Recht", wie Carmen Wegge sagt. Die 32 Jahre alte Sozialdemokratin aus dem Wahlkreis Starnberg-Landsberg ist seit September dabei und vertritt als junge Frau gleich zwei Randgruppen im Plenum: Der Anteil der weiblichen Abgeordneten liegt bei 34,8 Prozent, jünger als 35 Jahre sind 125 der 736 Abgeordneten. Der Altersdurchschnitt liegt bei 47,3 Jahren.
Die meisten "Jungen" sind Teil der SPD-Fraktion, 49 Abgeordnete der Partei sind jünger als 35 - und sie haben sich zusammengeschlossen: Sie nenne sich die 49ers, wie Carmen Wegge in der 14. Folge des SZ-Podcasts "Von Starnberg nach Berlin" erzählt. Die junge Mutter ist überzeugt: Junge Menschen haben nicht unbedingt eine andere politische Vorstellung oder Einstellung als ältere Menschen. "Aber sie haben eine andere Perspektive und können junge Menschen deshalb besser vertreten." Das Ziel der 49ers: junge Wähler überzeugen, sich für die SPD zu entscheiden. Aber sie wollen sich auch gegenseitig unterstützen: In der schnell gegründeten Chatgruppe werden unkompliziert Fragen geklärt, etwa wie man an einen Bundestags-Laptop kommt oder Mitarbeiter formal richtig anstellt. Die Gruppe ist sich aber auch ihrer politischen Macht bewusst, Stichwort Sperrminorität "Wir könnten jedes Gesetzesvorhaben der Ampel scheitern lassen."
Carmen Wegge gehört übrigens zum Orga-Team der Gruppe und plant die zwei Klausuren der 49ers, die jeweils zwei Tage dauern sollen. Das würde großartig, prognostiziert Wegge. Denn: "Wir sind jung, wir wollen die Welt verändern."
Alle Folgen "Von Starnberg nach Berlin" gibt es hier zum Nachhören.