Bürgermeisterwahl:Kampf ums Kraillinger Rathaus

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Die drei Bürgermeisterkandidaten für Krailling (v.l.): Henrik Jörgens (CSU), Adrienne Akontz (Grüne) und Rudolph Haux (FDP). Fotos: Nila Thiel, Georgine Treybal (2); Collage: Julian Hosse (Foto: Nila Thiel, Georgine Treybal (2); Collage: Julian Hosse)

An diesem Sonntag haben knapp 5400 Bürger die Wahl. Adrienne Akontz (Grüne), Rudolph Haux (FDP) und Henrik Jörgens (CSU) haben sich um die Nachfolge von Christine Borst beworben. Mit dem vorläufigen Schlussergebnis rechnet man im Rathaus gegen 20 Uhr.

Von Carolin Fries, Krailling

Knapp 5400 Kraillinger sind an diesem Sonntag, 12. Mai, aufgerufen, einen neuen Bürgermeister/in zu wählen, nachdem Christine Borst (CSU) Ende Januar überraschend aus gesundheitlichen Grünen zurückgetreten war. Sie hatte das Amt elf Jahre ausgeübt. Zur Wahl stehen Adrienne Akontz (Grüne), Rudolph Haux (FDP) und Henrik Jörgens (CSU). Die ersten Ergebnisse aus den sechs Briefwahl- und sechs Urnenwahlbezirken werden für 18.45 Uhr erwartet, das vorläufige Schlussergebnis gegen 20 Uhr. Die Starnberger SZ berichtet am Wahlabend auf www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg.

Bislang haben sich knapp 25 Prozent der Wähler für die Briefwahl entschieden - deutlich weniger als bei den Kommunalwahlen 2014, als in Krailling etwa 45 Prozent daheim ihre Kreuzchen machten. Im Rathaus rechnet man deshalb mit großem Andrang an den Urnen. Etwa einhundert Verwaltungsmitarbeiter und Ehrenamtliche werden im Einsatz sein. Für den Fall, dass keiner der Kandidaten eine Mehrheit erhält, kommt es am 26. Mai zur Stichwahl. Tatsächlich könnte es an diesem Sonntag eng werden. Keiner der Bewerber hat im Übrigen eine Wahlparty geplant.

Adrienne Akontz, 47, Landschaftsplanerin (Grüne)

Mit Kommunalpolitik kennt sich Adrienne Akontz aus: Zehn Jahre war die parteifreie Kraillingerin für die Grünen im Gemeinderat, bis sie im Sommer vergangenen Jahres auf eigenen Wunsch vorzeitig ausschied. Das ehrenamtliche Arbeitspensum war ihr neben Beruf und Familie zuviel geworden. Hauptamtlich indes kann sie sich einen Alltag im Rathaus gut vorstellen, denn: "Ich interessiere mich einfach für kommunale Themen bis hin zur Friedhofssatzung", sagt sie. Die Mutter zweier Söhne will für Krailling weg vom Höher, Schneller und Weiter der vergangen Jahre und eine Konsolidierungsphase einläuten. Anstatt ein Bauprojekt nach dem anderen durchzuziehen, gehören für die gebürtige Münchnerin, die seit mehr als 20 Jahren in Krailling lebt, andere Themen in den Mittelpunkt: Energiewende, Naturschutz, Haushalts- und Verkehrspolitik. Im Gemeinderat galt sie wegen ihres fachlichen Wissens um den Natur- und Artenschutz als "das grüne Gewissen". Adrienne Akontz ist ein bedachter Typ. Auch bei hitzigen Debatten im Gemeinderat wurde sie nie laut, blieb sachlich, wenn auch deutlich. Vor allem aber ließ sie nie locker, vergaß nicht. Sie mag so manchem Gemeinderatskollegen mitunter als unbequem gegolten haben. Wenn neben ihrem Engagement in der Kommunalpolitik Freizeit bleibt, dann zieht es sie an die frische Luft - entweder in den Garten oder in die Berge.

Rudolph Haux, 61, selbständiger Unternehmer (FDP)

Vor dreieinhalb Jahren übernahm Rudolph Haux den Vorsitz des FDP-Ortsvereins, weil er sich in seiner Gemeinde engagieren wollte, ohne jede Woche einen festen Termin zu haben. Inzwischen jagt ein Wahlkampftermin den anderen, und Haux verpasst keine Bauausschuss- oder Gemeinderatssitzung. Der Vertriebs- und Projektberater, der für Kommunen und Industrie Stauraumsysteme für Regen- und Abwasser anbietet, will Rathauschef werden - der erste für die FDP im Landkreis. Dafür ist er bereit, seinen Job aufzugeben. "Das ist doch toll, dort wo man wohnt, gestalten zu können", sagt der gebürtige Tübinger, der mit seiner Frau und den beiden Kindern seit 2002 in Krailling lebt. Altersbedingt wäre für ihn nur eine Amtszeit möglich, die immerhin sieben statt gewöhnlich sechs Jahre beträgt - damit die Gemeinde 2026 wieder im Turnus ist.

Zu Haux' politischen Zielen gehören die Stärkung von Handel und Gewerbe, ein offener Umgang mit den Bürgern, ein Konzept zur Verkehrsreduzierung- und überwachung, eine Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements durch Jugend- und Seniorenbeirat. Für Haux ist klar: Sollte es mit dem Bürgermeisteramt nicht klappen, will er 2020 für die FDP in den Gemeinderat. Seine Freizeit wird er so oder so einschränken müssen. Diese nutzt er am liebsten, um mit dem Mountainbike durch das Fünfseenland zu radeln - oder Freunde und Familie zu bekochen.

Henrik Jörgens, 57, IT-Fachmann (CSU)

Die CSU stellt in Krailling seit mindestens vier Jahrzehnten den oder die Bürgermeister/in - für den CSU-Ortsverein ist es deshalb nur logisch, dass das Amt von Christine Borst an Henrik Jörgens geht. Auch, wenn der gebürtige Bonner, der 2003 mit seiner Frau und den beiden Kindern von Puchheim nach Krailling zog, erst ganz frisch dabei ist. Im Herbst trat er in die Partei ein, kurz darauf wurde der Betriebswirt als Bürgermeisterkandidat nominiert. Mit Verwaltung kennt er sich aus. Nach acht Jahren als Pressereferent und Sachgebietsleiter für Öffentlichkeitsarbeit im Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt München sammelte er von 2009 an über eine Abordnung des öffentlichen Dienstes Erfahrungen im Bundesinnenministerium in Berlin. Seit 2017 arbeitet er wieder in der Verwaltung der Landeshauptstadt, seither im IT-Referat. Mit Kommunalpolitik hatte Jörgens bislang nichts am Hut. Er ist im Ort vor allem als Übungsleiter in der Triathlon-Abteilung des TV Planegg-Krailling aktiv sowie als Jugendwart im Triathlon-Landesverband bekannt. Außerdem singt er im Chor Musica Sacra. Nun hat er große Pläne für Krailling, so will er zum Beispiel Wohnraum für alle Einkommensstufen schaffen, die "innerörtlichen Brachflächen" sorgsam entwickeln und das Betreute Wohnen beim Caritas-Altenheim zeitnah umsetzen. Für eine bessere Kommunikation plant er regelmäßige Bürgersprechstunden in allen Ortsteilen.

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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