Bildende Kunst:Freiraum für Freigeister

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Bei den 19. Ateliertagen in der Reismühle am Wochenende nimmt die Wegbereiterin Gudrun von Rimscha ihren Abschied

Von Katja Sebald, Gauting

Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren, denn von Freitag an ist es wieder so weit: 32 Künstler öffnen in der Gautinger Reismühle ein Wochenende lang ihre Ateliertüren und warten auf Besucher. Schon jetzt haben sie überall Schilder aufgehängt und ihre Kunst auch in Treppenhäusern und Gängen platziert, damit sie nicht übersehen werden - was angesichts der auf rund tausend Quadratmetern Fläche schier überbordenden kreativen Vielfalt kein Wunder wäre. Als "Leistungsschau der Künstler" angekündigt, bieten die Ateliertage vor allem abstrakte Farbmalerei, aber auch Druckgrafik, Fotografie und Bildhauerei, dazu Keramik, Schmuck, Lichtobjekte und noch Einiges mehr, was die Grenzen aller Gattungen sprengt.

Wenn am Sonntagabend alles vorbei ist, wird zumindest eine der Künstlerin mit einer gewissen Wehmut ihre Ateliertüre zusperren: Gudrun von Rimscha zeigt heuer eine Retrospektive der letzten Jahrzehnte, beim nächsten Mal wird sie nicht mehr dabei sein. Aus gesundheitlichen Gründen hat sie sich entschlossen, ihr großes Atelier in der Reismühle aufzugeben und künftig nur noch zuhause zu arbeiten. Die Bandbreite ihrer letzten Atelierausstellung reicht von einem fast raumhohen Triptychon aus dem Jahr 1994, auf dem collagenartig eine Vielzahl von Linolschnitten angeordnet sind, bis hin zu einer kleinformatigen Serie aus Übermalungen, die erst in jüngster Zeit entstanden ist. Gudrun von Rimscha, ehemals Schülerin von Emilio Vedova, beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit allen Fragen des menschlichen Daseins. Eine ganze Serie widmet sie dem amerikanischen Dichter Robert Lax, dessen Texte sie gleichsam in ihre Bilder einwebt. Sie zeichnet sich vor allem durch ihre ungewöhnlichen Mischtechniken aus, die auch die Verwendung von Wachs einbeziehen.

Mit dem Wegzug von Gudrun von Rimscha geht eine Ära zu Ende: war sie es doch, die vor gut zwanzig Jahren die Reismühle entdeckte und als erste dort einen der vielen leeren Räume zum Arbeiten anmietete. Zusammen mit Christine Wieland, einer ihrer Malschülerinnen, überzeugte sie die Besitzerin der idyllisch an der Würm gelegenen Gebäude von der Notwendigkeit weiterer Atelierräume für weitere Künstler. Mittlerweile arbeiten vierzig Kreative in der Reismühle, zuletzt kamen im vergangenen Jahr die Malerinnen Susanne Langnau und Yvonne Schneider hinzu, die sich ein Turmatelier mit Rundumsicht teilen.

Die Ateliertage finden in diesem Jahr zum 19. Mal statt. Als Gastaussteller präsentiert der Bildhauer Christian Richter aus Kissing im Innenhof eine Reihe von Holzskulpturen, die Sumoringer darstellen, sowie mehr oder minder lebensechte Figuren von spielenden Kindern, die er aus Beton über einem Stahlgerüst modelliert. Ein Biergarten mit Catering und ein Rahmenprogramm mit Live-Musik am Eröffnungsabend (20 Uhr) sowie Führungen durch die Ateliers (Samstag und Sonntag jeweils 12 und 15 Uhr) sollen die Reismühle zu einem "Kunst-Pilgerziel für alle" machen: "Die Hemmschwelle ist denkbar niedrig, es gibt genug Freiraum im Innenhof und genug Freigeist in den Räumen" - so das vollmundige Versprechen in der Einladung.

Die Ateliers sind Freitag von 17 bis 20 Uhr, Samstag von 11 bis 19 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Informationen unter www.reismuehle.eu

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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