Bühne:Der Name ist nicht Programm

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Das Stuttgarter Duo "Zu Zweit" aus Tina Häussermann und Fabian Schläper beweist bei den Klavier-Nummern, dass es sein Handwerk beherrscht. (Foto: Arlet Ulfers)

Tina Häussermanns und Fabian Schläpers Kabarett unterhält, obwohl der Titel "Fake News" in die Irre führt

Von Ute Pröttel, Gauting

Hetero-Frau trifft auf Homo-Mann - oder sind die beiden im wahren Leben doch ein Paar? Tina Häussermann und Fabian Schläper jonglieren in ihrem neuen Programm "Fake News - Balken biegen für Fortgeschrittene" mit Falschnachrichten. Wer beim Titel des Programms auf politisches Kabarett tippte, musste allerdings im Verlauf des Abend feststellen, dass er ziemlich falsch lag. Am Freitagabend gastierte das Duo "Zu Zweit" erstmals im Gautinger Bosco.

Also sind sie nun ein Paar oder nicht? Im "Richtig-oder-falsch-Spiel" mit dem Publikum behaupten sie, dass es nicht so sei. Nur zehn Sekunden Zeit haben die beiden Teams in der ersten Reihe, um sich zu entscheiden. Ein Grund warum Fake News überhaupt funktionieren ist ja, weil wir keine Zeit mehr haben den Wahrheitsgehalt zu googeln, räsonieren die beiden.

In jedem Fall bietet die Kombination Hetero-Frau mit zwei kleinen Töchtern und Homo-Mann einen dankbaren Rahmen, um von Donald Trump bis zur Whatsapp-Blockflötengruppe die Absurdität von Fake News und wie sie ihren Weg durch die Welt nehmen durchzudeklinieren.

Dabei bleiben Häussermann und Schläper leider ziemlich unpolitisch. Kein Satz zum Sondierungsmarathon in Berlin, keine AfD- oder sonstige Parteienschelte. Ins Programm schaffen es Donald Trump, Kim Jong-un und Recep Tayyip Erdoğan mit den bekannten Allgemeinplätzen. Dafür plaudern die zwei lieber über Helene Fischer und Florian Silbereisen oder den ausgefallenen Sex mit ihren Männern. Montag ausgefallen, Dienstag ausgefallen, Mittwoch ausgefallen... Im Gegensatz zum improvisiert wirkenden Beginn der Show, die beiden stürmen noch mit Mantel und Gepäck durch den Saal auf die Bühne, entschuldigen sich wort- und gestenreich für das Zuspätkommen und legen ihre Mikros an, ist der Auftritt dann doch genau durchgetaktet. Die Dialoge im lockeren Plauderton sind perfekt auf den Punkt gebracht und dienen als unterhaltsame Überleitungen zwischen den Songs des Programms.

Richtig Gas gibt das Duo mit einer flotten Zahnarzt-Nummer zu Beginn des zweiten Teils. Vierhändig am Klavier heizen sie dem vollbesetzten Saal des Gautinger Bosco ordentlich ein und zeigen, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Bei den leisen Liedern harmonieren sie stimmlich weniger gut.

Das Publikum fühlt sich dennoch bestens unterhalten und erklatscht sich zwei Zugaben, in denen das Duo aus Stuttgart noch einmal bekräftigt: Politisches Kabarett ist nicht ihr Ding, insofern ist der Titel ihres bunten Programms glatt Fake News - aber unterhalten können sie, dass sich die Balken biegen.

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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