Heizungsgesetz:Wo kommt die Wärme her?

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Bernrieds Bürgermeister Georg Malterer stellt die neue Belüftungsanlage für den Sommerkeller vor. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Vor zehn Jahren ist in Bernried ein Geothermie-Projekt gescheitert. Das Gute daran ist: Im Ort hat man deshalb schon damals etwas vorbereitet, was für Gemeinden nun zur Pflicht werden könnte: eine kommunale Wärmeplanung.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Das Gebäudeenergiegesetz sieht in seiner jetzigen Fassung eine Wärmeplanung der Kommunen vor. Diese sollen in den kommenden Jahren eine Bestandsaufnahme ihrer Energieversorgungsnetze machen. Erste Schritte in diese Richtung hat die Gemeinde Bernried bereits vor zehn Jahren mit der Aufstellung eines Energienutzungsplans eingeleitet. Damals war noch ein Geothermie-Projekt geplant, das nun aber kein Thema mehr ist. Doch auf die damaligen Erkenntnisse könne man aufbauen, erklärt Bürgermeister Georg Malterer.

"Das, was sich der Bund gedacht hat, ist bei uns schon lange Thema durch die Geothermie", sagt er. Denn der Energienutzungsplan sowie das Leitbild Bernried seien eine wichtige Grundlage für eine Machbarkeitsstudie, die der Gemeinderat beschlossen hat.

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Schon lange fordern die Bernrieder Grünen Zahlen, wie viel CO₂ bereits eingespart wurde und was noch eingespart werden kann. Ohne Zahlen könne der Erfolg von Maßnahmen nicht beurteilt werden, schrieb Grünen-Sprecher Christian Blendl am 3. Juni in einem offenen Brief an den Gemeinderat. Er hält es für hilfreich, in der Öffentlichkeit erneut zu diskutieren, was Klimaneutralität bedeutet und wie sie definiert ist.

Bürgermeister Malterer indes hält nicht viel von Zahlen. "Das Klima wird nicht besser mit Zahlen, sondern indem man Maßnahmen umsetzt", sagt er. Das Ganze sei viel komplexer: Maßnahmen müssten praktisch umsetzbar sein und man müsse die Bürger mitnehmen.

"Härtefallhilfen für nicht leitungsgebundene Energieträger" können Privatleute beantragen, die zum Beispiel eine Hackschnitzelheizung im Keller haben. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Georg Malterer im renovierten Bernrieder Sommerkeller. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Doch: "Im Augenblick ist das keine Pflichtaufgabe", schränkt der Rathauschef ein. Denn es sei eine Frage, was den Kommunen zuzumuten sei. Schließlich hat die Gemeinde Malterer zufolge bereits viele andere Aufgaben zu bewältigen, wie den Ausbau der Kinderbetreuung, die Schulerweiterung sowie die Planungen für das Klostergelände. Doch durch die Vorarbeiten, die wegen des geplanten Geothermie-Projekts vor zehn Jahren geleistet worden sind, sei die Gemeinde auf einem guten Weg, erklärt Malterer.

Auch wenn sich das Geothermie-Projekt zerschlagen hat, könnte eruiert werden, ob eine andere Technologie für ein Nahwärmenetz in Bernried in Frage komme. Erkenntnisse darüber soll die Machbarkeitsstudie liefern. Denn Großabnehmer, die eine Voraussetzung für die Rentabilität eines Nahwärme-Projekts sind, gibt es mit der Klinik Höhenried, dem Hofgut, dem Kloster, dem Feuerwehrhaus, dem betreuten Wohnen im Theresia-Petsch-Haus und den Wohnanlagen der Wohnbaugesellschaft sowie der Grundschule und den Kindergärten in der Gemeinde genug.

Für ein Biomasseheizkraftwerk könnte die Gülle aus dem Hofgut genutzt werden

2013 ist ein Wärmemengen-Bedarf für Bernried von 37 000 Gigawattstunden ermittelt worden. Diese Zahlen sollen nun aktualisiert werden. Zudem soll herausgefunden werden, welche Primärenergie für Bernried in Frage komme, so Malterer. Für interessant hält er beispielsweise die Wasserstoffproduktion. Auch soll beantwortet werden, wo Freiflächen-Photovoltaik möglich ist oder ob Biomasse verarbeitet werden kann. Es biete sich die Gülle aus dem Hofgut an, doch diese alleine reicht nach Meinung des Rathauschefs nicht aus.

Ein weiteres Problem ist, dass die kleine Gemeinde Bernried den Ausbau eines Nahwärmenetzes aus eigener Kraft nicht stemmen kann. Dazu fehle ihr die Finanzkraft, so Malterer. Die Gemeinde könne lediglich als Initiator fungieren. "Für mich ist es wichtig, dass wir als Gemeinde unseren eigenen Weg gehen."

Im Rathaus selbst ist schon einiges geschehen. Das Gebäude wird mit Hackschnitzeln geheizt. Nun stelle sich jedoch die Frage, inwieweit diese Technologie noch als regenerativ anzusehen sei, erklärt Malterer. Daher wurde zusätzlich eine Photovoltaikanlage auf das Dach gebaut. Sie soll im August angeschlossen werden. Da der ehemalige Bierkeller das ganze Jahr über temperiert werden muss, ist damit die Heizung für den Sommerkeller nach Angaben des Rathauschefs gesichert. "Wichtig ist, dass die Menschen einen Nutzen haben, denn nur so gibt es Akzeptanz."

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