Kabarett:Sicher lachen in Bernried

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Bruno Jonas tritt im Sommerkeller vor 270 Zuschauerinnen und Zuschauern auf. (Foto: Nila Thiel)

Bruno Jonas schließt mit seinem Programm "Meine Rede" das Humor-Festival ab. Darin widmet er sich den fehlenden Wahrheiten in der Politik - und erzählt von Erlebnissen in Telefon-Hotlines.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Das "F" ganz links in der Buchstabenreihe auf der Bühne hat es Bruno Jonas angetan. F steht für Frau, Freude und Freiheit. "Unsere Freiheit kommt ganz schön rum. Die war schon am Hindukusch und jetzt in der Ukraine", sagt der Kabarettist und lächelt dabei verschmitzt. Dieses Lächeln ist eines der Markenzeichen von Bruno Jonas. Wenn er dabei seine Hand hebt und den Kopf schief hält, weiß der Besucher, jetzt setzt er zu einer Gemeinheit an. Die Seitenhiebe kommen bei Bruno Jonas aber nicht lautstark oder platt daher, sie schleichen sich leise an und steigern sich ganz allmählich.

Der Kabarettist, der seine Kindheit und Jugend im streng katholischen Passau verbrachte, aber schon seit Jahrzehnten in München wohnt, analysiert die Menschen messerscharf. Besonders gern nimmt er Politiker scheibchenweise auseinander, seziert ihre Schwächen geradezu, um dann dieses spitzbübische Lächeln aufzusetzen und eine kleine Pause einzulegen, in der der Zuschauer seine Schlüsse selbst ziehen kann. Manchmal dauert es bei den Besuchern ein paar Sekunden, bis sie reagieren. Dann aber klatschen sie umso begeisterter. "Meine Rede" heißt das Programm, mit dem Bruno Jonas am Freitag das diesjährige Humor-Festival in Bernried zu einem krönenden Abschluss brachte. Der Auftritt des bekannten Kabarettisten, der von 2004 bis 2007 den Bruder Barnabas auf dem Nockherberg gab, zog viele Besucher an. Von den 300 Sitzplätzen im Sommerkeller waren 270 belegt.

Sein Programm aktualisiert Bruno Jonas stets nach den jüngsten politischen Entwicklungen. Kanzler Olaf Scholz kann sich im Cum-Ex-Skandal an nichts erinnern, weil er offenbar die Wahrheit, die zutage träte, nicht gebrauchen kann. Überhaupt die Wahrheit, die habe in der Politik nichts verloren. Der "Märchenerzähler" Robert Habeck bringe Insolvenz und Produktion nicht in die richtige Reihenfolge und Annalena Baerbock setze in der Ukraine mit wechselnden Kostümchen ein Zeichen gegen den Krieg. Da brauche es schon eine gesunde Doppelmoral, gerade im Krieg, sagt er und fügt hinzu: "Ich bin gegen den Krieg, aber wenn, dann CO2-frei". Damit könne man Putin aushebeln.

Bruno Jonas bringt das Publikum zum Nachdenken, indem er Schlüsse zieht, an die der Zuschauer noch gar nicht gedacht hat, wie etwa, dass die Lügenpropaganda von Putin nicht verglichen werden könne mit der Lügenpropaganda von George W. Busch im Irakkrieg. Dazwischen singt er leise den Liedtext von Heinrich Heine "ich weiß nicht, was soll es bedeuten". Dieses Lied zieht sich wie ein roter Faden durchs Programm. Heinrich Heine lasse den Kahn mit der Mannschaft am Ende untergehen, sagt Bruno Jonas und der Zuschauer begreift den Seitenhieb auf die Ampelregierung. Immer wieder kommt der Kabarettist auf die Grünen zurück, auf Anton Hofreiter und seine Erlöserrolle und dass die Grünen wohl bald Religionspartei werden, für die man Kirchensteuer zahlen muss. Bald werde "Friday for Future" umbenannt in "Diktatur for Future" und Duschen im Pullover vorgeschlagen.

Zu seiner Rede kam Bruno Jonas an diesem Abend übrigens nicht. Doch das hat bei ihm System; denn er scheitert schon bei der Anrede. Mit Blick auf die Genderdebatte und in Zeiten, in der sich Menschen ihr Geschlecht selbst aussuchen können, fragt er sich, ob er das Publikum "Anwesende" nennen soll oder "Menschen und Menschinnen". "Lebende" wäre ebenfalls möglich so lange "der Tod" (zu männlich) noch nicht gendermäßig untersucht worden ist. Tod ließe sich seiner Meinung nach ersetzen durch Energiewende (weil der Übergang vom Leben in den Tod schließlich eine Energiewende sei). Dann schwenkt der Kabarettist, dessen Karriere in den 70er-Jahren bei Auftritten mit Sigi Zimmerschied in Passau begann und der später durch die Sendung Scheibenwischer bekannt wurde, wieder um zum Buchstaben "F", wie "Frau". Das Wort werde aus dem deutschen Wortschatz verschwinden und ersetzt durch "Körper", bedauert er. Der Kabarettist spinnt die Geschichte weiter, wie das Wort Frau vor seiner Haustüre steht und um Asyl bittet. Bruno Jonas setzt gezielt Pointen. Man merkt, dass er lange an seinen Sätzen gefeilt hat. "Ich arbeite an der Ironisierung des Abendlandes", erklärt er beispielsweise oder: "Kabarettist ist man, wenn man trotzdem denkt." Und weil Bruno Jonas so gerne Geschichten erzählt, bringt er das Publikum nach der Pause mit erfrischend-lockeren Telefon-Hotline-Erlebnissen zum Lachen, bevor er überleitet, auf "die Humorzone in Bernried", die umgeben ist von einem dichten Wall deutscher Ernsthaftigkeit, hinter dem man sicher lachen kann.

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