Buchendorf:Krähen auf Raubzug

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In Buchendorf nisten die Vögel in der Nähe von Häusern - und dezimieren den Nachwuchs von Meisen und Rotkehlchen.

Blanche Mamer

Würmtal - Ihr Krächzen ist laut, durchdringend und fordernd, und wenn sie in Scharen zusammenhocken, erinnert das Bild an Alfred Hitchcocks Thriller "Die Vögel". Auf Buchendorfer Flur und selbst innerhalb des Dorfes hat die Krähenpopulation stark zugenommen. Schon klagen Gartenbesitzer, dass Rabenkrähen auf die Nester von kleinen Vögeln spekulieren und die Singvögel dezimieren. "Mehrere Krähen sitzen aufgereiht auf der Regenrinne und beobachten die Singvögel, die mit dem Nestbau beschäftigt sind", berichtet eine Buchendorferin aus der Ortsmitte. Sie hat mehrere Brutkästen für Singvögel aufgehängt und war stolz auf die zahlreichen Meisen und Rotkehlchen, die in den Vorjahren in ihrem naturbelassenen Garten lebten. Der Buchendorfer Vogelschützer und Biotoppfleger Albert Soyer kann die Zunahme an Rabenkrähen bestätigen. "In früheren Jahren gab es zwei, drei Krähennester am Ortsrand, meist in den Kronen der alten Eichen. Inzwischen gibt es sicher 14, 15 Nester, selbst nah an den Häusern", so Soyer. Er führt das darauf zurück, dass die Vögel den Winter über gefüttert werden und vermeintliche Vogelfreunde das ganze Jahr über Fleisch und Essensreste für die Krähen bereitstellen. Krähen sind Allesfresser, im Winter sind sie auch mit Abfällen und Pflanzenteilen zufrieden.

Biergarten im Regen Krähen sitzen am Mittwoch (24.06.2009) im Regen auf Biertischen am Chinesischen Turm im Englischen Garten in München (Oberbayern). Tief ´Qinton" über Südosteuropa bestimmt weiterhin das Wetter in der Osthälfte Deutschlands. Zum Wochenende wird es zwar etwas wärmer, Schauer und Gewitter stehen aber weiterhin auf der Tagesordnung. Foto: Frank Leonhardt dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++ (Foto: Frank Leonhardt/dpa)

"Krähen sind extrem schlau. Sie können sich genau merken, wer sie füttert, und können die Stimmen der Menschen unterscheiden. Sobald sie einen ihrer Wohltäter erkennen, beginnen sie, mit durchdringendem Gekrächze ihr Futter einzufordern", so Soyer. Das habe er in der Nachbarschaft beobachtet. In drei bis vier Wochen, wenn die Jungen geschlüpft sind, reichen Essensreste oder Sämereien nicht mehr, denn die kleinen Krähen brauchen Frischfleisch. Das Elternpaar macht dann nicht nur Jagd auf Regenwürmer, Insekten oder Larven, sondern auch auf Eier und Jungvögel. Laut Soyer beobachten die Kräheneltern genau, wo ein Singvogel hinfliegt, und stürzen sich dann aufs Nest. Der Buchendorfer Naturschützer rät darum den Gartenbesitzern, Dornenbüsche zu pflanzen und sie durch Schneiden dicht zu halten. "Berberitze und Wildrosenbüsche bieten einen guten Schutz für kleine Vögel, weil die Krähen zu groß sind, um hindurchzuschlüpfen", so Soyer.

Eine Rabenkrähe, auch Aaskrähe genannt, kann bis zu 0,45 Meter groß werden. Sie hat dichtes schwarzes Gefieder und einen schwarzen Schnabel. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt. Krähen können zudem ziemlich alt werden - bis zu 19 Jahre. Die Vögel leben als Paare in einem festen Revier, das sie gegen Konkurrenz verteidigen. Die jungen "Halbstarken" rotten sich in Kolonien zusammen und trauen sich mittlerweile ebenfalls sehr nah an den Menschen heran, obwohl sie laut Lehrbuch hauptsächlich in offenen Landschaften, Wäldern und Parks vorkommen.

Der einzige natürliche Feind ist der Habicht. Und selbst vor diesem größeren Gegner verlieren sie, wenn sie in Gruppen sind, die Scheu. "Ich habe schon 30 bis 40 junge Krähen beobachtet, die einen Habicht verfolgten. Sie haben ihn durch ihr lautes Geschrei so irritiert, dass er ihnen die Beute überlassen hat", sagt Soyer. Die lästigen Vögel zu jagen, habe keinen Sinn. Vielleicht könne der Jäger am Ortsrand mal einen Vogel erwischen, aber nur einen. Denn die anderen lernten sofort, dass ihnen Gefahr drohe.

© SZ vom 23.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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