Landgericht München:Indizienprozess um den Tod einer Prostituierten

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Nach dem Leichenfund vor zwei Jahren durchkämmen 80 Polizistinnen und Polizisten den Wald in der Nähe des Kapellenweges in Berg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der ehemalige Partner von Luca V. ist wegen Totschlags angeklagt. Ihre Leiche wurde vor zwei Jahren in einem Wald bei Berg entdeckt.

Von Christian Deussing, Berg

Der Hund einer Spaziergängerin hatte vor zwei Jahren eine halb verweste Frauenleiche in einem Waldstück in der Nähe der Kapelle Sankt Anna bei Berg am Starnberger See aufgestöbert. Die Unbekannte wurde von der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck nach einem DNA-Abgleich als Luca V. aus Ungarn identifiziert. Die Ermittler fanden auch heraus, dass sich die 25-Jährige europaweit als Prostituierte auf Escort-Portalen anbot und sich zuletzt mit ihrem Lebensgefährten Philip O. in ein Hotel im südöstlichen Stadtgebiet von München einquartiert hatte. Es wird vermutet, dass die Frau dort Ende November 2021 umgebracht worden ist. Todesursache war demnach stumpfe Gewalt. Als Tatverdächtiger wurde Philip O. im April 2022 in Budapest auf offener Straße von Zielfahndern verhaftet. Der 27-Jährige sitzt seitdem in Stadelheim in Untersuchungshaft und schweigt. Nun muss sich der Mann vor dem Landgericht München I wegen Totschlags verantworten.

Der Prozess in München beginnt am 23. Januar, angesetzt sind 20 Verhandlungstage, teilt Gerichtssprecher Laurent Lafleur auf Nachfrage mit. Die Vorsitzende Richterin ist Elisabeth Ehrl, verhandelt wird das Verfahren vor der 1. Großen Strafkammer des Schwurgerichts. Es wird ein Indizienprozess erwartet, der wohl mindestens bis Ende April dauern wird. Bis zum 8. März sind zunächst 28 Zeugen und zehn Sachverständige geladen. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft München II gegen Philip O. umfasst mehr als 80 Seiten.

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Dem Vernehmen nach soll sich der Beschuldigte, der in Ungarn aufgewachsen ist, häufig mit seiner Partnerin gestritten haben. Der 27-Jährige hat mit ihr zwei gemeinsame Kinder. Den Ermittlungen zufolge sprechen viele Indizien gegen den Mann, der nach der Identifizierung der Leiche ins Visier der Ermittlungsgruppe "Kapellenweg" geriet, die eng mit der Polizei im Heimatland des Opfers kooperierte. Dabei verdichtete sich der Verdacht, dass der 27-Jährige mit dem Verschwinden und dem Tod von Luca V. etwas tun haben könnte.

Seinerzeit stand für die Kripo recht schnell fest, dass der Fundort der Leiche nicht mit dem Tatort identisch ist. Es gab dazu auch keine gegenteiligen Hinweise aus der Bevölkerung. Den Spuren nach hatte der Täter zunächst versucht, die Leiche der zierlichen Frau in einer Mulde zu verbrennen, was offenkundig nicht gelang. Fast zwei Monate später wurde das halb skelettierte Opfer von dem Hund im Unterholz aufgestöbert, etwa 30 Meter von einem Waldweg entfernt, der bei Spaziergängern beliebt ist.

Das Opfer Luca V.: Die zweifache Mutter wurde getötet und im Unterholz verscharrt. (Foto: Polizeipräsidium Oberbayern-Nord /Polizeipräsidium Oberbayern-Nord)

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte sich das Paar seit dem 22. November 2021 in München aufgehalten und sich ein Auto gemietet. Bald darauf verlor sich die Spur von Luca V., die unter den Pseudonymen "Maya" und "Alina" ihre Dienste über ein einschlägiges Portal angeboten hatte. Es ergaben sich aber keine Indizien, dass die auffällig tätowierte Prostituierte einem gewalttätigen Freier zum Opfer gefallen sein könnte.

Ob nun Philip O., der mit seiner Partnerin überwiegend in Budapest gelebt hatte, im Prozess sein Schweigen bricht, ist noch völlig offen. Zur Verhandlung sind auch Zeugen aus dem familiären Umfeld des Opfers sowie Freunde und Bekannte des Paares aus Ungarn geladen.

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