Kunst:Wunderliche Gedanken, zum Spinnen schön

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Berg: Marstall Ausstellung 'Versponnen' Cornelia Hesse 'trap or track' Foto: Nila Thiel (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)

Das zentrale Thema der Jahresausstellung des Berger Kulturvereins lautet "Versponnen". Insgesamt 44 Mitglieder präsentieren originelle Arbeiten zu einer vernetzten Welt und fragen: Was ist real, was Lüge?

Von Katja Sebald, Berg

Eine riesenhafte Spinne hat zwischen den Säulen im Marstall in Berg ihr Netz gewebt. Die ebenso filigrane wie beeindruckende Installation aus roter Papierschnur ist eine Idee der Künstlerin Cornelia Hesse und soll das Thema "Versponnen" der diesjährigen Jahresausstellung des Berger Kulturvereins illustrieren. Insgesamt 44 Vereinsmitglieder haben Fäden gezogen, Wolle zu Kunst gesponnen, Drähte gespannt, Schnüre gekräuselt, Vernetzungen gestrichelt oder Verflechtungen fotografiert: "Noch nie war unsere Welt so vernetzt wie heute", schreiben die Künstler in der Einladung und fragen: "Was ist real, was Lüge? Wer zieht die Fäden? Und wie weit sind wir selbst verwickelt in die Erschaffung dieser vernetzten Welt?"

Befragt man allerdings den Duden nach dem Wort "versponnen", nennt er es keineswegs als Synonym zu "vernetzt", sondern schlägt als mögliche Bedeutungen "wunderlich, wunderliche Gedanken habend, zum Spinnen neigend" vor. Die Ausstellungsbesucher werden aber in der Vielzahl der Exponate auch in diesem Sinn "versponnene" Kunstwerke entdecken. Da sind unter anderem die drei haarfeinen Tuschezeichnungen von Marlies Beth, die jeweils in einer einzigen ununterbrochenen, aber vielfach verschlungenen Linie illustrieren, welche wunderlichen Dinge in unseren Köpfen passieren, wenn wir uns mal wieder im weltweiten Netz verlieren.

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Eine hingebungsvolle Versunkenheit im Tun dürfte hingegen die Voraussetzung für die fein gestrichelten Strukturen in den Bleistiftzeichnungen von Elisabeth Güllich ebenso wie für die aufwendige Papierschnittarbeit von Anna Maria Bellmann gewesen sein. Hier wie dort geht es um die kleinteilige Gestaltung einer großen Fläche, das Ergebnis ist in beiden Fällen ein spannendes Spiel aus Licht und Schatten. Strukturen aus zarten Tuschlinien und Farbspuren bestimmen die Papierarbeit von Juschi Bannaski, die das Auf und Ab der Wellen an einem Meeresstrand zeigen.

Im Berger Marstall sind höchst unterschiedliche Kunstwerke zu bewundern - hier das Gemälde "Netzwerk" von Petra Jakob. (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)
"Klothos Fäden" von Sanna Myrttinen: ein Patchwork aus beschrifteten Täfelchen. (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)
Nackt und einsam in einem Boot: "Der Anreisende" von Shigeyuki Miyagawa. (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)

Gekrümmte Drahtantennen recken die wunderlichen, aus Ton geformten Wesen von Birte Pröttel den Ausstellungsbesuchern entgegen. Petra Jakob fotografierte die höchst verwirrende Verkabelung an einem Telegrafenmast. Sanna Myrttinen klebte ein Patchwork aus beschrifteten Täfelchen, Zeichnungen sowie verschiedenen kleinen Webstücken und benannte es nach der Schicksalsgöttin Klotho, die in der griechischen Mythologie die Lebensfäden spinnt, und Christiana Biron markierte, ebenfalls mit einem Faden, ihren eigenen Lebensweg auf einer gezeichneten Weltkarte. Annette Emrich hingegen spannte Kunststoffschnüre zu einem strengen geometrischen Muster über die Leinwand.

Das Objekt "trap or track" von Cornelia Hessen dominiert die Ausstellung im Berger Marstall. (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)

Neue Vereinsvorsitzende ist Bergs dritte Bürgermeisterin Elke Link.

Für Entwirrung haben die rund 140 Mitglieder des Berger Kulturvereins auch bei ihrer jüngsten Jahresversammlung gesorgt, indem sie einen neuen Vorstand wählten und so den Fortbestand des Mitte der 1980er-Jahre gegründeten und mittlerweile überalterten Vereins sicherten. Neue Vorsitzende ist Bergs dritte Bürgermeisterin, die Literaturübersetzerin Elke Link. Sie kann zwar die Ausstellung am heutigen Freitag aus Termingründen nicht selbst eröffnen, sagte aber im Vorfeld über ihre neue Aufgabe: "Ich sehe das Ganze nicht als Spinnerei, sondern vor allem als gute Gelegenheit zum Netzwerken, nicht nur zwischen den verschiedenen Sparten des Vereins, sondern auch mit den anderen Kulturvereinen in der Region."

Die Vernissage zur Ausstellung "Versponnen" des Kulturvereins Berg findet am Freitag, 17. November, um 19 Uhr im Marstall Berg (Mühlgasse 7) statt und ist an den kommenden beiden Wochenenden jeweils samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu besichtigen.

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