Interessengemeinschaft gegründet:Günstiger Heizen in Bernried

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In einem Teil von Seefeld wurde ein Nahwärmenetz schon in Betrieb genommen. Auch die Bernrieder denken nun über so eine Lösung nach. (Foto: Arlet Ulfers)

Angesichts steigender Energiepreise plant die Gemeinde zusammen mit Großverbrauchern ein Nahwärmenetz.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Bernried startet einen neuen Anlauf, um das Dorf mit einem kommunalen Nahwärmenetz zu versorgen. Unter Führung der Gemeinde soll ein Konsortium aus Großverbrauchern gegründet werden. Zunächst sollen Fördermöglichkeiten eruiert, eine Bestandsaufnahme gemacht und Ziele entwickelt werden. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat am Donnerstag gefällt.

Die Zeit drängt, denn die hohen Energiepreise machen den Unternehmen in Bernried zu schaffen, wie der FDP-Gemeinderat und Mitbegründer des Gewerbeverbands, Wolfgang Mutter, in der Sitzung sagte. Nach Angaben des Geschäftsführers der Hyglos GmbH befürchteten die Energie-Großverbraucher wie die Hotels oder die Klinik Höhenried "dramatische wirtschaftliche Probleme". Daher haben sich Bernrieder Unternehmer in der vergangenen Woche zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Wie Mutter vorrechnete, sei der Anteil der Privathaushalte mit etwa fünf Prozent am Gesamtverbrauch in der Gemeinde relativ gering. Die Initialzündung zur Umsetzung einer nachhaltigen Energieversorgung durch Fernwärme müsse daher seiner Meinung nach von den Großverbrauchern kommen.

Vor zehn Jahren hatte die Gemeinde bereits eine Geothermie-Anlage mit Heizkraftwerk und Fernwärmenetz geplant. Doch die Planungen wurden 2014 abgebrochen, nachdem Probebohrungen im nur 15 Kilometer entfernten Geretsried gescheitert waren. Die Gemeinde sieht sich nun bei einem neuen Vorstoß in der Pflicht. Zum einen ist sie mit dem Kloster und dem Sommerkeller selbst Großverbraucher. Zum anderen ist die Kommune nach Ansicht von Bürgermeister Georg Malterer für die Daseinsvorsorge verantwortlich und sei auch berechtigt, die entsprechenden Förderanträge zu stellen. Daher sei es notwendig, dass sich die Interessensgemeinschaft unter der Leitung der Gemeinde zusammenschließe.

Im Rahmen des Geothermie-Projekts ist 2013 ein Energienutzungsplan aufstellt worden. Demnach bietet sich ein Wärmenetz im Ortskern an, da es dort viele Großverbraucher gibt. Die ersten Schritte zur Umsetzung hat der Arbeitskreis Energie in einem Zukunftsbild für Bernried in seinem Antrag zur kommunalen Wärmeplanung ausgearbeitet. Laut dem Papier könnten neben den Hotels, dem Kloster und dem Sommerkeller auch das Hofgut angeschlossen werden und darüber hinaus zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude.

Entscheidend ist nach Ansicht des Arbeitskreises aber eine Untersuchung, welche Wärmequelle dafür in Frage komme. Zur Auswahl stehen beispielswiese Wärmepumpen, Solarthermie oder eine Hackschnitzelheizung. Auch eine Kombination aus verschiedenen Wärmequellen zur Deckung des künftigen Bedarfs wäre möglich. Neben dem Gewerbe, den Wohnungsunternehmen und den Betreibern der Strom- und Gasnetze sollten auch Bürger und Gebäudeeigentümer an dem Prozess beteiligt werden. Mit Untersuchungen und der Entwicklung einer Strategie sollten Experten beauftragt werden. Darüber sind sich die Gemeinderäte einig.

"Es ist wirklich eilig. Das Thema brennt uns unter den Nägeln", brachte es Christine Philipp (BL/Grüne) auf den Punkt. Bürgermeister Malterer gab sich überzeugt, dass man bei der Entwicklung einer Strategie durchaus auf die Vorarbeiten zurückgreifen könne, die damals für das Geothermie-Projekt geleistet wurden. Allerdings hat sich nach seinen Worten in den vergangenen zehn Jahren viel verändert, so dass die Konditionen sowie die Verbräuche der einzelnen Großabnehmer neu abgefragt werden müssten.

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