Bernried:Hoffnung für die Geothermie

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In Geretsried ist das Projekt der Düsseldorfer Firma Eavor schon weit vorangeschritten. Davon könnte auch Bernried eines Tages profitieren. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Düsseldorfer Unternehmen will mit einer völlig neuen Technik Erdwärme gewinnen. Damit könnten rund 200 000 Haushalte in der Umgebung versorgt werden.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Die Gemeinde Bernried könnte vielleicht doch noch zu einem Geothermie-Projekt kommen. Dem Gemeinderat lag am Donnerstag ein entsprechender Antrag vor. Das Düsseldorfer Unternehmen Eavor GmbH, das zu einem kanadischen Konzern gehört, will mit einer völlig neuen Technik Erdwärme gewinnen. Nach Angaben von Bürgermeister Georg Malterer handelt es sich bei der Loop-Technik um ein geschlossenes System, das Wärme abgibt. Er verglich die neuartige Technik mit einer Fußbodenheizung. Das Unternehmen verspricht, dass damit rund 200 000 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden können, und bietet den Gemeinden im Einzugsgebiet seine Zusammenarbeit an.

Zunächst aber sollen Messungen klären, ob das Projekt Aussicht auf Erfolg hat. Das Untersuchungsgebiet ist sehr groß und reicht von Seeshaupt, Bernried und Tutzing sowie von Weilheim, Raisting und Polling bis zur Südspitze des Ammersees. Die bereits vor zehn Jahren erhobenen Daten zur "Hartwiese" sollen einbezogen werden. Damals waren in Bernried Planungen für ein Geothermie-Kraftwerk vorangetrieben worden, das Strom und Erdwärme liefern sollte und von den Bürgern kontrovers diskutiert wurde. Das Projekt kam allerdings zum Stillstand, als es in Geretsried im Jahr 2014 zu einer Fehlbohrung gekommen war. Danach waren nur noch Beschlüsse gefasst worden zur Verlängerung der Aufsuchungserlaubnis sowie zur Baugenehmigung. 2020 wurde das Projekt dann komplett gestoppt.

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Nun errichtet die Firma Eavor ausgerechnet in Geretsried das erste Kraftwerk weltweit mit der neuen Technik, das laut Malterer mit 91 Millionen Euro von der EU gefördert wird. Das gibt in Bernried Anlass zu verhaltener Hoffnung. Für Achim Regenauer (fraktionslos) hörte sich die neue Loop-Technik "erfolgversprechend" an und Benedikt Eberl (ÜFW) hoffte, dass zusätzlich zur Fernwärme eventuell auch Strom erzeugt werden kann.

Malterer bremste allerdings den Optimismus. "Das ist kein konkretes Projekt", betonte er. Zunächst gebe es drei Jahre lang vorbereitende Untersuchungen, um eine Konzeptstudie zu erstellen. Es gebe keine Bohrungen, dafür sei eine eigene Erlaubnis notwendig. Die Kosten für die Messkampagne sind Malterer zufolge mit 2,2 Millionen Euro veranschlagt. Malterer selbst beurteilte das Projekt als "vom Ansatz her sehr interessant und spannend". Er will ein grundsätzliches Interesse der Gemeinde nicht ausschließen, allerdings gebe es zum jetzigen Zeitpunkt viel zu wenig Konkretes.

Der Gemeinderat will sich vor Ort in Geretsried ein Bild der Lage machen

Dem Antrag der Eavor GmbH zur Neuerteilung der Bergrechte sah das Gremium gelassen entgegen und verzichtete auf eine Stellungnahme. Die Gemeinde könne so eine Bohrung ohnehin nicht alleine stemmen, die Firma brauche für ihr Projekt Kunden. Daher könne man in Ruhe abwarten, bis Eavor auf die Gemeinde zukomme, brachte es Andreas Lüdtke (ÜFW) auf den Punkt. Zunächst will der Gemeinderat mehr Informationen einholen und sich wie von der Firma angeboten in Geretsried vor Ort selbst ein Bild der Lage machen. Der Bürgermeister soll einen Besichtigungstermin vereinbaren.

Wie Malterer betonte, steht das Projekt der Firma Eavor "nicht in Konkurrenz" zu dem von der Gemeinde verfolgten eigenen Nahwärmenetz. Im vergangenen Jahr hat sich unter Führung der Gemeinde ein Konsortium aus Großverbrauchern zusammengeschlossen. Zudem wurde eine entsprechende Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Als Grundlage für die Studie sollen ebenfalls die Daten aus den Vorbereitungen für das damals geplante Geothermie-Projekt mit Heizkraftwerk verwendet werden.

Zusammen mit den aktuellen Daten soll anschließend eine Strategie entwickelt werden. Laut dem Energienutzungsplan, der vor zehn Jahren aufgestellt worden ist, bietet sich ein Wärmenetz in Bernried an, weil es mit der Klink Höhenried, Hotels, Sommerkeller, Kloster und Hofgut viele Großabnehmer gibt.

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